Die Caritas-Vorstände Peter Babinetz (l.) und Christian Schrödter (r.) ziehen eine positive Bilanz der Arbeit im Corona-Jahr 2020 (Foto: privat)
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Kreis Viersen. Pandemie brachte große Herausforderungen, viel Solidarität und einen Digitalisierungsschub

Es kam alles ganz anders als geplant: Zum 100-jährigen Bestehen der verbandlichen Caritas in der Region Viersen musste der regionale Caritasverband die Herausforderungen der Corona-Pandemie meistern. Dennoch zieht er eine positive Bilanz seiner Arbeit im Jahr 2020.

„Alle unsere Einrichtungen waren durch die direkten oder indirekten Auswirkungen des Coronavirus belastet. Wir haben alles darangesetzt, die uns anvertrauten Menschen bestmöglich zu schützen“, schreiben die Caritas-Vorstände Peter Babinetz und Christian Schrödter in ihrem Vorwort zum jetzt veröffentlichten Jahresbericht 2020. Weiter heißt es: „Abstand statt Nähe, Kontaktvermeidung statt Begegnung – diese Gebote der Pandemie widersprechen fundamental dem Wesen von Caritas. Denn gerade wir sind es doch, die ,nah am Menschen‘ sein wollen.“

Respekt vor Leistung der Mitarbeitenden

Die Vorstände zollen den Mitarbeitenden großen Respekt, die trotz der notwendigen Vorsichtsmaßnahmen den Bewohnern, Patienten und Klienten so viel Unterstützung und Zuwendung wie möglich gäben. Und sie erinnern an die Infektionswelle im Viersener Paulus-Stift mit vielen infizierten Bewohnern und Mitarbeitenden. „Wir betrauern den Tod von Bewohnerinnen und Bewohnern, die an oder mit dem Virus verstorben sind“, sagen Peter Babinetz und Christian Schrödter.

Auch dem Caritasverband hat die Corona-Zeit einen Digitalisierungsschub gebracht. Mobiles Arbeiten von zu Hause aus und virtuelle Treffen per Videokonferenz gehören längst zum Alltag bei der Caritas. Unterstützungsangebote wie das Trauercafé oder die Schuldner- und Insolvenzberatung konnten mit Hilfe der Technik auch während der Lockdowns aufrechterhalten werden. Beide Angebote verzeichneten im vergangenen Jahr eine stärkere Nachfrage. Unter der Überschrift #sozial.digital.regional.mobil – Caritas 4.0 treibt der Verband nun die Digitalisierung weiter voran. Die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW fördert das Projekt im Rahmen des Sonderprogramms „Zugänge erhalten – Digitalisierung stärken“. Dabei geht es um eine verbesserte technische Ausstattung, die der zunehmend digitalen und mobilen Arbeitsweise gerecht wird, aber auch um Bildungs- und Beratungsangebote für ältere Menschen, die bisher keine oder nur wenig Erfahrung mit digitalen Medien haben.

Trainee-Programm für Führungskräfte-Nachwuchs

Trotz Corona hat der Caritasverband im vergangenen Jahr an neuen Projekten gearbeitet. Mit einem Trainee-Programm bereitet die Caritas ihren Führungskräfte-Nachwuchs gezielt auf künftige Aufgaben vor. Über einen Zeitraum von sechs bis 18 Monaten lernt die künftige Führungskraft verschiedene Tätigkeitsbereiche kennen und wird dabei von einer Mentorin oder einem Mentor begleitet. Mehrere Leitungen von Caritas-Pflegestationen haben das Programm bereits absolviert. Sehr aktiv ist der Verband auch in der Ausbildung: Rund 45 junge Menschen erlernen hier derzeit ihren Beruf, die meisten im Bereich der Pflege. Die Caritas bildet Pflegefachkräfte nach der neuen dreijährigen generalistischen Ausbildung sowie Köche, Pflegeassistenten und Kaufleute im Gesundheitswesen aus. Außerdem können angehende Erzieherinnen und Erzieher ihr Anerkennungsjahr in einer Kita des Verbandes absolvieren.

In Willich berät und begleitet die Familienhebamme Julia Gabriel seit rund einem Jahr werdende Eltern und Familien mit Babys im ersten Lebensjahr, wenn schwierige Lebensumstände die Schwangerschaft und die erste Zeit mit dem Kind belasten. Acht Familien haben die kostenlose Unterstützung 2020 in Anspruch genommen. Die Quartiersarbeit in Schiefbahn wurde nach einer dreijährigen Förderphase durch das Land NRW inzwischen auf eine stabile dauerhafte Grundlage gestellt. In Bracht hat die Caritas die Betreuung der Mieter in einer Wohnanlage der GWG Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Kreis Viersen AG im Rahmen des „Service-Wohnens“ übernommen.

Neue Tagespflege in Viersen geplant

Für 2022 plant der Verband die Eröffnung einer weiteren Tagespflege für Senioren in Viersen an der Gladbacher Straße. Bisher unterhält er bereits vier Tagespflegen in Kempen, Nettetal, Dülken und Süchteln. Mit Ausbruch der Pandemie im Frühahr 2020 wurde für die Einrichtungen ein Betretungsverbot verhängt; dadurch konnten die Gäste über viele Wochen nicht betreut werden. „Das hat sehr deutlich gemacht, welche Bedeutung die Tagespflege für die Lebensqualität der älteren Menschen und ihrer Angehörigen hat“, sagt Christian Schrödter.

Die beiden Caritas-Vorstände hoffen, dass die Pandemie bald bewältigt sein wird. „Wir sind dankbar für die große Solidarität, die wir innerhalb und außerhalb unseres Verbandes erfahren durften. Trotz Distanz sind wir enger zusammengerückt“, erklärt Peter Babinetz. Nun freut er sich gemeinsam mit Christian Schrödter auf die Zeit nach Corona. Dann soll auch das ausgefallene große Dankeschön-Mitarbeiterfest zum Jubiläum der verbandlichen Caritas in der Region Viersen nachgeholt werden.

Der Jahresbericht 2020 steht zum Download auf www.caritas-viersen.de bereit. Hier sowie auf der Facebook-Seite des Verbandes sind auch viele weitere Informationen über die Arbeit der Caritas in der Region abrufbar.

 

Zahlen und Fakten

  • Ende 2020 beschäftigte der regionale Caritasverband 574 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter 44 Auszubildende.
  • 818 Patienten wurden im Jahr 2020 von den Mitarbeitenden der sechs Caritas-Pflegestationen zu Hause versorgt – rund 100 mehr als im Jahr zuvor. Die Hälfte von ihnen war älter als 80 Jahre, darunter 407 hochbetagte Frauen und Männer ab 91 Jahren.
  • Weiter gestiegen ist der Bedarf an Schuldner- und Insolvenzberatung. 1.873 Menschen nahmen 2020 die Hilfe des Dienstes in Anspruch – das waren erneut rund 200 mehr als im Jahr davor.
  • 550 Frauen und Männer gehören dem Caritasverband für die Region Kempen-Viersen als persönliche Mitglieder an.
  • Derzeit baut die Caritas das Altenheim St. Michael in Waldniel um. Außerdem entsteht ein Neubau für die benachbarte Caritas-Pflegestation Schwalmtal.
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