Ansicht auf die Silk City Gallery von der Sankt-Anton-Straße. Die riesige Betonfassade schmückt ein futuristisches Kunstwerk, in dem das Logo des Seidenweberhauses eingebaut wurde (Foto: Presse und Kommunikation, A. Bischof)
Anzeigen

Krefeld. Ein gewaltiger rosa Krake umschlingt mit seinen Fangarmen den grauen Beton des Seidenweberhauses. Nichts scheint seinen Saugnäpfen zu entkommen. Nur eine Katze flüchtet durch eine Klappe ins Gebäude. Dieser erste Eindruck vermittelt sich den Besuchern, die den Theaterplatz vom Ostwall betreten. „Silk City Gallery” heißt das Perspektivwechsel-Projekt des Stadtmarketings. Rund 30 internationale Street-Art-Künstler haben Wandgemälde, Graffitis und 3D-Kunst rundum auf die monotonen Wände der Stadthalle aufgetragen. Nach Jahren der tristen Existenz erfährt der Betonklotz aus den 1970er-Jahren so eine neue Aufmerksamkeit. „Krefeld ist eine Stadt, die sich was traut”, sagt Oberbürgermeister Frank Meyer. Und die Farbe zeigt unmittelbar ihre Wirkung: Während Passanten noch bis vor ein paar Tagen vorbeihuschten, bleiben sie nun stehen, schauen, zeigen auf das Objekt. Zahlreiche umrunden den Bau und nehmen Fotos auf. In kleinen Gruppen kommen die Menschen über die temporäre Kunstaktion ins Gespräch.

„Es ist ein Laboratorium der Kreativbildung. Es stand nichts vorher fest”, sagt Frederike Wouters, künstlerische Leiterin. Beim ersten Rundgang mit den Künstlern seien alle zunächst von der Größe des Gebäudes überrascht gewesen. Zudem stehe das Haus im Fokus der Stadt, an dem Wirtschaft, Handel und Kultur zusammentreffen. „Ich finde es spannend, dass wir hier mittendrin sind”, betont Wouters. Dabei klammert sie ihre und die der Künstler bedrückende Wahrnehmung der „Szene” auf dem Platz nicht aus. Diese Eindrücke flossen ebenso in die Arbeiten ein, wie die Wabenform des Gebäudes, das Thema Vergänglichkeit und 100 Jahre Joseph Beuys. Gleich mehrfach wurde der in Krefeld geborene Künstler in Zusammenhang mit Honig, Bienen, Hasen, Schamanismus dargestellt. Die „Sahneseite” des Seidenweberhauses zur St.Anton-Straße ziert nun die Weltraumszene eines Trios: Tubuku, Gregor Wosik und Anna Mrzyglod.

Fußabdrücke auf dem Boden zeigen beste Sicht auf Kunstwerke an

Alles ist Kunst auf Zeit, denn den Abriss des Gebäudes hat der Stadtrat längst beschlossen. Das sei allen Künstlern bewusst und Teil des Projektes, so Wouters. Wer die beste Sicht auf die Kunstwerke wählen möchte, sollte auf Fußabdrücke auf dem Pflaster achten. Dort erwartet die Besucher die beeindruckteste Perspektive auf die Bilder. Bei den 3D-Werken ist diese Position notwendig, um den Raumeffekt sehen zu können. Zur Erkundung der „Silk City Gallery” wird das Stadtmarketing einen Rundgang mit Erläuterungen auf www.krefeld.de/de/stadtmarketing/silk-city-gallery einstellen. Dort finden sich schon Kurzbiographien der beteiligten Künstler.

Beitrag drucken
Anzeige