Oberhausen. Lief es bei den vorherigen Disziplinen bisher nicht zufriedenstellend, wurde die letzte und wichtigste Disziplin umso wichtiger. Geht es doch im 9-Ball nicht nur um den Titel sondern auch in diesem Jahr um die Qualifikation zu den World Games in Birmingham/Alabama im nächsten Jahr. Die World Games finden wie die Olympischen Spiele normalerweise alle 4 Jahre statt. Der Deutsche Ralf Souquet konnte sich bereits 2009 als Sieger einmal in die Geschichtsbücher eintragen.
Doch auch dieser Wettbewerb startete alles andere als geplant mit einer Niederlage. Somit stand Joshua Filler vom BC Oberhausen mit dem Rücken zur Wand und der Druck war immens groß. Nacheinander konnte er sich sicher ins Viertelfinale spielen, um hier auf seinen Vereinskollegen Niels Feijen zu treffen. Nach 8:5 Führung für Niels drehte Joshua dieses prestigeträchtige Spiel noch mit 9:8 und stand somit im Halbfinale unter den letzten 4 Spielern. Nach anfänglichen Schwierigkeiten sicherte sich der Deutsche die Teilnahme am Endspiel und traf dort auf den ehemaligen Juniorenweltmeister Sanjin Pehlivanovic. Joshua lief permanent einem Rückstand hinterher und musste seinem Gegner beim Stand von 7:8 zuschauen, der nur noch 2 Kugeln vom Titel entfernt war. Die Position auf die Acht war alles andere als gelungen und ein schwerer Vorbereitungsball auf die Neun lag vor dem jungen Bosnier. Die Arena war mucksmäuschenstill und hallte urplötzlich mit einem lauten Aufschrei, als Sanjin die schwere Acht reinschoss und somit nur noch eine Kugel vor seinem größten Erfolg in seiner bisherigen Herrenkarriere entfernt war. Doch dann passierte das, was an Dramatik kaum zu beschreiben ist. Sanjin verschoss den relativ leichten Matchball und gab Joshua die letzte Chance, sich doch noch den Titel zu holen. Eiskalt versenkte er nach einem erfolglosen Break seines Kontrahenten Kugel um Kugel und konnte es selbst kaum glauben, sich doch noch die Goldmedaille um den Hals hängen zu lassen. Wie es seinem gebeutelten Gegner in diesem Moment ging, können wir uns wahrscheinlich alle gemeinsam vorstellen. Die Freude über die “gewonnene” Silbermedaille wird mit Sicherheit erst einige Tage später zum Vorschein kommen.
Winners Qualification Joshua Filler – Francesco Candela (ITA) 8:9
Loosers Qualification Joshua Filler – Alvaro Canoniga (ESP) 9:6
Last 64 Joshua Filler – Christoffer Lenz (DEN) 9:3
Last 32 Joshua Filler – Michael Schneider (SUI) 9:6
Last 16 Joshua Filler – Tomasz Kaplan (POL) 9:7
Quarter Finals Joshua Filler – Niels Feijen (NED) 9:8
Semi Finals Joshua Filler – Sebastian Batkowski (POL) 9:6
Final Match Joshua Filler – Sanjin Pehlivanovic (BIH) 9:8
Dazu kommentiert Joshua Filler: “Nach den anstrengenden Wochen in den USA merkten Pia und ich natürlich den Jetlag und hatten unsere Schwierigkeiten ins Turnier zu finden. Von Anfang an war klar, dass 9-Ball aufgrund der World Games die wichtigste Disziplin war. Trotzdem ist der Anspruch groß, auch erfolgreich in den anderen Wettbewerben mitzumischen. Im 8-Ball konnte ich mit der Bronzemedaille schon mal erfolgreich nach vorne preschen, unterlag dort knapp gegen Fedor Gorst. Unser Coach Günter Geisen war als zuständiger DBU Trainer vor Ort und konnte mich somit das Turnier über am Besten unterstützen und Beobachtungen mit mir besprechen. Mit den World Games im Hinterkopf und der Erstrundenniederlage gegen Candela war der Druck bei mir enorm. Ausgerechnet im Viertelfinale musste ich dann gegen Niels Feijen spielen und auch für ihn stand wahnsinnig viel auf dem Spiel. Glücklicherweise konnte ich mich nach Rückstand noch knapp durchsetzen. Das Finale gegen Sanjin werde ich mit Sicherheit nicht so schnell in meinem Leben vergessen. Er hatte den Matchball vor sich liegen und zu aller Erstaunen verschoss er die Neun. Somit glich ich zum 8:8 aus, aber Sanjin war mit seinem eigenen Break immer noch im Vorteil. Mit der noch im Kopf vorhandenen verpassten Chance zum Titel breakte er nicht so wie vorher und ich wusste genau, dass genau jetzt meine Chance gekommen war und ich mir diesen Titel nicht mehr nehmen lassen würde. Dieser Titel bedeutet mir wahnsinnig viel und danke allen, die mich hier und auch sonst unterstützt haben.”
Der BC Oberhausen ist stolz auf seinen Athleten und gratuliert ganz herzlich zum Gewinn der Bronze- als auch Goldmedaille und zur Qualifikation an den bevorstehenden World Games.