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Duisburg. „Wir müssen unsere Kunden schützen“ – Warum die Stadtwerke neue Grundversorgungstarife einführen müssen und das Geschäftsmodell von Discount-Versorgern gescheitert ist.

Die Krise auf dem Energiemarkt setzt sich auch im Jahr 2022 fort. Beschaffungs- und Rohstoffpreise sind weiter auf Rekordhöhen. Bundesweit sind inzwischen rund 40 Versorger, die nicht im Vorfeld der rasanten Preisentwicklung die notwendigen Mengen für ihre Kunden beschafft haben, in die Insolvenz gegangen oder haben ihren Kunden die Verträge gekündigt. Das hochspekulative Geschäftsmodell, auf niedrige Beschaffungspreise zu warten, um maximale Profite einzufahren, hat sich einmal mehr als gescheitert erwiesen. „In der Krise zeigt sich, auf wen Verlass ist. Als Grundversorger garantieren wir den Menschen in Duisburg eine sichere und zuverlässige Energieversorgung“, sagt Marcus Wittig, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Duisburg AG. „Wir Grundversorger sind das Sicherheitsnetz, wenn Wettbewerber ihre Kundinnen und Kunden im Regen stehen lassen. Der Unterschied ist: Während wir vorausschauend und auf lange Sicht Energiemengen für unsere Kunden einkaufen und damit stabile Preise und ein wirtschaftliches Auskommen des Unternehmens sichern können, spekulieren einige Marktteilnehmer auf den kurzfristigen Erfolg. Bei steigenden Preisen im Einkauf fehlt ihnen die Liquidität und sie geraten in wirtschaftliche Not“, erklärt der Stadtwerke-Vorstand die aktuelle Problematik auf dem Energiemarkt.

Mit den zahlreichen Insolvenzen verschiedener Versorger in den vergangenen Wochen sind hunderttausende Kunden in ganz Deutschland in diese Situation gekommen. Diese Kunden benötigen Energiemengen, mit denen kein Grundversorger vorab rechnen konnte. Diese notwendige Energie jetzt nachträglich für die neuen, unverhofften Kunden einzukaufen, ist bei den aktuellen Preisen am Energiemarkt ein millionenschwerer Kraftakt. „Wir haben zu Beginn des vergangenen Jahres nicht damit rechnen können, dass wir so viele Menschen zusätzlich berücksichtigen müssen. Entsprechend sind wir nun gezwungen, zu den derzeitigen Extrempreisen an den Energiebörsen zu ordern. Deshalb müssen wir die Preise für neue Verträge an die aktuelle Marktlage anpassen und haben für neue Kundinnen und Kunden einen zweiten Grundversorgungstarif eingerichtet“, sagt Wittig. Notwendig ist das insbesondere, um die Preise für die Bestandskunden, die seit vielen Jahren dem Unternehmen die Treue halten, stabil halten zu können. Die Stadtwerke Duisburg haben zu Jahresbeginn den Strompreis für ihre Kunden sogar gesenkt. Diesen Preis jetzt weiterhin auch neuen Kunden zu ermöglichen, ist wirtschaftlich für das Unternehmen nicht darstellbar. „Unsere Bestandskunden dürfen nicht bestraft werden. Sie dürfen nicht das Risiko für die Discount-Anbieter tragen, bei denen sich die Geschäftsmodelle jetzt als nicht tragfähig erweisen. Deshalb schützen wir unsere Kunden“, so Wittig.

Beschaffungspreise um fast 700 Prozent gestiegen

Der Großhandelspreis für Strom ist in den vergangenen Jahren um 681 Prozent gestiegen: 43,28 Euro (alles Nettopreise) kostete die Megawattstunde Strom für Januar 2018 durchschnittlich im Dezember 2017. Im Dezember 2021 kostete die gleiche Menge Strom für den Januar 2022 schon 294,79 Euro. Ein Plus von 251,51 Euro. Ebenfalls dramatisch sieht die Preisentwicklung beim Gas aus. Hier haben sich die Preise zwischenzeitlich ebenfalls mehr als verfünffacht. Kostete die Megawattstunde für Januar 2018 im Dezember 2017 noch 20,75 Euro, so kostete sie im Dezember 2021 für den Januar 2022 schon 115,73 Euro. Die Preise im Energieeinkauf kennen seit Jahren nur eine Richtung: nach oben. Wenn Versorger die notwendigen Mengen für ihre Kunden nicht beschafft haben und die Extrempreise am Markt nicht mehr zahlen können, gehen sie in die Insolvenz, kündigen ihren Kunden, oder ihnen werden von den großen Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland die Bilanzkreise gekündigt, so dass sie am Strommarkt nicht mehr teilnehmen können. Hunderttausende Kunden haben auf diese Weise in den vergangenen Monaten ihren Stromanbieter verloren. Weil sie aber – vor allem in der kalten Jahreszeit – nicht ohne Energie dastehen können, springen die Grundversorger ein und sorgen mit der sogenannten Ersatzversorgung für die sichere Belieferung mit Strom und Gas. In Duisburg macht das die Stadtwerke Duisburg AG.

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Allein im Dezember 2021 sind mehr als 9.900 Haushalte in Duisburg in die Grund- und Ersatzversorgung in den Sparten Strom oder Gas gefallen. Zum Vergleich: Im Dezember 2020, als die Energiekrise ebenfalls schon merkliche Spuren im Markt hinterließ, waren es nur rund 2.200 Haushalte. Für diese neuen Kunden müssen die Stadtwerke Duisburg dann kurzfristig Energie neu beschaffen – und das natürlich zu den dann tagesaktuellen Extrempreisen. „Gerne würden wir diesen Menschen einen günstigeren Preis anbieten. Es ist für uns unter den derzeitigen Marktbedingungen aber wirtschaftlich unzumutbar. Wir haben keine andere Wahl, als neuen Kunden Tarife anzubieten, die sich an den aktuellen Preisen am Markt orientieren“, erklärt Torsten Hiermann, Leiter Vertrieb und Markt bei den Stadtwerken Duisburg.

Daseinsvorsorge darf kein Spekulationsobjekt werden

Der Energiemarkt ist seit Monaten völlig aus den Fugen geraten. Leidtragende sind die Verbraucher, für die die Preise steigen, und die Grundversorger, die sich mit erheblichen Schwierigkeiten in der Planung in der Beschaffung konfrontiert sehen. Das Verhalten der Energie-Discounter erschwert die Lage zusätzlich. „Kluges, vorausschauendes Wirtschaften wird so quasi unmöglich gemacht. Hier wird Daseinsvorsorge zum Spekulationsobjekt. Es geht aber um Grundbedürfnisse der Menschen. So darf mit Gütern der Daseinsvorsorge nicht umgegangen werden“, sagt Marcus Wittig.

Für den Stadtwerke-Chef ist ein Handeln der Politik überfällig. „Dass Grundversorgungstarife günstiger sind als Sondertarife, wie man derzeit in den Preisvergleichsportalen täglich beobachten kann, ist eine unhaltbare Situation. Sie zeigt, wie sehr der Markt im Ungleichgewicht ist“, so Wittig. In Grundversorgungstarife werden viele Risiken einkalkuliert wie Zahlungsausfälle, Kundenabwanderungen durch kurze Kündigungsfristen und vieles mehr. Diese Tarife müssen unter kaufmännischen Gesichtspunkten entsprechend teurer sein. „Die Politik kann hier nicht tatenlos zusehen. Sie kann sich auf uns verlassen, dass wir die Versorgung der Bürger sicherstellen, aber wir müssen uns auch auf die Politik verlassen können, dass sie Rahmenbedingungen schafft, die angemessen und verlässlich sind“, fordert Wittig.

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