Manchmal ist bei einer Reparatur auch Teamwork nötig: Roland Fleischhacker (links) und Norbert Bothe (rechts) versuchen sich gemeinsam an einer Kaffeemaschine (Foto: pst)
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Moers. Jeanette Heßeler wuchtet eine Kiste voller Stoff auf den Tisch. Almut Szaszmann schaut sie mit großen Augen an. „Ich habe einige Schürzen zum Reparieren mitgebracht“, erklärt die Besucherin des Reparatur-Cafés.

Jeden dritten Mittwoch im Monat lädt das Team des Reparatur-Cafés Bürgerinnen und Bürger dazu ein, mit ihren defekten Textilien, Elektrogeräten oder Möbeln nach St. Ida/Rheinkamp (Eicker Grund 102) zu kommen. Dort warten in der Regel mindestens sechs bis sieben Expertinnen und Experten darauf, ihnen bei Reparaturen aller Art weiterzuhelfen.

Almut Szaszmann ist an der Nähmaschine zu Hause. Heute müssen die Bindegürtel der Schützen aus Jeanette Heßelers Pizzaservice neu angenäht werden. Sie haben sich nach vielen Jahren im Einsatz abgetrennt. „Wegschmeißen kann jeder“, erzählt Heßeler ihren Besuch im Reparatur-Café. „Außerdem würde ich für jede neue Schütze bestimmt 10 bis 15 Euro zahlen.“ Per Hand hatte sie bereits versucht, die Textilien zu reparieren. Aber diese Übergangslösung gibt nun den Geist auf.

Während sich Almut Szaszmann um die Schürzen kümmert, geht es einen Tisch weiter um Probleme mit einem Staubsauger. „Der Schalter ist kaputt. Jetzt habe ich einen neuen besorgt und hoffe, dass man ihn hier einbauen kann“, beschreibt Manuela Zaitz ihr Anliegen. Nur wegen eines defekten Schalters wollte sie nicht das komplette Gerät entsorgen. Beim Hersteller hätte die Reparatur jedoch so viel gekostet wie ein ganz neuer Staubsauger. Norbert Bothe, Reparatur-Experte für Elektrik, nimmt sich dem Problem an. Nach wenigen Handgriffen sitzt der Schalter wieder im Staubsauger und ein kurzer Test zeigt: Er funktioniert nun wieder. Manuela Zaitz resümiert: „Ich bin begeistert – auch, dass es jetzt so schnell ging.“

„Da ist nicht mehr viel zu machen“
Es kann aber nicht jedes Teil gerettet werden. Tanja Reckers, Leiterin des Reparatur-Cafés, betont: „Unsere Experten sind sehr ehrgeizig. Sie versuchen zu helfen bis zum Schluss. Aufgeben gibt es nur selten!“ In einer anderen Ecke des Raums bekommt Roland Fleischhacker ein altes Vogelhaus in die Hand gedrückt. Er sieht jedoch schnell: „Da ist nicht mehr viel zu machen. Das Holz ist schon komplett morsch.“ Der Besitzerin Uschi Vennes macht er jedoch Hoffnung: „Vielleicht können wir es zumindest noch über diese Saison bringen.“ Er tauscht die alten Schrauben aus und übergibt es ihr mit den Worten: „Mehr ist nicht rauszuholen.“ Aber die Besucherin zeigt sich zufrieden: „Wenigstens diesen Winter kann ich es jetzt nochmal benutzen.“

Ebenfalls eine 13 Jahre alte Kaffeemaschine lässt sich nicht mehr reparieren. Norbert Bothe hat das ‚antike Stück‘ bereits in Augenschein genommen: Das Heizelement ist kaputt. „Ein Ersatzteil wäre sicherlich schwierig zu bekommen und wenn das ganze Gerät schon so alt ist, lohnt sich die Reparatur gar nicht“, muss er eingestehen. Das Kabel trennt er jedoch fachmännisch ab und gibt es der Besitzerin wunschgemäß mit nach Hause. Sie will es aufgrund der perfekten Länge an ihre neue Kaffeemaschine mit zu kurzem Kabel anbringen.

Ganz umsonst war der Besuch für die Besitzerin also nicht – erst recht nicht, weil es auch Kaffee und Kuchen im Reparatur-Café gibt. „Es geht uns darum, einen entspannten Nachmittag mit netten Gesprächen gemeinsam zu verbringen. Und wir freuen uns immer über neue Gesichter“, formuliert Tanja Reckers abschließend.


Das Reparatur-Café sucht noch weitere Reparatur-Experten – vor allem in den Bereichen IT, Radio- und Fernsehtechnik. Interessierte Ehrenamtliche können sich bei Tanja Reckers melden: 0 28 41 / 88 78 606.


Der nächste Termin ist am 19. Januar von 16 bis 18.30 Uhr. Es gelten die aktuellen Corona-Regeln. Die Aktion ist eine Kooperation vom Quartierszentrum AWO-Caritas mit der katholischen Kirchengemeinde St. Martinus und KoKoBe Moers.


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