Propst Norbert Dudek mit Gemeindereferentin Maria Rüther und Pastoralreferentin Claudia Buskotte am Taufbecken von St. Marien (Foto: Patrizia Labus)
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Schwelm. Sie sind die ersten Frauen in Deutschland, die in der katholischen Kirche taufen dürfen: Pastoralreferentin Claudia Buskotte und Gemeindereferentin Maria Rüther sind vom Bischof Franz-Josef Overbeck zu außerordentlichen Taufspenderinnen ernannt worden.

Es ist eine bundesweite Premiere: Weil für Taufen in der katholischen Kirche immer weniger Priester und Diakone zur Verfügung stehen, hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck jetzt 17 Pastoral- und Gemeindereferentinnen sowie einen Gemeindereferenten beauftragt, künftig diese wichtige Aufgabe in ihren Pfarreien zu übernehmen.  In einem feierlichen Gottesdienst im Essener Dom hat er den Seelsorgerinnen und Seelsorgern am 12. März die entsprechenden Urkunden überreicht. Aus der Propstei waren Pastoralreferentin Claudia Buskotte und Gemeindereferentin Maria Rüther mit dabei.

Wichtiger Schritt in die richtige Richtung

„Das war schon sehr bewegend und ist eine große Ehre“, fassten die beiden Frauen nach der Beauftragungsfeier ihre Emotionen in Worte. Beide sind in der Propstei St. Marien schon seit Jahren unter anderem im Beerdigungsdienst tätig und feiern Wortgottesdienste. Die Taufe allerdings als Sakramentsspende ist bisher nur den geweihten Seelsorgern vorbehalten gewesen – sprich Priestern und Diakonen. Daran hat sich im Bistum Essen nun grundlegend etwas geändert. Zunächst elf der 40 Pfarreien im Bistum – vom Ruhrgebiet über das Bergische Land bis ins Sauerland – hatten angesichts des Priestermangels beantragt, auch Seelsorgerinnen und Seelsorger mit Taufen zu beauftragen, die nicht geweiht sind. In einer eigens konzipierten viertägigen Fortbildung haben sich die 18 Seelsorge-Profis dann noch einmal speziell mit Theorie und Praxis der Taufe beschäftigt – und werden mit der Beauftragung des Bischofs nun in ihren Pfarreien eingesetzt.

„Ich sehe es nicht nur als Arbeitsentlastung, sondern als wichtigen Schritt in die richtige Richtung zu mehr Miteinander als Schwestern und Brüder in der Kirche. Es ist nur sinnvoll, dass wir als pastorale Mitarbeiter auch die gleichen Dienste erfüllen“, betont Propst Norbert Dudek. Ruhrbischof Overbeck formulierte es bei der Beauftragungsfeier in Essen so: Die Menschen, die die neuen Taufspender*Innen in der kommenden Zeit taufen werden, würden „Schritt für Schritt in eine neue soziale und soziologisch bestimmte Gestalt der Kirche in unserem Land hineinwachsen“.

Positive Reaktionen

„Theologisch gesehen spricht da grundsätzlich auch nichts gegen, da es schon immer so war, dass in Notsituationen jeder taufen darf“, betont Claudia Buskotte beim Gang zum Taufbecken in der Marienkirche. Dort wird die Pastoralreferentin Ende Mai dann auch das erste Mal als Taufspenderin tätig – und das bei ihren eigenen Enkeln. „Meine Familie hat es sich so gewünscht und ich freue mich natürlich umso mehr, dass ich diese Bitte jetzt auch erfüllen kann“, so Claudia Buskotte.

Die ersten Reaktionen seien durchweg positiv. „Klar, es wird für den ein oder anderen erstmal neu und ungewohnt sein, aber viele werden merken, dass wir als Seelsorgerinnen Taufen genauso wertvoll feiern können“, betont Maria Rüther. Sie selbst ist in der Pfarrei schon lange in der Kommunionvorbereitung tätig, führt junge Menschen schon in den Glauben ein und hat engen Kontakt zu den Familien. „Umso schöner, dass ich selbst jetzt Kinder in die Glaubensgemeinschaft aufnehmen darf.“

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