v.l. (1) Zustand vor der Fällung vom 15.06.2022 an der Warthestraße, (2) Zustand nach der Fällung vom 15.06.2022 und (3, Fotomontage) "Wird es so wohl schon in wenigen Jahren aussehen?", fragt Leser Frank Wichmann (Fotos und Montage: Frank Wichmann)
Anzeige

Moers. Gemäß § § 39 Bundesnaturschutzgesetz ist es vom 01. März bis zum 30. September verboten, Hecken, Bäume und Gebüsch zu roden, abzuschneiden oder zu zerstören. Ein schönes Gesetz, was allerdings so wirksam ist, wie  Kamillentee zum Betanken eines Fahrzeugs zu nutzen. Denn sobald eine behördliche Genehmigung vorliegt, kann munter geschnitten und gefällt werden.

Seit Jahren erleben wir an der Warthestraße in Meerbeck und Hochstraß, wie Baumdienste von der Vivawest mitten in der Schutzzeit “plötzlich” aufgetretene Gefährdungen mit Hingabe beseitigen. Warum nicht vor oder nach der Schutzzeit gehandelt wird, ist offenbar ein Geheimnis.

Es ist auch völlig egal ob Fledermäuse, Spechte oder andere Vögel ihre Nester und Ruhezonen in den Bäumen haben. Selbstverständlich schaut der Baumfäller, ob noch ein Tier im Nest ist. Aber, oh Wunder, nur noch leere Nester und Äste. Erstaunlich, dass die Tiere nicht beim harmonischen Klang der Kettensägen und der Maschinen entspannt in den Bäumen bleiben.

Und so verwandelt sich die einstige parkähnliche Warthestraße in ein pflegeleichtes Steinghetto. Hier muss man der Vivawest zu Gute halten, dass Mieter- und Anwohnerwünsche gerne berücksichtigt werden, wenn dieses lästige Laub, laut einer Anwohnerin, sogar dreimal jährlich von den Bäumen fällt. Toll, wie sich Bäume so oft völlig regenerieren. Warum dann zeitgleich diese megavitalen Bäume so krank sind, dass nur eine Fällung möglich ist, wissen nur die Experten.

Die Aktion “Moers soll grün werden” muss man auch richtig verstehen. Es heißt ja nicht “Moers soll grün bleiben”. Also erst einmal alles planieren und dann folgt die Ersatzpflanzung städtearchitektonischer Designbäumchen, die nicht einmal ein Prozent der Luftreinigung der gefällten Bäume bringen. Und auch ein neues Heim für Vögel, Fledermäuse und andere Tiere gibt es nicht mehr.

Alles legal, alles ökonomisch. Denn jahrelang keine richtige Baumpflege durchzuführen spart Geld und führt letztlich zum gewünschten Ergebnis. Eine günstige Fällung der Bäume.

 

Frank Wichmann, Moers

 

Anmerkung der Redaktion: Unter LeserKlick versteht die LokalKlick-Redaktion Artikel mit Empfehlungen, Erlebnissen und Tipps von Leserinnen und Lesern, als auch den klassischen Leserbrief. Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor und veröffentlicht keine anonymen Leserbriefe.

InfoKlick: leserbriefe@lokalklick.eu

Beitrag drucken
Anzeigen