Kreis Kleve/Düsseldorf. Mit diesem Namen hatten selbst Insider nicht gerechnet, als mittags die Kabinettsliste der neuen NRW-Landesregierung unter Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bekannt wurde: Die erst nach der letzten Kommunalwahl in 2020 gewählte Landrätin des Kreises Kleve, Silke Gorißen, wird Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Die 50 Jahre alte CDU-Politikerin aus Bedburg-Hau soll von Hendrik Wüsts Anruf am Morgen selbst überrascht worden sein. Silke Gorißen, die seit dem letzten Dezember mit dem Richter Wilfried van der Grinten verheiratet ist, war zunächst in ihrem Heimatort in der Kommunalpolitik aktiv. Bei der Nachfolge für den Landrat Wolfgang Spreen setzte sich Gorißen zunächst partei-intern gegen Dominik Feyen durch. Gegen den unabhängigen Kandidaten Peter Driessen gewann Gorißen in der Stichwahl. Silke Gorißen wird als Landrätin ein neuer Verwaltungs- und Politikstil nachgesagt.
Die Verwaltungsgeschäfte wird ab sofort Zandra Boxnick als Allgemeine Vertreterin der Landrätin leiten und die repräsentativen Termine werden von den gewählten Stellvertreter:innen wahrgenommen. Noch konnte die Pressestelle des Kreises Kleve nicht genau sagen, wie die Nachbesetzung der nun offenen Position der Landrätin/des Landrats zu erfolgen hat. In der Kreisverwaltung wird dieser Prozess gerade in Erfahrung gebracht und geprüft. Bei der Neuwahl wird ein erneuter Gang der Bürgerinnen und Bürger des Kreises Kleve zu den Wahl-Urnen nötig. Dazu könnten alle Parteien und Wählervereinigungen neue Kandidaten aufstellen. Auch ist noch nicht klar, für wie lange die/der neue Landrätin/Landrat dann gewählt wird – dieses könnte bis Ende der derzeitigen kommunalen Legislaturperiode in 2025, aber auch für erneute fünf Jahre sein.
Positive Reaktionen der Kreistagsfraktionen
Der Vorsitzende der CDU Kreistagsfraktion, Paul Düllings, war ebenso überrascht über die Berufung von Silke Gorißen in das Kabinett Wüst II. Stolz ist Düllings, da endlich wieder ein Kabinettsmitglied aus dem Kreis Kleve am Düsseldorfer Regierungstisch sitzt. Der letzte Landesminister aus dem Kreis Kleve war der Gelderner CDU-Mann Helmut Linssen zwischen 2005 und 2010 im Kabinett von Jürgen Rüttgers.
Düllings sei selbst erst am Mittag von Gorißens Schritt in die Landeshauptstadt informiert worden: „Es ist keinem vorher bekannt gewesen. Silke Gorißen war wohl am Morgen selbst von dem Anruf von Hendrik Wüst überrascht worden.“ Weiter erzählt Paul Düllings, dass die Landrätin ihre kurze Bedenkzeit für ein Telefonat mit ihrem Mann genutzt habe.
Den Schritt der Landrätin in die Landesregierung sieht Düllings zum einen als Wertschätzung und Imagesteigerung des eher ländlich geprägten Kreises Kleve sowie als Anerkennung der Leistungen von Silke Gorißen. Diese habe nach Ansicht Düllings einen erheblichen Anteil für einen neuen Stil und Arbeitsweise in der Verwaltung und die progressive Ausrichtung des Kreises. „Silke Gorißens Schritt in die Landeshauptstadt ist ein Verlust für unseren Kreis, aber auch ein deutliches würdigendes Zeichen für ihre Arbeit und für unseren Kreis“, resümiert der CDU-Fraktions-Chef. Weiter erklärt Düllings, dass nun die CDU-Kreispartei über die neue Situation beraten werde und so bald es spruchreif ist, eine/n neue/n Kandidat/in benennen wird.
Die drei Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen der SPD, Bündnis90/Die Grünen und der FDP –Jürgen Franken, Andreas Mayer und Prof. Dr. Ralf Klapdor– hat die überraschende Nachricht sehr für die Landrätin gefreut. Neben ihren Glückwünschen für Silke Gorißen, bedanken sich Franken, Mayer und Klapdor sehr für den Einsatz der Landrätin. Einig sind sich die drei Vorsitzenden in ihrer Einschätzung, dass Gorißen in den letzten fast zwei Jahren als Landrätin richtungsweisende Anstöße für einen bürgernahen Verwaltungs- und Politikstil gegeben und einen „guten Job“ gemacht habe. Bei der Nachfolgeregelung gehen Franken, Mayer und Klapdor unabhängig von einander davon aus, dass zunächst jede Partei für sich berät und es dann vielleicht danach Gespräche für eine/n gemeinsame/n Kandidat/in geben könnte.
Positives Signal für den Kreis Kleve
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Franken hebt die Bedeutung für den Kreis Kleve hervor. So rücke ein Kreis oder eine Stadt ins politische Rampenlicht, wie es zum Beispiel durch die ehemalige Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) aus Kleve deutlich erkennbar war. Weiterhin bedauert Jürgen Franken aber auch den Karriereschritt von Gorißen: „Schade, ich hätte in dieser Legislaturperiode mehr Kontinuität für den eingeschlagenen positiven Richtungswechsel zu ihrem Vorgänger erwartet.“
Einen ähnlichen Richtungswechsel erwartet der grüne Fraktionsvorsitzende Andreas Mayer nun von Gorißen für NRW: „Gorißens Wechsel in die Landesregierung ist eine große Chance für den Kreis Kleve aber auch das gesamte Bundesland zur Etablierung der ökologischen Landwirtschaft. Ich hoffe, dass Frau Gorißen als Landwirtschaftsministerin die Erfahrungen der aktuell eingeschlagenen Öko-Modellregion Niederrhein landesweit einbringt und die Fortsetzung sowie Ausbau weiter steigert.“ Mayer ist optimistisch, dass die schwarz-grüne Zusammenarbeit für neuen Wind aus Düsseldorf in Richtung des Kreises Kleve sorgen wird.
„Das eine Landesministerin aus dem ländlichen Raum kommt, ist sehr positiv zu sehen. Silke Gorißen kann und wird hoffentlich ihre Erfahrungen aus unserer Region mit in ihr Ministerium nehmen. Ich wünsche mir dadurch eine Stärkung für die wirtschaftliche Bandbreite von Landwirtschaft, Handwerk, Technologie, Industrie, Wissenschaft und Lehre in unserem Kreis Kleve“, erklärt der FDP-Fraktionsvorsitzende Prof. Dr. Ralf Klapdor.