Auf großes Interesse stieß der Rundgang anlässlich des Hochwassers vor einem Jahr. Er führte vom NaturGut über die Wiembachallee zur Bielertkirche (Foto: Stadt Leverkusen)
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Leverkusen. Vor einem Jahr traten in Leverkusen Flüsse und Bäche durch den Starkregen weit über die Ufer und sorgten für nie dagewesene Überschwemmungen. Stark betroffen waren die Stadtteile Opladen, Schlebusch und Alkenrath. Um stellvertretend für die gesamte Stadt an das Flutereignis zu erinnern, aber auch über den Wiederaufbau zu informieren, gestalteten die Evangelische Kirchengemeinde Opladen, die Katholische Kirchengemeinde Sankt Remigius Opladen, der Malteser Hilfsdienst, das NaturGut Ophoven und die Stadt Leverkusen am Donnerstag, 14. Juli, dem Jahrestag des Hochwassers, einen Rundgang vom NaturGut über die Wiembachallee zur Bielertkirche. Fachleute gaben dabei Einblicke, benannten Herausforderungen und informierten über an Extremwetter angepasste Maßnahmen, die beim Wiederaufbau berücksichtigt werden. Auf dem NaturGut Ophoven startete der gemein-same Spaziergang.

NaturGut Ophoven

Scheune und Ausstellungstrakt standen rund 1,50 Meter unter Wasser. Im Verwaltungsgebäude und der Burg wurden die Keller geflutet. Inzwischen sind die Rückbau- und Trocknungsarbeiten abgeschlossen. Die Ausstellung im Obergeschoss des Ausstellungstraktes wurde provisorisch wieder in Betrieb genommen. Für die Angestellten, aber auch für die pädagogische Nutzung wurden Container aufgestellt. Die Büros im Obergeschoss des Verwaltungsgebäudes konnten nach Freimessung wieder freigegeben werden.

Die Sanierung wird umfangreicher als bislang gedacht. Die geplante Verlegung und Neuinstallation der Technik werden weitere Eingriffe und Rückbauarbeiten in den Gebäuden notwendig machen. Dies betrifft auch die vom Hochwasser nicht direkt betroffenen Bauteile, wie alle Geschosse des Verwaltungsgebäudes und das Obergeschoss des Ausstellungsgebäudes. Deshalb könnte eine Auslagerung des Personals sowie der Ausstellung notwendig werden. In Abhängigkeit des Raumprogramms der provisorischen Zwischennutzung wird dann nach Ausweichmöglichkeiten gesucht. Die Kostenschätzung für alle notwendigen Maßnahmen zum Wiederaufbau wurde auf rund 9 Mio. Euro angepasst.

Hochwasserschutz Wiembach

Der Wiembach wurde schon vor dem Hochwasser vergangenen Jahres im Zusammenhang mit der EU-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie als Risikogewässer eingestuft. Entsprechend waren von den TBL unter Abwägung aller Möglichkeiten Pläne entwickelt worden, dort einen naturnahen Ausbau mit Gewässeraufweitung zu verwirklichen, die Fußwege auf Straßenniveau und eine Baumallee am Straßenrand nach historischem Vorbild zu verwirklichen. Die entsprechende Vorlage im April 2021 löste heftige Diskussionen aus, weil dafür die Bäume am jetzigen Bach-verlauf gefällt werden müssten.

Inzwischen wurde die Koordination des Themas Hochwasserschutz an den neugebildeten Fachbereich „Mobilität und Klimaschutz“ vergeben. Die kommunalen Pflichtaufgaben liegen weiterhin bei Technischen Betrieben Leverkusen (TBL) bzw. beim Wupperverband und der Unteren Wasserbehörde des Fachbereichs Umwelt.

Ein externes Gutachten soll nun die Aktivierung von weiteren Retentionsflächen in diesem Kontext untersuchen und mögliche Hochwasserschutzmaßnahmen für den Wiembach insgesamt ins Verhältnis stellen. Ein ursprünglich für den Dezember 2021 vorgesehener Ratsbeschluss für den „Hochwasserschutz am Wiembach“ wurde noch nicht gefasst.

KGS Remigiusschule und Bielert-Halle

Das gesamte Kellergeschoss der Schule stand teils bis zur Decke unter Wasser. Betroffen waren damit unter anderem die Heizungsanlage, die Betriebstechnik und die Betreuungsräume. Die technischen Anlagen wurden zerstört. In der angrenzenden Bielert-Halle waren ein Heizungsraum und ein Kellerraum mit Öltank geflutet. Die Bielert-Halle konnte bereits Mitte September wieder in Betrieb gehen. Auch die Arbeiten an der Schule sind soweit abgeschlossen, dass die Schulgemeinschaft den Schulbetrieb an Februar 2022 wieder in Opladen aufnehmen konnte.

Jetzt in den Sommerferien wird eine neue Heizungsanlage für die gesamte Schule montiert. Vorher muss eine Metallbühne aufgebaut werden, damit die Heizungsanlage aufgeständert werden kann und somit von möglichen Hochwasserereignissen geschützt ist. Die Kostenschätzung für alle notwendigen Maßnahmen zum Wieder-aufbau wurde auf rund 1,2 Millionen Euro angepasst.

Theodor-Heuss-Realschule

Die Schulgebäude an der Wiembachallee im Stadtteil Opladen sind durch das Hochwasser aus Wiembach und Wupper im Juli 2021 so stark geschädigt, dass sie nicht mehr genutzt werden können. Im Altbau stand das Kellergeschoss unter Wasser, das Erdgeschoss war bis auf rund 30 Zentimeter Höhe überschwemmt. Auch im Neubau stand der Keller vollständig unter Wasser. Dort stand das Erdgeschoss sogar bis rund 1,60 Meter hoch unter Wasser. Im Altbau wurden Fachräume, die Mensa und die Hausmeisterwohnung, die technischen Anlagen und EDV zerstört. Im Neubau wurden Aula, Lehrerzimmer, Cafeteria, naturwissenschaftliche und andere Räume vom Wasser verwüstet. Sämtliches Mobiliar und Akten waren unbrauchbar geworden. Die Turnhalle muss wegen der Schäden abgerissen werden.

Wegen der intensiven Schädigung und umfangreichen Sanierungsnotwendigkeiten ist der Rückzug der Realschule an ihren alten Standort erst Ostern/Sommer 2024 möglich. Allein die Trocknung im Untergeschoss erwies sich bei Sanierungs-beginn als Sisyphusarbeit, weil das Wasser immer weiter nachlief. Es stellte sich dann heraus, dass in der wasserundurchlässigen Bodenplatte durch die Flut Risse entstanden waren und auch die Grundleitungen darunter beschädigt waren. Zudem ist eine Erneuerung der gesamten Fassade im Keller und Erdgeschoss erforderlich, weil die Holzfassade am Fußpunkt Schäden erlitten hat. Schließlich wird eine Aufstockung des Gebäudes erforderlich, um Medien- und Technikräume ins Obergeschoss zu verlagern zu können.

Inzwischen konnten die Grundleitungen wiederhergestellt werden. Vor Ort finden erste Arbeiten durch eine Elektrofirma statt. Der Bauantrag wurde samt neuem Brandschutzkonzept bei der Bauaufsicht eingereicht. Die Planungen der Haustechnik sind abgeschlossen und als Leistungsverzeichnisse fertig. Die Planungen der Aufstockung sind ebenfalls im Bauantrag und in der Haustechnikplanung enthalten. Die ersten Ausschreibungen wurden veröffentlicht. Zu den als Nächstes anstehenden Gewerken finden Kosten- und Massenermittlungen für Ausschreibungen statt. Die stufenweise Weiterbeauftragung der beteiligten Ingenieure wurde auf den schriftlichen Weg gebracht.

Bei der stark geschädigten Turn-/Sporthalle wurde die vollständige Räumung und Entsorgung der Ausstattung und Einrichtung abgeschlossen. Das heißt: Ein Teilrückbau an den haustechnischen Anlagen wurde vorgenommen und die Medienanbindung an das Schulgebäude vollständig getrennt. Eine umfassende Beseitigung der Gebäudeschadstoffe wurde durchgeführt. Die Innenbereiche wurden in weiten Teilen zurückgebaut und entkernt sowie betroffene Tür- und Fensteranlagen ausgebaut und fachgerecht entsorgt. Der Totalabbruch der Bestandsgebäude (Sporthalle und Sozialtrakt mit Nebenräumen) wurde zwischenzeitlich europaweit ausgeschrieben. Eine Objektsicherung (Sicherung des Schulgeländes) bis zum vollständigen Abbruch ist erfolgt. Die Planungsleistungen für den Neubau einer Dreifach-Sporthalle werden aktuell ausgeschrieben.

Die Kostenschätzung für alle notwendigen Maßnahmen zum Wiederaufbau im Alt- und Neubau wurde auf rund 16 Millionen Euro angepasst. Hinzu kommen die Kosten der vorgesehenen Aufstockung des Hauptgebäudes in Höhe von 2,5 Millionen Euro und die Kosten für den Wiederaufbau der Sporthalle als Dreifach-Halle in Höhe von rund 14. Millionen Euro.

Kita Adalbert-Stifter-Straße 10 und 12

Sowohl die städtische als auch die katholische Kindertagesstätte an der Adalbert-Stifter-Straße waren vom Hochwasser aus Wupper und Wiembach so beschädigt, dass ihr Betrieb in den Gebäuden nicht mehr möglich waren. Für die Kinder wurden Betreuungsalternativen an anderen Standorten gefunden. Die in beiden Kitas notwendigen Wiederherstellungsarbeiten sollen möglichst Hand in Hand ausgeführt werden und werden entsprechend geplant. Eine Fertigstellung bis Ende 2022 ist das Ziel.

In der städtischen Kita (Nr. 10) hatte das Wasser im Keller und außerdem im Erdgeschoss rund 20 Zentimeter hochgestanden. Der Trocknungsprozess und Rückbau ist inzwischen abgeschlossen. Die Standsicherheit ist gegeben, allerdings müssen das Dach über dem WC-Trakt sowie zwei weitere Holzbalken erneuert werden. Zum Zustand der Holzbauteile wurde ein Sachverständiger eingeschaltet. Die Sanierung erfolgt in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege, da das Gebäude unter Schutz gestellt wurde. Die Kostenschätzung für die notwendigen Maßnahmen zum Wiederaufbau wurde auf rund 760.000 Euro angepasst. In der Katholischen Kita (Nr. 12) stand das Wasser im Erdgeschoss sogar etwa hüfthoch. Der Rückbau inclusive Schadstoffsanierung ist abgeschlossen. Die Untersuchung der Grundleitungen im Sanitär- und Küchenbereich hat ergeben, dass die Bodenplatte aufgenommen werden musste, um die Leitungen zu erneuern. Die Kostenschätzung für alle notwendigen Maßnahmen zum Wiederaufbau wurde auf rund 450.000 Euro angepasst.

Weitere Informationen zu baulichen Maßnahmen an städtischen Gebäuden infolge der Flut: https://www.leverkusen.de/leben-in-lev/bauen-und-wohnen/flutschaeden-sanierung/index.php

Weitere Informationen zum Hochwasserschutz: https://www.leverkusen.de/leben-in-lev/natur-umwelt/klimaschutz/hochwasser-information-wupperverband.php

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