Landrat Dr. Andreas Coenen (rechts) übergibt dem Bürgermeister der Stadt Kempen Christoph Dellmans (links) einen symbolischen Schlüssel (Foto: Kreis Viersen)
Anzeigen

Kreis Viersen/Kempen. Landrat Dr. Coenen übergibt Schlüssel an Bürgermeister Dellmans

Die letzten Archivalien haben die Burg Kempen verlassen. Seit 1984 war das öffentliche Archiv des Kreises Viersen in der Burg zu finden. Der Umzug aus dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude stellte das beauftragte Umzugsunternehmen vor außergewöhnliche Herausforderungen: Zahlreiche, teils steile Treppen, eine niedrige Kellerdecke, kein geeigneter Transportaufzug und sehr begrenzte Zuwege zu dem historischen Gebäude erschwerten den Auszug. Zusätzlich wurden außerhalb der Burg Maßnahmen getroffen. Während des Umzugs wurden um die Bäume im Burgwäldchen schützende Zäune aufgestellt. Schlussendlich konnten viele tausend Kartons mit Archivgut geordnet und ohne Beschädigungen in das neugebaute Kreisarchiv in Viersen-Dülken umziehen. “Wir blicken auf fast vier Jahrzehnte des Kreisarchivs in der schönen Burg Kempen zurück. Nun geben wir die Burg in die Hände der Stadt.”, sagt Landrat Dr. Andreas Coenen. “Im neuen Kreisarchiv greifen wir die Idee eines Berfes beziehungsweise eines zentralen Wehrturms einer Burg wieder auf – aber der Bau ist auf vollkommen neue und nachhaltige Weise entstanden. Hier können wir erstmalig alle Archivalien an einem Ort unterbringen, worauf ich mich sehr freue.”

Nach dem Auszug des Kreisarchivs geht die Burg nun wieder in den Besitz der Stadt Kempen über. “Wir freuen uns sehr, die kurkölnische Burg wieder unser Eigen nennen zu dürfen”, erklärt Bürgermeister Christoph Dellmans. “Sie ist ein Wahrzeichen der Stadt und hat einen großen Wert für die Bürgerinnen und Bürger.” Aus diesem Grund kündigt der Bürgermeister auch an, die Burg spätestens in der nächsten Legislatur in den Fokus rücken zu wollen. “Die Burg soll den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen und für sie auch erreichbar sein.” In welcher Art und Weise dies genau geschehen soll, wird in Ruhe geplant werden.

Aktuell gibt es eine Vielzahl an Aufgaben und Projekten, welche in der Stadt umgesetzt werden sollen, allen voran der Familiensportpark Berliner Allee, der Schulcampus und die Sanierung der Schulen. Aus diesem Grund hat die Verwaltung in Abstimmung mit der Politik festgelegt, die Sanierung der Burg aktuell nicht dringlich voranzutreiben. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Stadt beim Thema Burg in den nächsten Jahren untätig bleiben wird, betont Torsten Schröder, Technischer Beigeordneter der Stadt Kempen. Die Ergebnisse der ersten Untersuchungen und Begehungen haben gezeigt, dass an der Burg doch noch einiges zu tun ist. “Das ist bei einem historischen Bauwerk mit einem Alter von mehr als 600 Jahren auch nichts Ungewöhnliches”, sagt Schröder. “Nach dem Auszug des Kreisarchivs haben wir nun die Möglichkeiten, auch durch Bauteilöffnungen die Untersuchungen weiter zu vertiefen, um herauszufinden, welche Maßnahmen für die weitere Unterhaltung, Instandhaltung und für zukünftige Sanierung erforderlich sind.”

Im neuen Kreisarchiv werden alle Unterlagen gesammelt, die die Kreis- und Ortsgeschichte der Städte und Gemeinden Brüggen, Grefrath, Kempen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal, Tönisvorst und Viersen dokumentieren. Besonders weit zurück reicht die Kempener Überlieferung, deren erste Urkunden aus dem 13. Jahrhundert stammen und von der auch die neuzeitliche Ratsüberlieferung verwahrt wird. Kurz nach dem Einzug des Kreisarchivs in die Burg wurde das Stadtarchiv zum 1. Januar 1985 in das Kreisarchiv eingegliedert und zog aus dem Kempener Kuhtor in die Burg.

Das Kreisarchiv sorgt für die Erhaltung und Nutzbarmachung der historisch und rechtlich bedeutsamen schriftlichen Überlieferung der Verwaltungen in seinem Zuständigkeitsbereich und steht jedem kostenfrei offen. Neben dem Archivgut steht eine umfangreiche Fachbibliothek zur Verfügung.

Der Neubau des Kreisarchivs, der nach den Prinzipien der zirkulären Wertschöpfung errichtet wurde, wurde am vergangenem Samstag (13. August) feierlich für alle Bürgerinnen und Bürger in Viersen-Dülken eröffnet.

Die Kurse der Kreisvolkshochschule finden bis auf Weiteres in den Räumlichkeiten der Burg Kempen statt.

Beitrag drucken
Anzeige