Beim Kinderrechte-Fest in Breyell führt Nora Campen, Leiterin des Bürgerbüros Breyell, ein Mädchen mit Augenmaske durch den Hindernis-Parcours (Foto: Caritas)
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Nettetal. Ein Fest rund um das Thema Kinderrechte feierten die Kinder aus dem Wohngebiet Speckerfeld in Nettetal. Dabei konnten sie spielen und lernen. Das Bürgerbüro Breyell des Caritasverbandes veranstaltete die Aktion.

„Jetzt nach links“, sagt Jannat, und Sahari bewegt sich vorsichtig in die Richtung, vorbei an einem der bunten Hütchen, die einen Parcours markieren. Die beiden elfjährigen Mädchen halten sich an der Hand, denn Sahari kann nichts sehen: Sie hat eine Augenmaske angezogen und ist darauf angewiesen, dass Jannat sie sicher durch den Slalom führt und dabei die richtigen Kommandos gibt.

Jetzt muss sie in einen Ring treten und einen Ball aufnehmen, danach zwischen zwei Bänken durchgehen, über ein am Boden liegendes Seil balancieren und schließlich den Ball in einen Eimer legen. Am Ende sind beide beeindruckt. „Das war ein bisschen komisch, aber cool, dass mich jemand führen musste“, erzählt Sahari, die aus Afghanistan stammt. Und Jannat, die aus dem Irak kommt, fand es schön, „jemandem zu helfen, sich sicher zu fühlen“.

Der Parcours machte anschaulich und kindgerecht auf die Bedürfnisse von behinderten Menschen aufmerksam – er bildete eine von neun Stationen, die Kinderrechte auf unterschiedliche Weise thematisierten. Beim „Recht auf Bildung“ etwa konnten die Mädchen und Jungen in Büchern schmökern und erfuhren so, dass es in Nettetal eine Stadtbücherei mit einem großen Angebot gibt. Zum Thema „Recht auf Gesundheit“ probierten sie Obst und Möhren. Beim „Recht auf Privatsphäre“ malten sie ihren ganz persönlichen Rückzugsort – einen Garten mit Blumen, ein Zimmer mit einem Computer, ein Haus.

Ein fast 20-köpfiges Team unter der Leitung von Bürgerbüro-Leiterin Nora Campen hatte das Fest organisiert. Dazu gehörten neben den städtischen Streetworkern, dem Team des Jugendheims Oase und der Initiative „Kimmbo“ für Kita-Kinder auch viele Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Viertel, die sich ehrenamtlich engagieren – getreu dem Motto, das Nora Campen so formuliert: „Aus dem Quartier für das Quartier.“ Im Wohngebiet Speckerfeld leben rund 2.500 Menschen aus etwa 40 verschiedenen Herkunftsländern. Seit 2012 ist der Caritasverband Träger des Bürgerbüros Breyell. Die Gemeinweseneinrichtung wird von der Stadt Nettetal und der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft für den Kreis Viersen AG (GWG) finanziert.

„Mit dem Fest wollten wir raus aus der Corona-Lethargie und zugleich die Chance nutzen zu schauen, wie es den Kindern geht. Wir denken, dass in den letzten zwei Jahren das Thema der Kinderrechte häufig ein wenig zu kurz gekommen ist und die Rechte der Kinder oft nicht respektiert wurden“, erläutert Nora Campen. Sie freute sich nicht nur über den guten Besuch, sondern auch über die Unterstützung der Stadt Nettetal, der evangelischen Kirchengemeinde und der GWG.

Eine der Stationen thematisierte das Recht auf Schutz vor Gewalt. Mit ihrer Ansprache und ihren Übungen trafen Streetworkerin Marie-Luise Hellekamps und Anti-Gewalt-Trainer Semi Ayadi einen Nerv bei den Kindern. „Wenn ich frage, an wen man sich wenden kann, wenn die Eltern schlagen, dann schauen viele Kinder zu Boden. ,Die Eltern darf man doch nicht verraten‘, sagen sie dann“, erzählt Semi Ayadi. Er bestärkt sie, sich beispielsweise dem Vertrauenslehrer oder dem Schul-Sozialarbeiter anzuvertrauen – ein ernstes Thema auf einem fröhlichen Fest.

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