Prof. Dr. Christian Meyer, Chefarzt der Kardiologischen Klinik im EVK Düsseldorf (Foto: Robert Poorten/EVK Düsseldorf)
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Düsseldorf. Interview mit Düsseldorfer Herzspezialist Christian Meyer zum Weltherztag 2022

Weltherztag 2022: Morgen geht es wie jedes Jahr am 29. September weltweit um das zentrale Organ Herz, um das Erkennen und Behandeln von Herzerkrankungen. Das diesjährige Motto der Deutschen Herzstiftung lautet „Herzinfarkt: Vorbeugen ist nicht schwer!”. Prof. Dr. Christian Meyer (45) ist Chefarzt der Kardiologischen Klinik im EVK Düsseldorf. Was empfiehlt er? Wie kann ich aktiv einem Herzinfarkt vorbeugen? Wenn es mich dennoch erwischt hat: Was muss ich tun? Worauf achten? Und was gibt es Neues in der Behandlung?

Wir treffen ihn auf dem Weg nach Bonn, dort finden ab morgen die „Herztage 2022“ der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie sowie die „Deutschen Rhythmus-Tage“, die Jahrestagung der AGEP, der Arbeitsgruppe Elektrophysiologie und Rhythmologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie statt. Die AGEP ist eine Arbeitsgruppe aus namhaften Kardiologen deutschlandweit, die sich mit allen Formen von Arrhythmien des Herzens beschäftigt. Der Zweck der Arbeitsgruppe, in deren Nukleus Christian Meyer Mitglied ist, ist die Förderung von Fortbildung und Wissenschaft, der Austausch unter Medizinern, umso neueste Entwicklungen und Erkenntnisse in den Klinikalltag mit einzubeziehen.

 

Worum geht es in Bonn?

Prof. Dr. Christian Meyer: Bei den DKG-Herztagen 2022 im World Conference Center in Bonn geht es um die Weiterentwicklung der Herzmedizin. Wichtig ist dabei neben dem Austausch über die jüngsten neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse deren Umsetzung im klinischen Alltag: Was kann ich direkt an meine Patienten weitergeben? Wie kann ich sie mit neuesten Methoden behandeln? Auch bei zunehmend verfügbaren Leitlinien und vielzähligen standardisierten Empfehlungen bleibt der einzelne Mensch immer einzigartig. Der Individualität im Hinblick auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit gerecht zu werden – auch darum geht es.

 

Ganz kurz: Was interessiert Sie besonders? Was versprechen Sie sich von der Tagung für ihren Alltag im EVK Düsseldorf?

Prof. Dr. Christian Meyer: Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen gehen häufig Hand in Hand. Die häufigste Ursache ist eine Minderdurchblutung des Herzens. Diesem Kreislauf vorzubeugen bzw. ihn in der Notlage rasch zu durchbrechen, daran arbeiten wir stets weiter, hier wollen wir noch besser werden – trotz aller Innovationen. Eines meiner zentralen Anliegen ist es, mich selbst und andere über neue Details zu informieren, um noch bessere Behandlungsmöglichkeiten zu eröffnen.

 

Pro Jahr treten in Deutschland 200.000 erstmalige Schlaganfälle und 70.000 wiederholte Schlaganfälle (Rezidive) auf. Schlaganfall und Herz – wie passt das zusammen?

Prof. Dr. Christian Meyer: Für rund 20 Prozent der Schlaganfälle gilt ein unentdecktes Vorhofflimmern als Ursache. Dieses zu erkennen, ist häufig nicht einfach, da es anfallsartig und asymptomatisch auftreten kann. Häufig bleibt deshalb die Ursache eines Schlaganfalls ungeklärt. Deshalb kommen Maßnahmen zum Vorbeugen von Schlaganfällen häufig erst verzögert zum Einsatz.

 

In Deutschland sterben im Jahr rund 50.000 Menschen an einem Herzinfarkt, knapp 60 Prozent davon sind Männer. Vorbeugen ist nicht schwer? 

Prof. Dr. Christian Meyer: Was hilft, wissen wir schon lange: Genügend Bewegung, ein hoher Anteil pflanzlicher, unbearbeiteter Nahrungsmittel, Nicht-Rauchen und die Verringerung psychosozialer Stressfaktoren. Bei besonders hohem Risiko können Medikamente nach einer systematischen Risikoeinschätzung zusätzlich Herzinfarkten vorbeugen und „ein lebenswertes Leben“ („QALY“) verlängern. Entsprechende Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen (spätestens ab dem 50ten Lebensjahr) und gesundheitsförderliche Maßnahmen fest in den Alltag zu integrieren, sind die Herausforderungen. Es lohnt sich, in jedem Fall!

 

Was gibt´s bei der Behandlung von Herzerkrankungen Neues? 

Prof. Dr. Christian Meyer: Die Möglichkeiten, die Herzgesundheit zu unterstützen, nehmen kontinuierlich in einem rasanten Tempo zu. So gab es erst im Bereich der Behandlung der Herzschwäche in der jüngeren Vergangenheit ein grundsätzliches Umdenken und ganz neue Konzepte. Möglichkeiten, mit denen betroffene Patienten gut und dauerhaft behandelt werden können, so dass sie trotz verminderter Herzleistung ein gutes Leben führen können. Hinzu kommen zahlreiche technische Innovationen, die sowohl die Behandlung als auch die Früherkennung von Herzkrankheiten deutlich verbessern können. Letzteres ist wichtig, da sich zunehmend die Erkenntnis bestätigt, dass frühes Handeln die Therapiemöglichkeiten und Erfolge deutlich verbessert. Dies gilt in ähnlicher Weise für Bluthochdruck, Gefäßverkalkungen sowie Herzrhythmusstörungen, insbesondere Vorhofflimmern.

 

Konkret: Was gibt’s Neues in Ihrer Kardiologischen Klinik?

Prof. Dr. Christian Meyer: Das Wichtigste im Gesundheitssystem, konkret in unserer kardiologischen Klinik im EVK Düsseldorf, sind die Menschen – und unser Team wächst! Ich freue mich über die hochmotivierten Kolleginnen und Kollegen, zusammen sind wir für unsere Patienten ein gutes Team aus Spezialisten. Darüber hinaus stehen uns neue Möglichkeiten zur Früherkennung von Herzrhythmusstörungen, Schwindel und Ohnmachtsanfällen zur Verfügung. Für Schwerstkranke, z.B. bei einem Herzinfarkt, steht im EVK seit neustem eine mechanische Herz-Kreislauf-Unterstützung zur Verfügung (Impella). Sie hilft uns auch, bei fortgeschrittener koronarer Herzerkrankung komplexe Interventionen an den Herzkranzgefäßen sicher durchführen zu können.

 

Herzlichen Dank!



Kurzinfo zur Kardiologische Klinik im EVK Düsseldorf:

Die Klinik für Kardiologie am EVK Düsseldorf unter Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Christian Meyer gliedert sich in die Bereiche Interventionelle Kardiologie, Elektrophysiologie, Implantation von Geräten sowie Herzbildgebung.

Zum Team von Prof. Meyer gehören zwei Oberärzte, zwei Oberärztinnen, ein Funktionsoberarzt, zwei Fachärzte und eine Fachärztin, jeweils sechs Assistenzärzte und -ärztinnen sowie das Pflegeteam. Besondere Schwerpunkte sind Herzrhythmus, Gefäßerkrankungen des Herzens sowie strukturelle Herzerkrankungen und Herzschwäche.

 

Kontaktdaten:

Chefarztsekretariat: Henrike Goebels und Manuela Ockomm-Kippers
Telefon: 0211/919 – 1855
Fax: 0211/919 – 3955
kardiologie@evk-duesseldorf.de

InfoKlick: www.evk-duesseldorf.de/kardiologie/

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