Ev. Kirche mit Pfarrhaus und Konfirmandenraum (Foto aus 1902: Ev. Kirchengemeinde am Buchenweg)
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Oberhausen. Auf dem Weg zurück zu den Anfängen?

150 Jahre evangelische Kirche am Buchenweg – Kirche im Wandel

Am 23.Oktober 1872 wurde die erste evangelische Kirche in Königshardt feierlich in den Dienst genommen. Das war vor genau 150 Jahren.

Die Gemeinde begeht dieses Jubiläum mit verschiedenen Veranstaltungen in einer Festwoche vom 18. bis zum 23.Oktober 2022 mit drei Veranstaltungen:

  • „Kirche im Wandel“ –
    Diskussionsabend am 18.10. um 19 Uhr in der Kirche Buchenweg.
    Unter dem Thema „Kirche im Wandel“ werden die Ideen vorgestellt, die im Positionspapier der Rheinischen Landeskirche formuliert wurden: „E.K.I.R. 2030 – Wir gestalten ,evangelisch rheinisch‘ zukunftsfähig“.

Lukas Schrumpf vom Landeskirchenamt wird das Positionspapier vorstellen,  Auf dem Podium stellt sich dazu Superintendent Joachim Deterding den Fragen und Anmerkungen der Besucherinnen und Besucher.

  • Samstag, 22.10.2022 um 18 Uhr – Posaunenchor und Gospelchor laden ei zu einem gemeinsamen Konzert
  • Sonntag, 23.10.2022 um 10.30 Uhr – Musikalischer Festgottesdienst mit Stephanie Züchner und Thomas Levin. Posaunenchor und Gospelchor gestalten den Gottesdienst mit.

Die ersten evangelischen Siedler in der Region Königshardt mussten lange warten, bis sie ihre erste evangelische Kirche hatten. Rund hundert Jahre gab es sie schon, als die Gemeinde im Jahr 1870 für 200 Taler drei Morgen Land an der Straße von Holten nach Kirchhellen, (heute Buchenweg) erwarb, um eine Kirche, ein Pfarrhaus und einen Kirchhof zu errichten.

Am 23.Oktober 1872 wurde nach eineinhalb Jahren Bauzeit die erste Ev. Kirche in Königshardt feierlich in den Dienst genommen. Das war vor genau 150 Jahren.

Von dem damaligen Kirchengebäude ist nichts mehr sichtbar. Schon 65 Jahre lang steht an gleicher Stelle eine „neue“ Kirche, die inzwischen auch aufwendig renoviert als einzige Gottesdienststätte der fusionierten Gemeinde Königshardt-Schmachtendorf fungiert.

Zeugen von Kontinuität und Wandel

Es gibt aber noch heute drei Erinnerungsgegenstände, die aus der ersten, inzwischen längst abgerissenen Kirche stammen. Sie sind in diesem Jahr 150 Jahre alt. Sie zeugen mit ihrer wechselvollen Geschichte von Kontinuität und Wandel:

Die kleine Glocke – Sie hing schon in der ersten Kirche und ist ein Sinnbild für den Bibelvers aus Micha 5: Schwerter zu Pflugscharen. Denn sie ist aus Geschützbronze aus dem Deutsch-Französischen Krieg gegossen. Der Kaiser spendete auf Bitte des damaligen Pfarrers Bleier 10 Zentner dieses kostbaren Materials und die Glockengießerei in Gescher fertigte daraus diese Glocke, die seit 150 Jahren bei jedem Vater unser und bei jedem vollen Geläut erklingt. Beim Neubau des Glockenturms wurde sie überarbeitet und mit den anderen beiden Glocken wieder aufgehängt. Ein Erinnerungsstück, das nicht für alle sicht-, aber weithin hörbar ist.

Der Wetterhahn – Als 1957 die alte Kirche abgerissen wurde, rettete Schreiner Hettkamp vom Höhenweg den Wetterhahn aus dem Bauschutt, nahm ihn nach Hause und hängte ihn in seine Werkstatt. Dort hing er viele Jahre, irgendwann landete er eingepackt in einem Schuppen. Zweimal holte ihn Luise Hettkamp vom Wagen des Klüngelkerls – Kupfer war schon damals sehr wertvoll. Als die Ev. Kirchengemeinde Königshardt im Oktober 1997 mit einer Festwoche “125 Jahre Kirche in Königshardt” feierte, stellte Luise Hettkamp den verschollenen, historischen Wetterhahn gerne wieder zur Verfügung.

Johannes Matten nahm sich des verbogenen Hahnes an. Er reparierte, bearbeitete und schliff den Hahn so, dass er fast wie neu aussah. Heute fristet er wieder ein Dasein im Verborgenen, nämlich im neuen Glockenturm. Wer weiß, wie seine Geschichte weitergeht …

Die kleine Fensterrosette – Die gusseiserne Rosette, die beim Abriss des Kirchturmes im Jahr 2018 zutage gefördert wurde, war in der ersten Backsteinkirche über dem Eingang im Turm verbaut. Sie ist nach ihrer Wiederentdeckung durch die Bauarbeiter von einem Metallkünstler zu einem schönen Fürbittenleuchter umgebaut worden. Ein Unikat mit einer besonderen Geschichte. Sie erinnert für jeden sichtbar nun an den ersten Kirchenbau in Königshardt.

Wie geht der Weg weiter?

Der Blick in die Anfänge lässt uns staunen, was die Menschen damals alles geschafft haben, wie sie aus sehr ärmlichen Verhältnissen heraus und gegen manche Widerstände die Gemeinde aufgebaut haben. Ganze 510 „Seelen“, also Gemeindeglieder, gehörten damals zur Gemeinde. Von denen versammelten sich rund 110 sonntags in der kleinen neuen Kirche. Immerhin gut 20%.

In der Folgezeit wuchs die Gemeinde stetig an. Rund 70 Jahre später war der Kirchbau viel zu klein. Nach ersten Überlegungen die Kirche zu erweitern, entschloss sich das Presbyterium für den Abriss der alten Kirche und für einen Neubau einer größeren Kirche, weil die Gemeinde so groß geworden war. Im März 1958 konnte dann die neue größere Kirche eingeweiht werden. Und das Wachstum der Gemeinde hielt weiter an. Im Jahr 2000 waren es rund 5100 Gemeindeglieder. Die Zahl der evangelischen Christen in Königshardt hatte sich also in den ersten 125 Jahren verzehnfacht.

Diese Tendenz ist inzwischen seit Jahrzehnten rückläufig. Dass die christlichen Kirchen „Volkskirche“ waren ist Geschichte. Diese abnehmenden Zahlen haben die Gemeinde dann ja auch zur Fusion mit der Gemeinde Schmachtendorf bewogen. Und sie werden sicher noch viele andere Veränderungen nach sich ziehen. Die fetten Jahre sind vorbei. Steuern wir also wieder zurück zu den Anfängen?

Ich glaube nicht, dass Geschichte sich wiederholt. Ich glaube aber, dass uns ein Blick in die Geschichte hilft. Er zeigt uns, dass es nie Stillstand gibt. Immer gibt es Wandel. Er zeigt uns aber auch, dass Gott seine Kirche in diesem Wandel immer wieder neu baut – in guten wie in schlechten Zeiten. Darauf zu vertrauen kann uns die Angst vor der Zukunft nehmen. Wir müssen nicht ängstlich am Gewesenen festhalten. Gott hält eine Zukunft für uns und die Gemeinde bereit – wenn auch vielleicht eine ganz andere, neue.

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