(Foto: Carsten Paul)
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Duisburg/Essen. Azubi-Nachhaltigkeitstag der Getränkegruppe Hövelmann führt zu REMONDIS Recycling nach Essen

Der diesjährige Azubi-Nachhaltigkeitstag der Duisburger Getränkegruppe Hövelmann hat beim Spezialisten für die Aufbereitung von Glas und Kunststoffen, der REMONDIS Recycling, stattgefunden. Da der Mehrweganteil bei der Getränkegruppe mit rund 80 Prozent sehr hoch ist – ungefähr doppelt so hoch wie im Branchendurchschnitt – ist der mittelständische Mineralbrunnen bestrebt, den Lebenszyklus der Mehrwegflaschen so lang wie möglich zu halten. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollten die Auszubildenden der Getränkegruppe durch den Besuch in Essen jedoch ein gutes Gespür für einen Recyclinglauf bekommen haben, welches sie befähigt, künftig Entscheidungen treffen zu können, wenn es um Wiederverwertung und innovative Lösungen geht. Insgesamt 17 Auszubildende der RheinfelsQuellen, der Ardey Quelle, von Staatl. Fachingen und einige Begleiter aus den Bereichen Geschäftsführung, Personal, Nachhaltigkeit, Marketing, Logistik und Kundenservice hatten die Gelegenheit, sich mit dem spannenden Thema auseinanderzusetzen.

Zum Start gab es eine kurzweilige, theoretische Einführung durch Roland Lenders, Leiter der Niederlassung Getränkelogistik, flankiert von einer Präsentation, die eigens von einer REMONDIS Auszubildenden für den Azubi Nachhaltigkeitstag vorbereitet wurde. Der Experte erklärte nicht nur Hintergründe zum Unternehmen und dessen verschiedene Aufgabengebiete, sondern diskutierte ganz aktuelle Themen der Kreislaufwirtschaft: Denn beim PET-Recycling-Kreislauf zeigt sich beispielsweise, dass Recyclat teurer als Neuware ist. Das macht das zu recycelnde Material zu einem nachgefragten Rohstoff.  Aber auch innovative Ansätze wie das Closed-Loop-PET-Recycling, das es bei RheinfelsQuellen in Duisburg schon an der Abfüllanlage 7 gibt, wurden diskutiert.  „Wir setzen seit zwei Jahren für unsere Eigenmarken-Preforms einen rPET-Anteil von 30 Prozent ein“, erklärt RheinfelsQuellen Geschäftsführer Torsten Schneider.

Zählzentrum für Einweggetränkeverpackungen

Aufgeteilt in drei Gruppen ging es im zweiten Programmteil zum sogenannten Zählzentrum. Hier erfuhren die Azubis von REMONDIS-Betriebsleiter Jörg Steinert, dass allein in 2022 mehr als 100 Millionen Einweggetränkeverpackungen in Essen gezählt wurden. Essen ist damit der Standort mit der größten Zählmenge, weshalb dieser auch mit sechs Großzählautomaten und diversen Handleseplätzen ausgestattet ist. Hier werden beispielsweise alle Flaschen erfasst und gezählt, die im Sack bei Anfallstellen ohne Rücknahmeautomaten (Bäckereien, Tankstellen, etc.) zurückgenommen wurden.

Zu weiteren Verpackungen aus dem Dualen System erläuterte Steinert: „Wenn die Verpackungen aus Monomaterial wären, könnten sie komplett recycelt werden. Viele Verpackungen bestehen aber aus mehreren Kunststoffarten, die sich ohne weiteres nicht trennen lassen. Beim nachhaltigen Design von Verpackungen muss unter anderem darauf geachtet werden, dass diese tatsächlich recycelbar gestaltet sind.“ Die Sensibilisierung für die Trennung von Materialien sei sehr wichtig, unterstrich denn auch der für die Logistik bei den RheinfelsQuellen zuständige Michael Michailidis. „Es gilt immer wieder, unseren Produktions-Mitarbeiter:innen  zu erklären, warum das Trennen so wichtig ist.“ Bei Hövelmann machen das unter anderem die Energie-Scouts, die nicht nur permanent nach Möglichkeiten suchen, energie- und ressourcenschonend zu wirtschaften, sondern auch die Mitarbeiter:innen für ein nachhaltiges Handeln zu sensibilisieren. Entsprechend konnte sich Michailidis auch nicht die Frage an die Auszubildenden verkneifen, wie viele Tonnen Sekundärrohstoffe denn ihrer Meinung nach jährlich bei Hövelmann alleine in Duisburg gesammelt und getrennt würden. In Walsum seien es 5.500 Tonnen, so die Antwort. „Wir trennen selber in Duisburg über 90 Prozent sortenrein, sortieren also für REMONDIS vor“, freute sich der Logistiker.

Die Azubis schauten sich zudem die Magnettrennung für Weißblech, eine Wirbelstromtrennung für Aluminium und die Nahinfrarot-Sortierung für die Trennung von klaren und farbigen PET-Flaschen an. Sortieranlagen trennen die Kunststoffe durch den Einsatz unterschiedlicher Verfahren: Ein Überbandmagnet separiert die Weißblechdosen aus dem Mengenstrom. Ein Wirbelstromschneider sorgt dafür, dass Aludosen auf einen Magneten unter dem Band reagieren können und abgestoßen werden, so dass sie separat gesammelt werden können.

Optische Sortierer erkennen das reflektierte Lichtspektrum der PET-Verpackungen und ermöglichen so die Farbsortierung. Im nachgelagerten Raum mit den sogenannten Schneckenverdichtern wird alles, was zuvor lose auf Bändern lag, separat kompaktiert, um Volumen auf den LKW zu sparen: Alu, Weißblech, PET klar und PET bunt. Mit den Materialien geht es dann zur jeweiligen Weiterverarbeitung, dem Recycling.

Die richtige Glassortierung ist von enormer Bedeutung

Den Abschluss des Azubi-Nachhaltigkeitstages bildete schließlich der Besuch der Glasrecycling-Anlage. Hier wird einwandfreier Sekundär-Rohstoff gemacht, der dann wiederverwendet werden kann. Bis zu 30 Tonnen pro Stunde können produziert werden. Auf den ersten Bändern der Zerkleinerungsstufe wird das Altglas übrigens auch händisch von Unrat befreit. Außerdem kommen Abscheider für Aluminium und Eisen zum Einsatz. Das Glas wird anschließend weiter gebrochen und geht weiter zum nächsten Verarbeitungsschritt, wo es nach Grob-, Mittel- und Feinkorn klassifiziert wird. Die Ausschleusung der Materialien erfolgt überwiegend mit Druckluft. Die Bruchstücke laufen zudem durch eine optoelektronische Sortiermaschine. Sie ist das Herzstück der Anlage und sortiert alles aus, was kein Glas ist. Eine Absaugung sorgt danach für das Ablösen leichterer Materialien wie Papier. Am Ende wird das Glas wieder zusammengefügt zu einem Glasgemisch unterschiedlicher Größen. Die Sortierung größerer Scherben hat einen klaren Vorteil: Fremdkörper lassen sich hier einfacher entfernen.

Kurz vor Ende wird noch Bleiglas, wie wir es von Bleikristallgläsern kennen, und hitzebeständiges Glas, wenn diese von den Verbrauchern nicht richtig zugeordnet wurden, aussortiert. Glas verfügt über großes Recyclingpotenzial, da es ohne Qualitätsverlust aufbereitet werden kann. Grundlegend für erfolgreiches Glasrecycling ist allerdings eine sortenreine Sammlung – auch und vor allem nach Farben. Deshalb wird bei Glascontainern in Deutschland zwischen Weißglas, Braunglas und Grünglas unterschieden. Ist Altglas farblich perfekt vorsortiert und frei von Fremdstoffen, ist es vollständig recycelbar. Lediglich drei bis sieben Prozent des in Deutschland anfallenden Altglases können aufgrund von Größe, Verunreinigung oder Struktur nicht wiederaufbereitet werden. Auch hier ist jedoch Aufklärung erforderlich: Bleikristall und hitzebeständiges Glas gehört nicht in die normalen Sammelbehälter. Ganz zu schweigen von Keramik. Eine einzige Keramiktasse kann eine komplette Ladung eines LKWs mit 25 bis 27 Tonnen Glas unbrauchbar machen bzw.
dasselbe verunreinigen. Und so stößt auch die Frage einer Auszubildenden, in welchen Container eine blaue Glaslasche gehört, auf reges Interesse. „Andersfarbige Flaschen gehören in den Altglas Container für Grünglas“, erklärt Niederlassungsleiter Dennis Lange. “Wichtig ist, dass das Altglas schon am Anfang der Recycling-Kette nach Farben getrennt in die richtigen Container geworfen wird. Die nachträgliche Aussortierung ist mühselig, aber erforderlich, da zum Beispiel später weißes Glas nur mit weißen Flaschenscherben hergestellt werden kann.”

Umso wichtiger ist es für uns, dass auch die nachfolgende Generation das Thema Recycling kennt und einschätzen kann“, erklärt Heike Hövelmann, zuständig für die Personalentwicklung der Getränkegruppe Hövelmann. Das war hier keine passive Führung, sondern sehr viel Dialog. „Die aktive Beteiligung der Azubis aller drei Standorte der Getränkegruppe Hövelmann war enorm. Sie stellten viele aufmerksame Fragen und waren an dem gesamten Prozess sehr interessiert. Wir sind froh, eine so tolle Truppe als Nachwuchs an Bord zu haben. Ich glaube, das haben auch die Gastgeber so intensiv nicht erwartet.“

Nun steht im Raum, dass in den nächsten Wochen auch eine Betriebs-Besichtigung bei RheinfelsQuellen für die Auszubildenden des Standorts REMONDIS Essen stattfinden soll. Die Logistiker Lenders und Michailidis sind diesbezüglich im Gespräch. So schließt sich der Kreislauf. Bleibt abzuwarten, ob die Duisburger Azubis den Essenern ihren Brunnenbetrieb ebenfalls als Präsentation vorbereiten.

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