Arbeit aus der GKK-Ausstellung "Gesponnen - Verwoben" (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann)
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Krefeld. Die GKK wird durch das Kulturbüro der Stadt Krefeld gefördert

Eine Mauer ist ein immobiles Bauwerk – ruhend auf einem festen Fundament, die Steine von Mörtel zusammengehalten. Diese Selbstverständlichkeit führt der Künstler Gilbert Scheuß ad absurdum. In seiner Installation „Move it” (2022/2023) schweben grün und blau glasierte Ziegelsteine an Stahldrähten und deuten eine fragmentarische Mauer an. Eingefasst in einem Rahmen stehen die zwei Installation zudem auf Rädern. Das eigentlich Immobile wird so auch noch mobil und das Grundprinzip einer unverrückbaren Mauer nun gänzlich ihres verankerten Sinnes entfremdet. „Move it” ist Teil von Scheuß’ Zyklus „Das Mauer-Projekt” und in der aktuellen Ausstellung „Gesponnen – Verwoben. Heute ist das Gestern von morgen” der Gemeinschaft Krefelder Künstlerinnen und Künstler (GKK) an der St.-Anton-Straße 90 zu sehen. Anlässlich des 650. Stadtjubiläums haben sich 30 Künstler in ihren Werken mit Krefeld auseinandergesetzt. Die GKK wird durch das Kulturbüro der Stadt Krefeld gefördert.

Eine eindeutige Ortsdefinition von Zuhause oder Arbeitsstätte existiert nicht mehr

Mit Blick auf die Stadtgeschichte erwecken die mobilen Mauerteile das Bild einer Auflösung von Innen und Außen – wie eine Stadtmauer früher einen Bezirk umfriedete und klar definierte, wer Bürger war und wer nicht. Die feste Mauer schuf so in der Vergangenheit einen Wohnraum der Sicherheit, der Selbstverortung. Im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung lösen sich derartige Grenzen auf. Eine eindeutige Ortsdefinition von Zuhause oder Arbeitsstätte existiert nicht mehr – von der einst schützenden Mauer haben sich nur Bruchstücke erhalten, ein archäologischer Fund, der Rest eines Ganzen, der mal hierhin, mal dorthin verschoben werden kann, um bestenfalls neue Räume anzudeuten.Eine Konzentration auf den hiesigen Stadtraum bildet die Arbeit „51° 20′ N, 6 ° 24 ‘ O” von Barbara Freundlieb. Die fotografische Collage (2023) vereint auf 30 mal 60 Zentimetern aus ihrer Sicht die alltägliche Widersprüchlichkeit. Dabei stoßen Relikte aus Reichtum, Schönheit und Natur sowie Verwahrlosung und Verarmung aufeinander. Es handelt sich um gesammelte Eindrücke beim Gang durch die Innenstadt, die sie zu einem neuen Gesamtbild verwoben hat.

Zu sehen sind unter anderem Fotos mit Herbert Zangs und Josefine Ochs

Eine amüsante Vereinigung von Bauten des Architekten Ludwig Mies van der Rohe bringt Martin R. Becker mit „Eine virtuelle Trinkhalle für Haus Lange” (2023) in die Ausstellung ein. In seine Fotografie-Collage setzt er der Krefelder Bauhaus-Villa die Silhouette jener Trinkhalle vor, die Mies van der Rohe am Bauhaus-Standort Dessau als sein einziges Architekturzeugnis hinterließ. Nach dem Abriss des Gebäudes 1962 wurde es in den 2010er-Jahren rekonstruiert. Zum Ende des Ausstellungsrundgangs erwartet die Besucher noch die Fotoreihe „Paare – Geteilte Individualität” von Christel Kremser. Mitte der 1990er-Jahre hat sie Künstler aus der Krefelder Kulturszene fotografiert. Es handelt sich um Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Die Paar-Porträts (30 mal 30 Zentimeter) entstanden in Ateliers oder im unmittelbaren Lebens- und Arbeitsbereich. Zu sehen sind unter anderem Fotos mit Herbert Zangs und Josefine Ochs, Caco und Renate Krings sowie Will Cassel und Sigrun Cassel.

Die Ausstellung endet am Sonntag, 4. Juni

Zur Ausstellung wird ein Begleitprogramm angeboten. Es finden Lesungen mit Marianne Reiners-Maaz am Sonntag, 16. April, um 12 Uhr, mit John Waszek am Freitag, 28. April, um 20 Uhr und Liesel Willems am Sonntag, 14. Mai, um 15 Uhr statt. Zudem werden Führungen durch die Ausstellung und die Artothek angeboten an den Sonntagen 23. April, 7. und 21. Mai, jeweils um 11 Uhr. Die Ausstellung endet am Sonntag, 4. Juni, um 14 Uhr mit einer Finissage. Weitere Informationen, Workshops und Öffnungszeiten stehen unter www.gkk-ev.de

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