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Marl. Der Mai hat längst begonnen, da lockt es einen doch schon ins Grüne, um ein wenig zu entspannen und ein gutes Buch zu lesen. Beate Convent, Leiterin der Stadtbibliothek Marl, hat passend dazu auch diesen Monat wieder brandaktuelle Lesetipps für Sie, liebe Marlerinnen und Marler. Eine spannende Bestseller-Thriller-Reihe verworren mit den sozialen Medien, ein gefühlvoller Familienroman in der ehemaligen DDR und ein glänzender Debütroman über die Rolle als Mutter.

Sophia Hungerhoff: Manchmal fliegen

Anna lebt mit ihrem Mann Moritz und den zwei Kindern in Berlin, und da sie als Journalistin überwiegend von zuhause aus arbeitet, ist sie die erste Ansprechpartnerin bei allem, was die Kinder und das Familienleben im Allgemeinen betrifft, so dass sie die wenigen Stunden, in denen die Kinder in der KiTa betreut werden, auch nicht nur ihrer Arbeit widmen kann. Jetzt nimmt sie zum ersten Mal seit der Geburt der Kinder an einer mehrtägigen Fortbildung außerhalb Berlins teil, in der Stadt, in der sie studierte und in der immer noch ihre große Liebe aus den Studententagen lebt, Jan. Ihre Beziehung zerbrach damals daran, dass Jan sich überhaupt nicht vorstellen konnte, Kinder zu bekommen, Anna sich aber immer eine Familie wünschte.  Doch hätte ihr Leben nicht auch ganz anders verlaufen können? Wie haben die Ehe und vor allem die Kinder ihr Leben verändert, was ist aus der Unbeschwertheit früherer Zeiten geworden? Und ist es überhaupt möglich, auch mit Kindern eine gleichberechtigte Beziehung, auch in beruflicher Hinsicht, zu führen, oder muss nicht ein Elternteil immer zurückstecken, und ist das nicht meistens die Frau?

Sophie Hungerhoff setzt sich in ihrem Debütroman mit der Mutterschaft auseinander, der Verantwortung, die sie bringt, was sie vielleicht auch manchmal überfordernd macht. Dazu kommt die Glorifizierung der Mutterrolle, die die Ambivalenz der eigenen Gefühle dieser Rolle gegenüber noch schwieriger akzeptieren lässt, zumal eine Diskussion darüber erst vor einigen Jahren im Rahmen von „Regretting Motherhood“ aufkam.

Sophia Hungerhoff: Manchmal fliegen – Piper

Ursula Poznanski: Stille blutet

Eine neue Reihe der österreichischen Bestsellerautorin, die diesmal in Wien spielt. Hauptperson ist die junge Kommissarin Fina Plank, die gegen die Arroganz und Frauenfeindlichkeit ihres Partners Oliver Homburg ankämpfen muss. Als jedoch eine Fernsehmoderatorin Nadine Just ihren eigenen Tod, verursacht durch ein Verbrechen, auf Sendung ankündigt und kurze Zeit darauf ermordet in der Garderobe aufgefunden wird, ist es Fina, die nicht an den anscheinend offensichtlichen Mörder, einen Ex-Freund Nadines,  glaubt und somit die Ermittlungen aus einer Sackgasse herausführt. Denn zwischenzeitlich gibt es mehrere Vermisste, und alle kündigten ihren eigene Tod an, auch taucht der Hashtag #inkuerzetot mehr und mehr in den Sozialen Medien auf. Und auch hier deutet alles auf Tibor Glaser, den Ex-Freund hin, auch wenn ein eigentliches Motiv fehlt. Doch vielleicht ist auch er nur ein Opfer…?

Wieder ein spannender Thriller von Ursula Poznanski, der, als am Ende die Schuldigen gefunden sind, auch noch einen Cliffhanger hat – einer der Toten wurde von einem anderen Täter ermordet. Aber da inzwischen auch Band 2, „ Böses Licht“, erschienen ist, kann man direkt weiterlesen.

Ursula Poznanski: Stille blutet – Droemer Knaur

 

Christiane Wünsche: Wir sehen uns zu Hause

Beate Convent hat immer die aktuellen Buchtipps parat: Ein besonderer Familienroman durch die Vergangenheit des verstorbenen Ehemanns: Christiane Wünsche mit “Wir sehen uns zu Hause” aus dem Fischer Krüger-Verlag (Fotos: © Stadt Marl)

Anne und ihr Mann Peter wollten nach seiner Pensionierung eine lange Reise mit ihrem Wohnmobil durch Skandinavien machen, Anne hatte extra ein Sabbatjahr genommen, doch dann stirbt Peter wenige Tage vor Beginn der Reise plötzlich. Sie möchte die Reise dann alleine antreten, doch zwischenzeitlich hat sie im Nachlass ihres Mannes Dokumente gefunden, die sie fragen lassen, ob sie ihren Mann, der aus der DDR stammt, wirklich kannte und was er ihr womöglich verschwiegen hat. So macht sie sich statt nach Skandinavien auf in den Osten Deutschlands, dorthin, wo Peter aufwuchs und lange lebte. Anhand alter Fotos von ihm, der nie viel über seine Vergangenheit sprach, kommt sie nach Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Brandenburg. Sie lernt Menschen kenne, die sich an ihn erinnern, und erfährt so Stück für Stück, wer ihr Mann war und was er in der DDR erlebt hat.

Ein toller Familienroman mit einer mutigen Protagonistin, die sich der Vergangenheit ihres Mannes und der Gegenwart stellt, der Einblick in das Leben in der ehemaligen DDR gibt und zugleich ein Roadtrip ist, der Sehnsüchte weckt.

Christiane Wünsche: Wir sehen uns zu Hause – Fischer Krüger

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