Sie informierten die 85 Teilnehmenden des IHK-Regionalforums über die Projekte der Stadtentwicklung (v.l.n.r.): Marcel Klotz (Geschäftsführer der HG Vermögensverwaltungs-GmbH Hego Höfe), Stephan Rüland (Altstadtinitiative e.V.), Friedhelm Lange (Geschäftsführer MGMG), Oberbürgermeister Felix Heinrichs, Sebastian Lieser (Stadtplaner bei der Stadt), Klaus Franken (Catella Project Management, Seestadt), Jürgen Steinmetz (IHK-Hauptgeschäftsführer), Janina Cho (Centermanagerin des Einkaufszentrums MINTO), Moderatorin Daniela Perner (IHK-Geschäftsführerin), Michel Hontoy (Projektmanager WFMG) und Holger Brinkmann-Sahm (Geschäftsführer PEP Factory GmbH und 2. Vorsitzender des Citymanagements) (Foto: IHK)
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Mönchengladbach. „Wir brauchen ein Mönchengladbach-Tempo, um den Herausforderungen zu begegnen“, sagte Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, bei seiner Begrüßung zum Regionalforum Mönchengladbach. Dazu hatte die IHK unter dem Titel „MG im Wandel: Durch Stadtentwicklung zu mehr Nachhaltigkeit und neuen Erlebnisorten“ in die Hego Höfe eingeladen. Steinmetz erinnerte die knapp 85 Teilnehmenden an die Ergebnisse der vergangenen IHK-Standortanalyse für Mönchengladbach, aus der einige kritische Punkte hervorgingen. So hatten die Unternehmen die beiden Aspekte „Stadtbild“ und „Sicherheit“ jeweils mit der Schulnote Vier bewertet. „Seit unserer Befragung im vergangenen Jahr haben sich die Rahmenbedingungen durch das Aus für Galeria Kaufhof und den Stopp des Rathaus-Neubaus in Rheydt nicht gerade verbessert“, erklärte Steinmetz. Die Hego Höfe allerdings seien ein gutes Beispiel für eine Konversion zu neuen Erlebnisstätten. „Auch unsere Innenstädte müssen wir zu solchen neuen Erlebnisorten machen“, betonte er.

Oberbürgermeister Felix Heinrichs ordnete in seiner Begrüßung den Zustand der Mönchengladbacher Wirtschaft ein. Sein Fazit: „Trotz aller Krisen haben wir gemeinsam etwas geschafft. So gab es 2022 beispielsweise mit über 104.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen absoluten Höchststand bei einem nie dagewesenen Gewerbesteueraufkommen. Das spricht für eine prosperierende Wirtschaft am Standort.“ Für die Unternehmen gehe es in Zeiten des Strukturwandels darum, ihre Geschäftsmodelle so zu gestalten, dass sie damit auch noch in 20 Jahren erfolgreich seien. „Und dafür müssen wir die Rahmenbedingungen schaffen“, sagte er. „Dabei ist es wichtig, dass es die kritischen Stimmen aus der Wirtschaft gibt, die der Politik im Nacken sitzt.“ Dass sich die Mönchengladbacher Wirtschaft gleichzeitig aber auch selbst einbringe und bei der Umsetzung von Projekten mitmache, sei sehr schön und hilfreich.

In einem ersten von insgesamt drei Panels erläuterten Sebastian Lieser (Stadtplaner bei der Stadt), Michel Hontoy (Projektmanager WFMG) und Klaus Franken (Catella Project Management, Seestadt) unter dem Titel „Mönchengladbach macht!“ Projekte und Konzepte zur Stadtentwicklung. „Wir wollen der Innenstadt mehr Funktionen geben“, erklärte Lieser. Die Pläne: Kunst und Kultur durch einen Durchbruch von der Hindenburgstraße zum Museum Abteiberg in die Innenstadt holen, Sportmöglichkeiten im Bereich Hindenburgstraße schaffen und mehr Grün – unter anderem auf dem Sonnenhausplatz. Außerdem erarbeite man ein Konzept für eine busfreie Hindenburgstraße.

Über die Seestadt, die derzeit auf der Südseite des Hauptbahnhofes entsteht, sprach Klaus Franken. Der erste Bauabschnitt der „größten Klimaschutzsiedlung des Landes“ wird bis September fertig sein. „Die Hälfte der bisherigen Mieter kommt neu nach Mönchengladbach und damit viel zusätzliche Kaufkraft.“ Franken plädierte mit Blick auf die desolate Haushaltslage der Stadt dafür, Projekte gemeinsam anzupacken. „Wir sollten aufhören, immer nach der öffentlichen Hand zu rufen. Selbst anpacken statt abwarten muss die Losung heißen, und private Investoren können dabei helfen, auch öffentliche Bauten zu verwirklichen“, sagte er. „Das Rathaus ist tot, es lebe das Rathaus – Wirtschaft und Stadt können gemeinsam vieles bewegen und damit Impulse setzen, derzeitige Schwachpunkte in der Stadt aufzuwerten.“

„Vom Versorgungszentrum zum Place to be: Zentren als Erlebnisort“ lautete der Titel des zweiten Panels mit Friedhelm Lange (Geschäftsführer MGMG), Janina Cho (Centermanagerin des Einkaufszentrums MINTO), Stephan Rüland (Altstadtinitiative e.V.) und Holger Brinkmann-Sahm (Geschäftsführer PEP Factory GmbH und 2. Vorsitzender des Citymanagements). Vor allem Letzterer musste als Mit-Initiator des Projekts Markthalle Rede und Antwort stehen – beschäftigt die Frage nach deren Eröffnung doch seit vielen Monaten die Mönchengladbacher. „Unser größtes Problem waren die Kosten der Gastronomie-Abluftanlagen, die sich fast verdreifacht hatten“, erklärte Brinkmann-Sahm. „Diese Summen waren für die Gastronomen nicht bezahlbar. Inzwischen haben wir aber wirtschaftliche Lösungen gefunden, sodass der Innenausbau weitergeht. Wir geben alles und wollen den Sommer natürlich mitnehmen. Einen genauen Eröffnungstermin kann ich heute noch nicht nennen“, sagte er. „Aber ich bin davon überzeugt, dass sich die Oberstadt in absehbarer Zeit zu einem attraktiven Place to be entwickelt.“

Vor einem Rundgang über das Gelände der Hego Höfe erläuterte Marcel Klotz, Geschäftsführer der HG Vermögensverwaltungs-GmbH Hego Höfe, unter dem Titel „Nachhaltige Immobiliennutzung: Großchance oder bürokratisches Schreckgespenst?“, was auf dem Areal geplant ist. Der Name „Hego“ setzt sich aus „Heinz Gothe“ zusammen und verweist auf den Unternehmensgründer der Firma Heinz Gothe Edelstahl, die – ursprünglich Mieterin einiger Flächen – das Gelände 2022 gekauft hat. Ein Drittel der Fläche möchte Gothe Edelstahl für die eigene Produktion weiterhin nutzen. Für den Rest würden Mieter gesucht, die „den Charme gut finden und sich gegenseitig ergänzen und befruchten“, so Klotz. „Wir wollen auf keinen Fall tote Lagerflächen haben und werden uns nach und nach in Richtung ‚sozio-kulturelles‘ Quartier entwickeln.“ Die Rollbrett Union solle ebenso eine Heimat auf dem Gelände finden wie ein Gastronomie-Betrieb. „Städtebaulich bitte ich allerdings noch um etwas Geduld.“ So wolle man unter anderem einen Teil der Fassade neugestalten – und mit dem Thema Nachhaltigkeit verknüpfen. „Manches geht uns aber auch einfach nicht schnell genug, Genehmigungsprozesse sind oft komplex, bedürfen gründlicher Planungen und brauchen leider zu viel Zeit“, sagte Klotz.

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