(Foto: Lammertz, Thomas (lamm))
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Krefeld. Der Haushaltsentwurf der Bundesregierung für das Jahr 2024 sieht vor, die Erstattung von bis zu 90 Prozent der Energie- und Stromsteuer durch einen Spitzenausgleich für energieintensive Unternehmen zu streichen. Die Geschäftsführung der Siempelkamp Giesserei, Weltmarktführer für Handformguss, verurteilt diese Entscheidung als industrieschädigende Maßnahme, die den Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig hinsichtlich der bereits jetzt schon fehlenden internationalen Wettbewerbsfähigkeit bei Energiekosten zusätzlich weiter beeinträchtigen wird.

“Es fehlt immer noch ein tragfähiges Konzept für die zwingend notwendige Einführung eines Industrie- oder Transformationsstrompreises. Gleichzeitig wird nun eine der wenigen vorhandenen Entlastungen für energieintensive Betriebe einkassiert, um augenscheinlich an anderer Stelle bestehende Löcher im Haushalt zu stopfen. Als mittelständisches Unternehmen fragt man sich inzwischen, ob unsere Produktion von Bauteilen, die nachweislich zentrale Bausteine der Transformation sind, hier noch weiter gewünscht ist”, erklärt Dirk Howe, Geschäftsführer und Sprecher der Siempelkamp Giesserei. Das Unternehmen, das viele unverzichtbare Strukturbauteile für den Energieanlagen-, und Maschinenbau- oder den Automotive-Sektor herstellt, befürchtet durch den Wegfall der Steuerentlastung zukünftig nochmals weitere erhebliche Mehrkosten verursacht.

Politik hat mehrfach Versprechen gebrochen – und stößt die Industrie nun zusätzlich vor den Kopf

Die Siempelkamp Giesserei gehört mit einem jährlichen, elektrischen Energiebedarf von über 50 Gigawattstunden zu einem der energieintensiven Unternehmen in Nordrhein-Westfalen. Der Stromverbrauch entspricht dem einer Kleinstadt mit 20.000 Einwohnern. Bereits durch die Strompreisanstiege im Zuge der Energiekrise entstanden der Gießerei Mehrkosten in Millionenhöhe. “Auch hier hatten wir auf ein deutliches Signal durch die Politik gehofft, um dieser Entwicklung – wie auch in anderen europäischen Staaten – entgegenzutreten – sei es durch einen Industriestrompreis oder eine kurzfristige Anpassung des Merit-Order-Systems. Beides ist nicht passiert. Ebenfalls dürfen wir daran erinnern, dass es ein klares Wahlversprechen unseres heutigen Bundeskanzlers zur Einführung eines Industriestrompreises von 4ct/kwh gab. Stattdessen vertröstete auch der Parlamentarische Staatssekretär Michael Kellner als Mittelstandbeauftragter, dass es rückwirkende Hilfen für energieintensive Unternehmen geben würde. Auch diese Zusage ist nicht gehalten worden”, ärgert sich Howe. Dass 2024 nun durch die Abschaffung des Spitzenausgleichs auf die mittelständische Industrie auch noch eine de facto Steuererhöhung zukomme, ist für die Krefelder Industrie-Experten vollends unverständlich.

Mehrkosten für Kunden wie Verbraucher und sinkende Wettbewerbsfähigkeit

Dass die Energiepreise in Deutschland im internationalen Vergleich hoch sind, ist hinlänglich bekannt. Die dadurch teurer hergestellten Produkte führen am Ende zu deutlichen Mehrkosten für Verbraucher und einer weiteren Benachteiligung des Industriestandorts Deutschland. “Dadurch kann keine nachhaltige Bekämpfung der Inflation stattfinden und gleichzeitig wird der Wirtschaftsstandort Deutschland geschädigt, der mehr und mehr an Wettbewerbsfähigkeit verliert”, fasst Dirk Howe die unbefriedigende Situation zusammen: “Mit dem Wegfall des Spitzenausgleichs wird Energie weiter verteuert und somit die Situation noch zusätzlich verschärft – das kann doch nun wirklich nicht Ziel der Politik sein!”

Vorschlag von pragmatischer Lösung statt bürokratischer Subventionen

Die Siempelkamp Giesserei fordert schon lange einen Energie-Masterplan, der offen und ehrlich den Weg der Energieversorgung Deutschlands zur Klimaneutralität benennt. “Aktuell werden alle Betriebe, die die Transformation von fossilen Brennstoffen zu Strom angehen, mit deutlich höheren Kosten bestraft, denn der Strom kostet erheblich mehr und der Wegfall des Spitzenausgleichs verschlimmert diesen Zustand noch weiter”, ärgert sich der Geschäftsführer der Siempelkamp Giesserei: “Daher muss ein Industriestrompreis, wie er auch in anderen EU-Staaten gilt, den Betrieben helfen, die aktuell teuren Strompreise planbar und wettbewerbsfähig zu halten.” Dabei will die Siempelkamp Giesserei keine Geschenke auf Kosten der Steuerzahler. “Die einfache Lösung: Ein Industriestrompreis kann auch im Sinne einer Zwischenfinanzierung einen heutigen Industriestrompreis mit den niedrigen Strompreisen von morgen ausgleichen. Das heißt, der Staat hilft bei der Finanzierung der heutigen Strom-Mehrkosten und erhält bei niedrigen Strompreisen der Zukunft die Differenz wieder zurück – ein universeller CfD (Contract for Difference) für die energieintensive Industrie – das schafft Planungssicherheit auf allen Seiten, welche Grundvorrausetzung für die erforderliche Investitionen ist”, ist Dirk Howe überzeugt.

Siempelkamp Giesserei als Teil der Lösung

Die Geschäftsführer Dirk Howe und Dr. Georg Geier (Foto: Steve Jacoby)

Die Siempelkamp Giesserei ist fest entschlossen die Transformation der energieintensiven Industrie am Standort Deutschland mitzutragen und hat in den vergangenen Jahren hohe Beträge in Digitalisierung und Prozessoptimierung investiert, um die Nachhaltigkeit des Unternehmens zu steigern. “Keine Gießerei für Handformguss weltweit produziert so nachhaltig wie wir. Keine auf so große und robuste Bauteile spezialisierte Gießerei hat so eine gute CO2-Bilanz. Ohne diese Bauteile gibt es weder Elektrofahrzeuge noch Rohstoffe für Energiespeicher, oder die Produktion von klimaneutralem Stahl. Wichtig ist, dass wir als energieintensives Unternehmen nicht dafür abgestraft werden, dass wir – prozessbedingt – für unser Investment in Zukunftstechnologien viel Strom benötigen, wir sprechen in diesem Zusammenhang auch immer über CO2-Produktivität”, erinnert der Geschäftsführer Dirk Howe: “Gerade, wenn für nur drei einzelne Firmen – Intel, Thyssen Krupp, Salzgitter AG – knapp 13 Mrd. Euro Subventionen ausgelegt werden, sollte man überlegen, wie viele hunderte Mittelständler mit zig-tausenden Beschäftigten mit diesem Betrag in der Transformation unterstützt werden hätten können. Dadurch wäre eine derartige Geldmenge viel risikodiverser und breiter durch viele, innovative Schultern getragen! Fair und sinnvoll wäre, ein ähnliches Budget in den deutschen Mittelstand zur Unterstützung der dringend notwendigen Transformation zu investieren.”


Über Siempelkamp
Siempelkamp ist eine weltweit tätige Unternehmensgruppe mit den Geschäftsbereichen Maschinen- und Anlagenbau, Gusstechnik sowie Engineering und Service. Weltweit sorgen annähernd 3.000 Mitarbeiter dafür, dass die Siempelkamp-Gruppe mit ihren Technologien in der Weltspitze vertreten ist.
Die Siempelkamp Giesserei in Krefeld hat sich auf die Herstellung handgeformter Großgussteile bis 320 Tonnen aus Gusseisen mit Kugelgrafit spezialisiert und gehört mit einer Gussmenge von über 60.000 Tonnen pro Jahr sowie über 400 Mitarbeiter:innen zu den größten Handformgießereien der Welt. Das umfassende und kundenorientierte Leistungspaket beinhaltet den gesamten Produktionsprozess von der Konstruktion, den Berechnungen, dem Modellbau, der Formerei über den Abguss bis zur mechanischen Bearbeitung sowie Verpackung und Transport.
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