Christoph Riedl (Foto: Stadt Willich)
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Willich. Der neue Chef der Gesamtschule ist wieder da. Wieder?

Wieder. So ganz neu ist er an der Schule nämlich nicht: Schon 2005 war er an der RSE, damals war er für sechs Jahre als Lehrer an der Schule, baute seinerzeit Europaprofil und Berufsorientierung mit auf – jetzt aber ist der erklärte Teamplayer Christoph Riedl als Nachfolger des im September letzten Jahres gen Bezirksregierung verabschiedeten Burkhard Brörken „Chef vons Ganze“:  Der 55jährige Vater zweier Söhne hat am 2. Oktober den Job an der Spitze der Robert-Schuman-Europaschule übernommen.

Kein Wunder also, dass er beim Gang über den belebten Schulhof (der Betrieb ist nach zwei Wochen Herbstferien diese Woche erst wieder „richtig“ angelaufen) von manchem aus dem Kollegium freudig begrüßt und – Chef hin, Chef her – umarmt wird. „Die Hälfte des Kollegiums kenn ich noch“, meint er beim Pressegespräch zu seiner Vorstellung, und in den nächsten vier Wochen werde er hauptsächlich in Sachen Kennenlernen unterwegs sein: er möchte sich natürlich auch der anderen Hälfte des rund 100köpfigen Kollegiums und den rund 1050 Schülern der fünfzügigen Gesamtschule („Maximum, aber noch handlebar“) vorstellen – und wird also nach und nach alle Klassen besuchen.

Wichtig ist ihm in diesem Zusammenhang, seinem Kollegen und RSE-Interimsleiter Alexander Rother ausdrücklich zu danken, der „hier in Dreifachbelastung einen hervorragenden Job gemacht hat.“

Kurzabriss Riedls beruflich wechselhafter Biografie: Nach Abitur in Warendorf und seiner Bundewehrzeit absolvierte der in Duisburg aufgewachsene und jetzt im Kreis Heinsberg lebende Riedl zunächst eine Ausbildung zum Industriemechaniker – schon mit der Idee im Hinterkopf, seiner Technikleidenschaft folgend später eventuell an einer Berufsschule unterrichten zu können.

Nach der Bundeswehr dann das Lehramt-Studium in Münster in Geschichte und Sozialwissenschaften (später im Rahmen der Weiterbildung neigungsbedingt um Lehrberechtigungen für Physik und Informatik erweitert), danach dann berufliche Stationen an verschiedenen  Gesamtschulen: Referendariat an der Felix-Fechenbach-Gesamtschule in Leopoldshöhe im Kreis Lippe, erste Stelle an der seinerzeit im Aufbau befindlichen Gesamtschule Rheydt-Mülfort in Mönchengladbach, danach 2005 Wechsel an die RSE, dann 2012 Wechsel als didaktischer Leiter an die Gesamtschule Theo Hespers in MG, danach 2018 Wechsel an die Joseph Beuys Gesamtschule in Kleve, die seinerzeit aus einer  Sekundar- zu einer Gesamtschule umgebaut wurde – und jetzt schließlich der Wechsel an die Spitze der Willicher RSE-Gesamtschule.

Schon aus diesem Verlauf wird deutlich, dass Riedl in Sachen Gesamtschule ein bekennender “Überzeugungstäter“ ist – was man getrost auf sein Credo und seine Forderung nach „Bildungsgerechtigkeit“ schieben darf. „Ich bin auch aus Erfahrung überzeugt davon, dass viele Fünftklässler, die zu uns kommen, mehr erreichen können, als in ihrer Empfehlung von der Grundschule steht“, ist er vom chancenoffenen Prinzip und der Durchlässigkeit des Systems Gesamtschule überzeugt. Wobei er im Gespräch direkt engagiert verdeutlicht, dass an der Gesamtschule entgegen hartnäckigen Vorurteilen und Gerüchten keine Abschlüsse, „kein Abi verschenkt“ werde: „Wir haben hier die gleichen Prüfungsbedingungen, Vorgaben und den gleichen Leistungsanspruch wie andere Schulformen.“

Der Vater zweier erwachsener Söhne möchte als Leiter („Leitung bedeutet für mich immer, gemeinsam mit den Menschen zu kommunizieren und zu arbeiten“) der Schule, von deren Zustand und Ausrüstung er durchaus angetan ist, auf jeden Fall auch weiter unterrichten. Auch, weil er seine „auch aus einem christlichen Menschenbild erwachsenen“ inhaltlichen Ansätze – demokratische Werte, Europäischer Grundgedanke, Gerechtigkeit, Digitalisierung, Schonung der Ressourcen, Hilfsbereitschaft, Nachhaltigkeit – auch im Unterricht und darüber hinaus vorleben möchte. „Auch das konkrete Vorleben kann Bewusstsein verändern. Ganz sicher.“

Spricht’s und sammelt beim Gang über den Schulhof das achtlos weggeworfene Papier eines Schokoriegels auf.

Christoph Riedl ist wieder da.

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