Dr. Gundolf Precht, erster Leiter des LVR-Archäologischen Parks Xanten (mit dem Rücken zum Fotografen) erläutert den anwesenden Vertretern von Presse und Politik das Konzept des Archäologischen Parks Xanten (Foto: Archiv LVR-Archäologischer Park Xanten, Fotograf unbekannt)
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Xanten. Der auf dem Areal der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana errichtete LVR-Archäologische Park Xanten ist heute das größte archäologische Freilichtmuseum Deutschlands und zieht jährlich hunderttausende Besucher an. Das Gelände der antiken Stadt ist seit Juli 2021 Bestandteil der „Grenzen des Römischen Reichs – Niedergermanischer Limes“ und damit UNESCO Welterbe. Dass der APX heute Forschung und Bildung miteinander verbindet und den Menschen durch Ausstellungen im LVR-RömerMuseum, mit Hilfe von beeindruckenden Rekonstruktionsbauten im Park und durch ein vielfältiges Familienprogramm eine Reise in die Vergangenheit ermöglichen kann, ist keine Selbstverständlichkeit.

Bestrebt am wirtschaftlichen Aufschwung des Ruhrgebiets teilhaben zu können genehmigte die Stadt Xanten 1957 den Bau einer Stahlbetonfabrik auf dem Gelände der ehemaligen römischen Stadt. Während des Baus konnte der Archäologe Hermann Hinz unter hohem Zeitdruck einige punktuelle Ausgrabungen durchführen und stieß dabei auf die Fundamente der Großen Thermen der römischen Stadt. Maßnahmen zum Schutze des Bodendenkmals gab es allerdings keine, obwohl bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts die Ausmaße und die Bedeutung der Stadt durch Ausgrabungen von Joseph Steiner vom Niederrheinischen Altertumsverein dokumentiert waren. Ein wirkungsvolles Denkmalschutzgesetz steht erst seit 1980 in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung.

Anfang der 1960er Jahre begann die Stadt Xanten mit der weiteren Konzeption eines Bebauungsplans für ein Gewerbegebiet entlang der Siegfried- und Trajanstraße, der weitreichende Eingriffe im Herzen der antiken Stadt und damit ins archäologische Erbe verursachte. In der Folge wurden Gewerbebetriebe und Wohnhäuser angesiedelt, die Archäologinnen und Archäologen des damaligen Rheinischen Landesmuseums, heute LVR-LandesMuseum Bonn, konnten diese Bautätigkeiten nur mit Notgrabungen begleiten. Erst Anfang der 1970er Jahre fruchteten die massiven Einwände der Forschenden gegen die weiteren Nutzungspläne der Stadt Xanten.

Bürgermeister Hans Seber, Stadtdirektor Heinz Trauten und der Direktor des Rheinischen Landesmuseums in Bonn und damit oberster Dienstherr der Archäologie im Rheinland Christoph B. Rüger forcierten einen Plan, der den Fokus auf den Tourismus legte und die Erhaltung des Bodendenkmals miteinschloss. Auf Basis des Landesentwicklungsplans II aus dem Jahr 1970 sollte die Stadt Xanten mit ihrer historischen Innenstadt, Bade- und Freizeitseen und anderen Freizeitaktionen zum Naherholungsgebiet für das Ruhrgebiet werden.

Die Entscheidung zur Eröffnung eines archäologischen Parks fiel im Jahr 1972. Ein Jahr später, am 25. Oktober 1973 wurde der Vertrag zum Grunderwerb zwischen dem 1953 gegründeten Landschaftsverband Rheinland und dem Zweckverband „Grunderwerb Colonia Ulpia Traiana“ geschlossen und der Grundstein für den Archäologischen Park gelegt. An der Vertragsunterzeichnung nahmen bedeutende lokale Persönlichkeiten teil, namentlich Hans Seber, der damalige Bürgermeister Xantens, Hans-Rudolf Hartung, Kulturdezernent des LVR, Udo Klausa, damals Landesdirektor des LVR, Kreisdirektor Heinz Kardinal vom Kreis Moers und Dr. Gundolf Precht, erster Leiter des LVR-Archäologischen Parks Xanten.

Zu dieser Zeit war erst ein kleiner Teil der 73 Hektar großen römischen Stadtanlage untersucht und freigelegt. Bis zur Eröffnung des Parks am 8. Juni 1977 wurden Torbauten, der Hafenkomplex, Privatbebauungen ausgegraben, konserviert und teilweise teilrekonstruiert und das Gelände besuchergerecht gestaltet. Heute ist der LVR-Archäologische Park Xanten ein Vorbild für zahlreiche Archäologische Parks weltweit und aus dem Selbstverständnis der Stadt Xanten nicht mehr wegzudenken.

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