Oberhausen. Wie ist die Stimmung der Bürgerinnen und Bürger in Oberhausen – und wie im ganzen Land in der aktuellen politischen Lage? Die Ergebnisse der städtischen Bürgerbefragung „Leben in Oberhausen“ waren Anlass für eine Podiumsdiskussion, zu dem der Wissenschaftscampus NRW am Dienstag, 28. November 2023, in den Ratssaal geladen hatte. Rund 50 Gäste folgten der Diskussion mit Dr. Silke Borgstedt, Geschäftsführerin des Sinus Instituts, und Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, Direktor NRW School of Governance an der Universität Duisburg-Essen, die Dr. Martin Florack, Bereichsleiter Integrierte Stadtentwicklung und Statistik moderierte.
Oberbürgermeister Daniel Schranz beschrieb in seiner Begrüßung den Grund für die Umfrage „Leben in Oberhausen“: „Uns ist wichtig zu erfahren, was die Menschen bewegt, was sie umtreibt, was sie vielleicht auch aufregt.“ Dass etwa so viele Menschen Unzufriedenheit beim Thema Sauberkeit äußern, habe ganz konkrete Auswirkungen: „Das hat dazu geführt, dass die Stadt Oberhausen mit einem ausgeweiteten Leistungspaket der Wirtschaftsbetriebe zusätzliche Anstrengungen unternimmt.“ Schranz betonte: „Bürgerbefragungsergebnisse ernst zu nehmen, ist im Kleinen wichtig – mindestens genauso wichtig scheint es mir aber auch im Großen zu sein. Denn diese Ergebnisse sind klare Signale an die Politik.“
Zum Einstieg in die Diskussion nahmen die Fachleute die Corona-Pandemie in den Blick. Die Zunahme von Unsicherheiten und Zukunftsängsten durch den anhaltenden Krisenmodus sorge für steigenden Pessimismus in der Bevölkerung. Aber auch die „Wertschätzung von Freiheit war nie so hoch, denn unsere Freiheit wurde erstmals eingeschränkt“, so Korte.
Wenn es um den gesellschaftlichen Wandel geht, komme in erster Linie die Variable des Vertrauens ins Spiel. Borgstedt dazu: „Vertrauen ist immer dort stark ausgeprägt, wo ich persönlichen Kontakt habe, und immer dort wo dies nicht der Fall ist, finden wir mehr Misstrauen.“ Korte betonte, dass Transformationspolitik immer mit Verlusten verbunden sei: „Die Bürger spüren doch, dass der Transformationsprozess unserer Gesellschaft einer Kraftanstrengung bedarf und auch zu Wohlstandsverlusten führt.“ Wie kann die Politik diesen begegnen? Es brauche „positive Zukunftsbilder“, doch derzeit seien politische Akteure eher vorsichtig beim Gestalten; die Sehnsucht nach Mut, Entschlossenheit und Führungsstärke bliebe zurzeit meist unerfüllt.
Die Ergebnisse der Befragung der Oberhausener Bürgerinnen und Bürger zeichnen ein erfreulicheres Bild. Statistikerin Tabea Hemker führte die Gäste durch die zentralen Zahlen und ordnete diese interpretativ ein.
Der Wissenschaftscampus NRW ist eine anwendungsorientierte Wissenschaftseinrichtung, die die Stadt Oberhausen gemeinsam mit der NRW School of Governance an der Universität Duisburg-Essen und dem Institut für Journalismus und PR an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen gegründet hat. Mehr Informationen gibt es unter www.wica.nrw