Sabine Hustedt, Rainer Imkamp und Klaus Müller (r.) bilanzierten die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss gemeinsam (Foto: Agentur für Arbeit)
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Mönchengladbach/Rhein-Kreis Neuss. Der Arbeitsmarkt in Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss hat sich im Jahr 2023 als weitgehend robust erwiesen. Die Arbeitslosigkeit stieg zwar im Jahresdurchschnitt an, mit durchschnittlich 7,1 Prozent blieb die Arbeitslosenquote allerdings niedriger als in den meisten Vorjahren. Positiv entwickelte sich sie sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, unter anderem bei den Geflüchteten aus der Ukraine und den Staatsangehörigen der acht stärksten Asylherkunftsländer. 2024 soll dieser Trend bundesweit mit dem „Job-Turbo“ beschleunigt werden.

Die Agentur für Arbeit Mönchengladbach und die Jobcenter Mönchengladbach und Rhein-Kreis Neuss hatten jetzt zu einer gemeinsamen Jahrespressekonferenz eingeladen. Dabei blickten Rainer Imkamp (Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mönchengladbach), Sabine Hustedt (Geschäftsführerin Jobcenter Rhein-Kreis Neuss) und Klaus Müller (Geschäftsführer Jobcenter Mönchengladbach) auf die Entwicklungen des regionalen Arbeitsmarktes im vergangenen Jahr zurück und beschrieben die daraus erwachsenden Aufgaben für 2024. Qualifizierungen und Umschulungen gehören dazu sowie insbesondere die Umsetzung des bundeweiten „Job-Turbos“ vor Ort.

„Wenn wir auf 2023 zurückblicken, sehen wir, dass die abgeschwächte Konjunktur nicht spurlos am Arbeitsmarkt in Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss vorübergegangen ist. Gemessen am Ausmaß der Belastungen und Unsicherheiten behauptet sich der Arbeitsmarkt aber nach wie vor gut: Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist ein weiteres Jahr gestiegen, bei Frauen etwas stärker als bei Männern und bei Lebenserfahrenen etwas mehr als bei Jüngeren. 2023 wurde ein historischer Höchstwert erreicht. Auch die Integration von Geflüchteten in die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung entwickelte sich positiv. Trotz einer leichten durchschnittlichen Steigerung auf 27.408 Betroffene zählte 2023 außerdem zu den Jahren mit eher niedriger Arbeitslosigkeit – die Arbeitslosenquote lag im Jahresmittelwert bei 7,1 Prozent, nur drei der vergangenen 15 Jahre schlossen niedriger ab“, bilanzierte Rainer Imkamp die Entwicklungen der vergangenen zwölf Monate stellvertretend für die Arbeitsagentur und die Jobcenter Mönchengladbach und Rhein-Kreis Neuss.

Eine Herausforderung war 2023 und wird 2024 die Arbeitsmarktintegration geflüchteter Menschen sein. Zudem legte die wirtschaftlich angespannte Situation zugleich im vergangenen Jahr eine „weitere große Baustelle am Arbeitsmarkt“ offen. Rainer Imkamp schilderte: „Mehr als 55 Prozent der Arbeitslosen sind bislang nicht auf Fachkräfteniveau ausgebildet, während ebenfalls mehr als 55 Prozent der gemeldeten offene Arbeitsstelle ein Fachkräfteniveau voraussetzen; weitere über 20 Prozent eine noch höhere Qualifizierung. Weiterbildung und Qualifikation sind deshalb arbeitsmarktpolitisch die Themen, die weiterhin groß auf der Tagesordnung stehen, um dem in allen Branchen festzustellenden Fachkräftemangel zu begegnen. Und zwar bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ohne hinreichende Qualifikation als auch bei der Integration geflüchteter Menschen.“ Um Arbeitnehmer wie Arbeitgeber dabei zu unterstützen, Menschen zu qualifizieren oder deren Einarbeitung zu ermöglichen, „stehen uns auch 2024 ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung“.

Mit der landesweiten Vermittlungsoffensive, die im Januar 2024 von der Landesregierung und den kommunalen Jobcentern in Nordrhein-Westfalen beschlossen worden ist, sollen zudem arbeitsfähige Männer und Frauen im Bürgergeldbezug schnell und erfolgreich auf den Arbeitsmarkt vermittelt werden. „Auch ihnen werden wir 2024 konkrete Angebote zur Integration in den Arbeitsmarkt machen“, kündigte Rainer Imkamp an. „Der Bestand an offenen Arbeitsstellen, die uns in Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss gemeldet sind, ist auch 2023 hoch geblieben.“

Ein gemeinsamer Schwerpunkt der Jahrespressekonferenz von Arbeitsagentur und Jobcentern war der „Job-Turbo“, der 2024 bundesweit dazu beitragen soll, Geflüchtete verstärkt in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dabei gehe es um Menschen aus allen Asylherkunftsländern, aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine insbesondere aber auch um von dort geflüchtete Menschen, erklärten Sabine Hustedt und Klaus Müller. „Die Motivation der Ukrainer, sich auf eine Arbeit in Deutschland vorzubereiten, ist hoch. Sie nutzen das Angebot, Sprachkurse zu besuchen, und viele erreichen jetzt ein Sprachniveau, das es ihnen ermöglicht, einen Job aufzunehmen – vielleicht noch nicht auf dem Qualifikationsniveau, das sie in ihrer Heimat hatten, aber mit dem erkennbaren Interesse, dieses möglichst schnell zu erreichen“, erklärte Klaus Müller. „Bis das Sprachniveau reicht, um eine Position als Fachkraft zu übernehmen, dauert es natürlich seine Zeit.“ Sabine Hustedt bestätigte, dass die Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine „ein großes Interesse an unserem Arbeitsmarkt haben. Wir unterstützen sie, indem wir für sie beispielsweise zielgruppenbezogene Job-Speed-Datings organisieren und unsere Netzwerkarbeit noch einmal neu verzahnen, um den ,Job-Turbo‘ zum Gelingen zu bringen.“ Inzwischen seien immer mehr Ukrainerinnen und Ukrainer im Agenturbezirk Mönchengladbach sozialversicherungspflichtig beschäftigt. „Wir sehen bereits schöne Erfolge“, sagte Sabine Hustedt. „Kürzlich hatte ich Kontakt zu einer Ukrainerin, die in ihrer Heimat in einer Schokoladenfabrik gearbeitet hat und bei uns jetzt in einer Pflegeeinrichtung arbeitet. Sie denkt aktuell darüber nach, eine Ausbildung in der Pflege zu absolvieren. Eine andere Ukrainerin mit Berufserfahrung in einer Finanzbehörde arbeitet bei uns inzwischen in einer Steuerberatungsgesellschaft.“

Detaillierter Blick auf die Jahreswerte 2023

Im Bezirk der Arbeitsagentur für Mönchengladbach und den Rhein-Kreis Neuss lag die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt bei 27.408 Personen. Das sind 1.032 Personen oder 3,9 Prozent mehr als 2022. Der Anstieg fiel dabei weniger stark aus als im nordrhein-westfälischen Durchschnitt (+6,2 Prozent), wozu insbesondere der niedrige Anstieg von 1,7 Prozent in der Stadt Mönchengladbach beitrug (Rhein-Kreis Neuss: +6,2 Prozent). Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag im Agenturbezirk bei 7,1 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte höher als im Durchschnitt des Vorjahres, wobei der Rhein-Kreis Neuss mit 5,6 Prozent niedriger als die durchschnittliche landesweite Arbeitslosenquote lag (7,2 Prozent) und die Stadt Mönchengladbach mit 9,7 Prozent darüber.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg im Vorjahresvergleich. Zum Stichtag 30. Juni 2023 (aktuell verfügbare Daten) waren in der Stadt Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss insgesamt 266.936 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 3.227 Personen oder 1,2 Prozent mehr als zum 30. Juni 2022. Dabei stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bei Frauen (+1,4 Prozent) stärker als bei Männern (+1,1 Prozent) und bei Menschen zwischen 55 und 65 Jahren stärker (+4,3 Prozent) als bei Menschen zwischen 25 und 55 Jahren (+0,7 Prozent). Wachstum verzeichnete auch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bei Geflüchteten aus der Ukraine (+419 Personen oder +56,2 Prozent innerhalb eines Jahres bis zum Stichtag 30. Juni 2023 auf 1.164 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) sowie bei Geflüchteten aus den acht stärksten Asylherkunftsländern (+648 Personen oder +11,9 Prozent innerhalb eines Jahres bis zum Stichtag 30. Juni 2023 auf 6.082 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte; Herkunftsländer: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien).

11.314 neue offene Stellen meldeten die Unternehmen in Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss im Jahr 2023. Das sind 1.948 weniger als im Vorjahr (-14,7 Prozent). Der Großteil der neu gemeldeten Arbeitsstellen richtete sich dabei an Fachkräfte (6.293), Mitarbeitende für Helfertätigkeiten wurden in der Jahressumme 2.452 gesucht sowie 1.391 Spezialisten und 1.175 Experten. Die Anzahl der gemeldeten freien Arbeitsstellen im Bestand blieb im Jahresdurchschnitt mit 6.122 (-370 Stellen/-5,7 Prozent) trotz des rückläufigen Zugangs neuer Stellen höher als in den meisten Vorjahren.

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