(Foto: Stadt Oberhausen / Tom Thöne)
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Oberhausen. Sie erinnern an die Opfer der Nationalsozialisten: die „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig. Jetzt sind in Oberhausen 36 neue kleine Denkmäler dazu gekommen. Am Mittwoch und Donnerstag, 21. und 22. Februar, haben der Künstler und Unterstützerinnen und Unterstützer 36 Stolpersteine an 13 Orten im Stadtgebiet verlegt. Die Stolpersteine erinnern auch in diesem Jahr an vielfältige Verfolgungsschicksale – Euthanasie-Opfer, Widerständler, Jüdinnen und Juden und Menschen, die einfach nur einen verbotenen Radiosender gehört haben.

Am ersten Tag der Aktion war Künstler Gunter Demnig selbst in Oberhausen und verlegte die ersten Stolpersteine. Auch in diesem Jahr waren in einigen Fällen Nachfahren bei den kleinen Gedenkfeiern am jeweiligen Verlegeort dabei. Viele der Vorschläge für neue Erinnerungssteine kommen von Angehörigen.

Bei der umfangreichen Recherchearbeit zu den Biografien der verfolgten Oberhausenerinnen und Oberhausener und der Vorbereitung der Verlegungen wird die Gedenkhalle Oberhausen von zahlreichen Schulen unterstützt. Das Bertha-von-Suttner-Gymnasium, die Anne-Frank-Realschule, die Heinrich-Böll-Gesamtschule und das Hans-Böckler-Berufskolleg haben geholfen, das Leben vieler Verfolgter nachzuzeichnen. Die Anne-Frank-Realschule hat bei der Aktion in diesem Jahr beispielsweise recherchiert, dass eine Großtante von Anne Frank, Mathilde Holländer, in Oberhausen geboren wurde und hier bis 1938 gelebt hat. Sie war die Tochter von Eduard Berg. Nach ihm ist in der Innenstadt der Platz an der Markstraße/Ecke Goebenstraße benannt. Mathilde Holländer gelang die Flucht vor den Nationalsozialisten nach Peru. Dort starb sie 1960 in Lima.

Zusätzlich recherchierten die GEW-Stolpersteingruppe, die „Omas gegen Rechts“ und der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) weitere Schicksale. „Ohne die große Unterstützung aus der Stadtgesellschaft wäre die jährliche Beteiligung an dem Stolpersteinprojekt nicht möglich“, betont Claudia Stein von der Gedenkhalle. Die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen verlegen die Stolpersteine so ordentlich, dass tatsächlich nur das Auge über sie stolpert.

Die Oberhausener Stolpersteine sind in der App des WDR „Gegen das Vergessen“ abrufbar. Bei der Vervollständigung der Datenbank über Oberhausener Opfer haben Kurse der Gesamtschule Osterfeld und der Gesamtschule Weierheide unterstützt, durch eigene Texte und Graphic Storytelling, also Geschichten, die in Zeichnungen erzählt werden.

Nähere Informationen zu den Einzelschicksalen finden Interessierte auf der Homepage der Gedenkhalle (www.gedenkhalle.de). Dort kann man auch die Info-Broschüren zu den Verlegungen einsehen und herunterladen.

Hintergrund: Im Mai 2023 vermeldete Gunter Demnig die Verlegung des 100.000 Stolpersteins. Seit 1997 verlegt der Künstler diese Steine in Erinnerung an das Schicksal der NS-Verfolgungsopfer in ganz Europa. Die Stadt Oberhausen beteiligt sich seit 2008 an diesem Projekt, das mittlerweile als größtes dezentrales Mahnmal der Welt gilt. Die Stadt Oberhausen erinnert mit den Stolpersteinen nun an insgesamt 314 Verfolgungsopfer.

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