Essen. Manchmal fühlen sie sich wie Sherlock Holmes und Dr. Watson: Die Brüder Manuel und Oliver Glänzer sind für die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) in der ganzen Stadt unterwegs und suchen nach – Tonnen! Denn noch immer gibt es im Stadtgebiet Blaue, Braune oder auch Graue Tonnen, die noch nicht für das neue Identsystem ausgestattet sind. Diese Tonnen ohne Transponderchip zu finden, gleiche manchmal echter Detektivarbeit, erzählt Oliver Glänzer: „Wo die Leute manchmal ihre Tonnen stehen haben: Auf den Etagen im Hausflur, sogar auf dem Balkon, und eine Papiertonne stand tatsächlich mal im Wohnzimmer!“ Die Aufgabe der beiden Brüder und fünf weiterer Teams der EBE ist es, die im digitalen System noch nicht erfassten Tonnen aufzuspüren und auszustatten. „Den ganzen Bestand aufzunehmen, das ist schon schwierig“, weiß Manuel Glänzer, der oft bei den Bewohnern anschellt und um Hilfe bitten muss. „Die wissen ja, wenn eine Tonne im Schuppen, ganz hinten versteckt im Garten oder in der Garage steht.“ Im besten Fall bekommt er Zugang und nimmt die Tonnen mittels Chip und Aufkleber in den Bestand des Identsystems auf.
Fünf Tage in der Woche sind die Brüder gemeinsam auf der Suche, arbeiten ihre Listen ab. „Wenn die Tonnen von vielen Häusern in einem einzigen Innenhof stehen, dann gibt es oft keine richtige Zuordnung, und die Situation ist unklar und richtig kompliziert“, so Oliver Glänzer. In solchen Fällen telefonieren die EBE-Mitarbeiter auch schon mal mit ihrem Vorgesetzten in der Zentrale. Florian Gonzalez vom Fachbereich Abfallwirtschaft hat den Anspruch, dass wirklich jede Tonne in Essen, die von den Bürgern bezahlt wird, auch im System auftaucht – nur dann können diese Tonnen auch zukünftig geleert werden. „Die Stadt Essen hat uns mit der Erfassung jeder einzelnen Grauen, Braunen und Blauen Tonne beauftragt, und das machen wir jetzt auch – und 95 Prozent haben wir schon geschafft!“
Um auch die letzten Tonnen zu finden, sind Mitarbeiter wie Manuel und Oliver Glänzer seit Wochen in der Stadt unterwegs. Eigentlich waren alle Hauseigentümer aufgefordert, ihre Tonnen zum Chippen bereitzustellen. „Wenn die Leute aber kein Interesse an einer Mitarbeit haben, wenn die Stellplätze der Tonnen nicht stimmen oder alles verschlossen ist, das ist natürlich frustrierend“, gibt Manuel Glänzer zu. „Und am schlimmsten ist es, wenn bei Regen und Wind unsere ganzen Unterlagen nass werden.“ Daher machen sie den Schriftkram am liebsten in Garagen, Hausfluren oder Kellern – wenn sie denn reingelassen werden. Denn ab und zu sind vor allem ältere Bürger unsicher, ob die Männer in den EBE-Jacken auch wirklich nichts im Schilde führen. „Wir kennen die Namen der Hausbesitzer, haben umfassende Listen, und im Zweifel kann man auch im EBE-Kundencenter anrufen, wo unser Einsatz an exakt dieser Adresse bestätigt wird“, stellt Oliver Glänzer klar.
Die Müllabfuhr, bei der die Glänzer-Brüder normalerweise eingeteilt sind, vermissen die beiden schon. „Da sieht man immer sofort, was man alles geschafft hat“, lacht Oliver Glänzer. Anders als bei der Detektivarbeit, bei der an guten Tagen 70 Aufträge abgearbeitet werden und an anderen nur halb so viele. „Das hier ist eben noch mal eine andere Herausforderung, und man lernt Essen noch besser kennen“, so der Gelsenkirchener. Auch in den nächsten Wochen werden die Teams in Essen noch nach nicht gechipten Tonnen suchen. Manuel Glänzer: „Das ist jetzt unsere Mission! Und mein Bruder geht nicht eher weg, bis wirklich jede Tonne gefunden ist.“