Stefan Bresser, Rainer Imkamp, Thomas Gütgens, Jürgen Steinmetz, Sarah Borgloh sowie von Hülsenbusch Benjamin Buchholz, Maik Scheef und Tom Schwarz (Foto: Agentur für Arbeit Krefeld)
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Kempen/Kreis Viersen/Krefeld/Rhein-Kreis Neuss/Mönchengladbach. Die Netzwerkpartner der Region stellen ihre Halbjahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt bei Hülsenbusch Apparatebau in Kempen vor.

Bei ihrem Besuch bei Hülsenbusch Apparatebau in Kempen betonen die Vertreter von Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, den Kreishandwerkerschaften Niederrhein und Mönchengladbach sowie der Agenturen für Arbeit Krefeld und Mönchengladbach zur Halbjahresbilanz gemeinsam die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt.

Der Wandel hin zum Bewerbermarkt wurde in den Daten bis März im Agenturbezirk Krefeld weiter deutlich. Bei einer Relation von 130 Ausbildungsstellen auf 100 Bewerber ist eine Steigerung gegenüber den Vorjahren zu verzeichnen (März 2023: 127 zu 100). Bis März wurden für den Agenturbezirk Krefeld/Kreis Viersen 2.964 Ausbildungsstellen gemeldet (März 2023: 2.680) und 2.288 Jugendliche suchten eine Ausbildungsstelle (März 2023: 2.103).

„Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber investieren mit Blick auf die Zukunft ver-stärkt in die betriebliche Ausbildung. Es zahlt sich aus, die Fachkräfte von morgen selbst auszubilden. Denn die Arbeitsmarktlage ist eindeutig: Fachkräfte werden dringend gesucht. Mich freut es, engagierte Betriebe wie Hülsenbusch in unserer Region zu wissen, deren Einsatz für das Thema Ausbildung vorbildlich ist. In den kommenden Monaten gilt es, Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt zusammenzubringen. Dies gelingt in der bewährten Zusammenarbeit mit unseren Netzwerkpartnern“, so Dr. Sarah Borgloh, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Krefeld.

„Gerade in der heutigen Zeit stellt der Fachkräftemangel den Mittelstand vor eine große Herausforderung“, erläutert der technische Geschäftsführer von Hülsenbusch Apparatebau, Jörg Taubitz. „Doch auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen wird viel dafür getan, um jedem die Chance zu geben, sich durch Eigenverantwortung, Mitgestaltungsmöglichkeiten und Flexibilität beruflich voll entfalten zu können. Denn nur durch zuverlässige und geschulte Mitarbeiter, die sich auch gleichzeitig im Unternehmen wohl fühlen, erreichen wir die bestmögliche Qualität für unsere Kunden. Vor allem durch das eigene Ausbilden können wir die Stärken unserer Nachwuchskräfte gezielt fördern. Für uns gilt: Eine Ausbildung dient nicht nur der reinen Vermittlung von Fachwissen, sondern auch der positiven Entwicklung unseres Betriebes und der Mitgestaltung der eigenen Zukunft.“

Das familiengeführte Traditionsunternehmen beschäftigt derzeit rund 70 Mitarbeiter und bildet schon seit der Gründung im Jahr 1982 aus. Ausgebildet werden die Berufe Kauffrau bzw. -mann für Büromanagement und „Metallbauer (Fachrichtung Konstruktionstechnik).

Rainer Imkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mönchengladbach: „Um Jugendliche und junge Erwachsene für eine Ausbildung zu begeistern, wird es immer wichtiger, dass die Partner auf dem Arbeitsmarkt im Netzwerk zusammenarbeiten. Nur so können wir zeigen, wie vielfältig das Berufsleben ist, wo neue Chancen liegen und wie großartig die Perspektiven sind. In den vergangenen Wochen hat es schon etliche Angebote gegeben, unter anderem einen digitalen Elternabend und Sprechstunden der Berufsberatung in Jugendzentren. Und in den kommenden Wochen werden es noch mehr Angebote werden – mit nur einem Ziel: Die engagierten Ausbildungsbetriebe in Mönchengladbach und dem Rhein-Kreis Neuss mit den passenden Auszubildenden zusammenzubringen. Dass auf beiden Seiten das Interesse vorhanden ist, zeigt allein der Blick auf die reinen Zahlen: Am 1. Oktober 2023 startete das Ausbildungsjahr, und jetzt zur Halbzeit sind der Agentur für Arbeit Mönchengladbach bereits 2.840 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet worden, von denen noch 2.130 besetzt werden können. Das sind 42 Stellen mehr als zum Vorjahreszeitpunkt. Und im selben Zeitraum meldeten sich schon 3.015 Ausbildungsinteressierte bei der Arbeitsagentur, von denen 333 bereits in eine Ausbildung einmündend sind. Das sind mit minus 323 weniger Interessierte als vor einem Jahr zur selben Zeit. Deshalb werden in diesem Frühjahr alle Schülerinnen und Schüler, die noch keine gesicherte Anschlussperspektive haben, an ihren Schulen noch einmal von unserer Berufsberatung gezielt zu Gesprächen eingeladen. Außerdem laden wir für den 11. April 2024 von 9 bis 17 Uhr zu einer gemeinsamen Vermittlungsaktion mit den Partnern der ,Passgenauen Besetzung‘ in den Agenturräumen an der Marienstraße 24 in Neuss ein. Ziel von Industrie- und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft und Agentur für Arbeit ist es, dabei möglichst viele Schülerinnen und Schüler mit einer Ausbildungsstelle zu versorgen. Wer teilnehmen möchte, kann sich per E-Mail an neuss.berufsberatung@arbeitsagentur.de anmelden. Bereits für den 10. April 2024 organisieren wir von 10 bis 14 Uhr im Berufsinformationszentrum (BiZ) an der Lürriper Straße 56 in Mönchengladbach die Ausbildungsmesse ,Alles, was Recht ist‘. Diese ist Teil der regionalen ,CHECK IN Days‘ und bietet Ausbildungsinteressierten die Möglichkeit, elf Arbeitgeber des Öffentlichen Dienstes an einem Ort kennenzulernen. Mit unseren Partnern am Ausbildungsmarkt planen wir bis weit in den Herbst hinein vielfältige weitere Angebote, um junge Menschen und Betriebe zusammenzubringen.“

„Zum Start ins neue Jahr gab es erfreulich viele neue Ausbildungsverträge: Mit mehr als 500 eingereichten Verträgen verzeichnen wir ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. NRW-weit sind es schon 11.500 Verträge.

Während die einen Betriebe durchaus zufrieden mit der Bewerberlage sind, haben andere Probleme, ihre freien Ausbildungsstellen zu besetzen – ein Trend, der sich durch alle Branchen zieht. In unserer IHK-Lehrstellenbörse sind rund um Viersen mehr als 700 freie Ausbildungsplatzangebote für Schülerinnen und Schüler zu finden. Umso wichtiger ist es, die Jugendlichen umfassend zu informieren. Dabei werden wir auf bewährte Aktionen zurückgreifen, die wir weiterentwickelt haben. Bei der CHECK-IN Berufswelt bekommen Schülerinnen und Schüler im April und Mai Einblicke ins Berufsleben und können Praxistage in Unternehmen buchen.

In Viersen findet die Aktion am 24. April im Berufskolleg Viersen-Dülken statt. Neu ist der Check In-Termin am 15. Mai im Berufskolleg Rhein-Maas in Kempen. Im Juni folgen Bustouren zu Unternehmen in der Region.

Zudem laden wir im Juni zu einer „Azubi-Speed-Dating-Week“ für Last-Minute-Ausbildungsplätze ein, die in Viersen, Mönchengladbach, Krefeld und Neuss stattfindet. Mit dem Termin kurz vor den Sommerferien tragen wir der Tatsache Rechnung, dass sich viele Schülerinnen und Schüler erst nach bestandenen Prüfungen mit ihren weiteren Zukunftszielen beschäftigen.

Die Chancen für junge Menschen auf einen Ausbildungsplatz mit Zukunft waren noch nie so gut wie heute“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz.

Thomas Gütgens, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein: „Das Handwerk wird für junge Menschen immer mehr die Branche der Chancen. Wer Abwechslung mag und Vielseitigkeit sucht, wer an der Zukunft mitbauen und sich mit spannenden Technologien beschäftigen will, findet im Handwerk ein hochinteressantes Berufsfeld. Wenn ich Auszubildende frage, was Handwerk für sie so attraktiv macht, höre ich immer wieder: „Kein Tag ist langweilig, und abends sehen wir, was wir tagsüber gemacht haben.“ Ob man die Energiewende ganz praktisch umsetzen, die Mobilität der Zukunft mitgestalten, kreativ mit Holz oder Metall arbeiten oder hochwertige Produkte und Dienstleistungen für die Kunden schaffen möchte – unter den insgesamt rund 130 Handwerksberufen findet jede und jeder garantiert die passende Aufgabe.

Das Ausbildungsjahr ist ja noch jung. Zurzeit haben viele junge Menschen die Wahl, denn aktuell sucht fast die Hälfte der Handwerksunternehmen (46,5 %) noch Auszubildende für die Zeit ab Sommer. Das hat eine nicht repräsentative Umfrage bei den Innungsfachbetrieben der Kreishandwerkerschaft Niederrhein ergeben. Ein knappes Drittel der befragten Betriebe hat bereits einen oder mehrere Ausbildungsverträge für dieses Jahr angeschlossen.

Insgesamt ist es nach wie vor ist es nicht ganz einfach für die Betriebe, Nachwuchskräfte zu finden. Auf die Frage, wie sie die Chance beurteilen, geeignete Auszubildende einzustellen, äußerten sich die Unternehmen zurückhaltend: Auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 5 (sehr gut) lag die durchschnittliche Bewertung bei 2,3. Bei der Suche setzen die Handwerksbetriebe vor allem auf Mundpropaganda, Social Media sowie Praktika.

Ich kann allen Schulabgängern mit praktischen Talenten nur ans Herz legen, sich das Handwerk einmal genauer anzuschauen und ein Praktikum in einem Betrieb in der Nähe zu machen. Freie Praktikums- und Ausbildungsstellen sowie viele Informationen über die verschiedenen Handwerksberufe findet man auf unserer lokalen Internetplattform „azubis-wanted.de“, viele weitere Infos gibt es auf www.handwerk.de. Klar ist: Gerade für junge Menschen ist es ist „Zeit, zu machen“ – am besten im Handwerk.“

Stefan Bresser, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach: „Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung fehlen in vielen Branchen. Die duale Ausbildung ist daher bedeutender denn je und bietet vielen jungen Menschen beste Perspektiven auf dem Ausbildungs- und dann Arbeitsmarkt. Viele Betriebe haben Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu finden. Die Betriebe wissen, die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen, deshalb investieren Betriebe in Ausbildung. Unterstützt werden die Ausbildungsbetriebe von den vielfältigen Berufsorientierungsmaßnahmen und Vermittlungsangeboten der Kammern und Kreishandwerkerschaften. Alleine bei uns in der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach bieten wir jährlich mehr als 1000 Schülerinnen und Schülern Berufsorientierungsveranstaltungen an. Auch in 2024 werden wir wieder vielen Schülerinnen und Schülern Berufsorientierungsveranstaltungen in der Hoffnung anbieten, junge Menschen in die duale Berufsausbildung zu überführen.

Derzeit kann der Ausbildungsmarkt im Mönchengladbacher Handwerk wie folgt prognostiziert werden:

Die Zahl der bei der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach neu eingetragenen Ausbildungsverträge lagen zum Beginn des Ausbildungsjahres 2023 (Stand: Oktober 2023) mit insgesamt 434 Verträgen auf dem Vorjahresniveau 2022 (436 Ausbildungsverträge). Von ähnlichen Zahlen gehen wir für das Ausbildungsjahr 2024 aus.

Dabei wird Entwicklung in den einzelnen Handwerkszweigen wahrscheinlich wieder unterschiedlich verlaufen: Die technisch anspruchsvollen Ausbildungsberufe der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik, der Elektroniker sowie der KFZ-Mechatroniker werden wohl wieder die zahlenmäßig stärksten Ausbildungsberufe darstellen. Darüber hinaus werden folgende Ausbildungsberufe ebenfalls stark vertreten sein: Dachdecker, Maler- und Lackierer, Tischler sowie Friseure. Dies bestätigt, dass insbesondere in den Klimaschutzgewerken enormer Ausbildungsbedarf besteht, der von den Ausbildungsbetrieben auch in Ausbildungsverhältnisse umgesetzt wird. Kritisch ist und bleibt die Entwicklung in den Lebensmittelhandwerken, hier gestaltet es sich schwierig, Auszubildende zu finden.

Die guten Ausbildungszahlen in Mönchengladbach dürfen jedoch nicht darüber hinweg- täuschen, dass ca. 40 offene Ausbildungsplätze jedes Jahr nicht besetzt werden können. Tatsächlich stehen offenen Ausbildungsstellen nicht hinreichend qualifizierte Bewerber gegenüber, weshalb Ausbildungsplätze nicht besetzt werden können. Auch für dieses Jahr prognostizieren wir, dass nicht alle offenen Ausbildungsstellen besetzt werden.

Vor diesem Hintergrund werden wir auch in diesem Jahr wieder vermehrt Berufsorientierungsmaßnahmen und Ausbildungsplatzvermittlungsveranstaltungen anbieten. Dies hat sich in der Vergangenheit positiv auf den Ausbildungsmarkt ausgewirkt. Trotz schwieriger Bedingungen werden die Unternehmen im Handwerk weiter ausbilden. Angesichts der demografischen Entwicklungen Deutschlands und dem bereits bestehenden Fachkräftemangel hat die Nachwuchsförderung für die Unternehmen höchste Priorität. Das Engagement der Kammern, Kreishandwerkerschaften und schlussendlich der handwerklichen Betriebe ist erforderlich, um den künftigen Fachkräftebedarf zu sichern.“

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