Selbstbewusst und genesen kehren die Kinder in ihre Heimatländer Usbekistan, Kirgistan und Tadschikistan zurück (Foto: FRIEDENSDORF INTERNATIONAL)
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Oberhausen. Die jüngste Mitgliederversammlung der Aktion Friedensdorf e.V. fand am Samstag, den 25. Mai, in der Dinslakener Zentralstelle statt. Gemeinsam blickten die anwesenden Mitglieder auf das vergangene Vereinsjahr zurück. Bei den Vorstandswahlen wurden der stellvertretende Vorsitzende Stefan Hennig sowie Schriftführerin Annegret Hübbers wiedergewählt. Auch für die Revisionskommission wurden erneut Thorsten Lamers und Matthias Koch gewählt.

Steigende finanzielle und existentielle Not in den Einsatzländern

Handlungsbedarf gibt es genügend, denn „unsere Partnerorganisationen von Afrika bis Zentralasien berichten, dass durch den Krieg in der Ukraine nach wie vor die Lebenskosten drastisch erhöht sind und teils weiter steigen, so dass immer mehr Familien in existenzielle Not geraten“, erläutert Leiterin Birgit Stifter.

Die Krankenhausreform in Deutschland und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten vieler Krankenhäuser konfrontieren Friedensdorf International zusätzlich mit konkreten Einbußen, da weniger Zusagen für Freibehandlungen gemacht werden. „Das bedeutet, dass wir auch weniger Kinder aufnehmen können, obwohl der Bedarf riesig ist“, bedauert Birgit Stifter und formuliert einen Appell an Unterstützerinnen, Spender und Interessierte: „Sollten Sie Kontakte zu Entscheidungsträgern in Krankenhäusern oder zu medizinischem Personal haben, rufen Sie bitte unsere Organisation in Erinnerung, erläutern Sie unsere Arbeitsweise und die Bedeutung der „Freibetten“ und stellen Sie den Kontakt zu uns her.“

Wie problematisch die steigenden Lebenskosten sind, wurde auch während des Angola-Hilfseinsatzes im Mai deutlich, bei dem 20 genesene Kinder nach Hause gebracht und 74 verletzte Patientinnen und Patienten aufgenommen wurden. Die Preissteigerung in allen Lebensbereichen hat in der Hauptstadt Luanda dazu geführt, dass nicht einmal mehr die ohnehin spärlich vorhandene Mittelschicht in der Lage ist, sich ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen. Immer mehr Menschen, darunter viele Kinder, suchen auf den Straßen im Müll nach Essbarem und Dingen, die sich zu Geld machen lassen. In den Provinzen des Landes ist die Situation noch schwieriger – die Menschen noch ärmer und medizinisches Material und Ärzte kaum vorhanden. Der Großteil der Kinder, die nach Deutschland geholt wurden, stammt aus den Provinzen.

Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen als stabile Basis

So bedrückend die Entwicklungen in Angola wie auch den übrigen Einsatzländern des Friedensdorfes sind, umso deutlicher wird, wie bedeutsam die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen ist. Aktuelle Informationen aus erster Hand, organisatorische und tatkräftige Unterstützung vor Ort, ein Netzwerk zuverlässiger Ansprechpartner für die Menschen, Kenntnis von Land und Leuten: „Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern ist das A und O“, betont Birgit Stifter. „Immer wieder verändern sich die Gegebenheiten vor Ort, so dass wir beispielsweise unsere Hilfseinsätze oder Soforthilfemaßnahmen umorganisieren müssen. Das alles ausschließlich von Deutschland aus zu koordinieren, wäre kaum möglich.“

Die Kooperationen mit den Partnerorganisationen in Angola und Afghanistan etwa bestehen und funktionieren seit Jahrzehnten. Hin und wieder kommen „neue Länder“ und somit auch Partner dazu, wie zuletzt in Kurdistan/Irak. Die jüngste Kooperation mit der dortigen „Barzani Charity Foundation“ geht inzwischen ins dritte Jahr. Erst Mitte Mai konnten zwei genesene Kinder dorthin zurückgebracht werden.

Wenige Tage vor der Mitgliederversammlung startete ein dreiköpfiges Friedensdorf-Team nach Zentralasien, um sechs Kinder heimzubringen und neue Patient*innen aus Tadschikistan, Kirgistan und Usbekistan für den nächsten Chartereinsatz auszuwählen. In Tadschikistan soll auch die Erweiterung des Projektgebäudes besichtigt werden, wofür das Friedensdorf die Finanzierung geleistet hatte.

Eine Kerze für den Frieden

Anstelle der in der Vergangenheit vorgesehenen Schweigeminute für die Opfer von Kriegen und Gewalt, wurde bei der diesjährigen Mitgliederversammlung die Initiative „Eine Kerze für den Frieden“ vorgestellt. Nach der letztjährigen Japanreise von Leiterin Birgit Stifter sowie den Mitarbeiterinnen Claudia Peppmüller und Taeko Erwig wurde diese Initiative ins Leben gerufen, um gemeinsam mit den Freundinnen und Freunden in Japan die Friedensarbeit voranzutreiben. Ein Bestandteil dieser Friedensarbeit ist, dass Friedensdorf International sich dem „Abkommen gegen Atomkraft“ (ICAN) angeschlossen hat. Das entsprechende Abkommen hat Birgit Stifter als Leiterin der Hilfsorganisation im Mai unterzeichnet. Begleitet von dem Lied „Es ist an der Zeit“, gesungen von Reinhard Mey und Konstantin Wecker, entzündeten die Anwesenden eine Kerze als Zeichen der Hoffnung darauf, dass die Welt für alle Kinder ein besserer Ort werden möge.

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