Symbolbild (Foto: Pixabay)
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Mönchengladbach. Schrecken und Bestürzung hat bei der Stadt Mönchengladbach die Nachricht ausgelöst, dass eine Einrichtung der Lebenshilfe Opfer eines mutmaßlich rechtsextremen Angriffs geworden ist. Bereits am Montag hat Oberbürgermeister Felix Heinrichs dem Geschäftsführer der Lebenshilfe Unterstützung in dieser für Mitarbeitende und Bewohner:innen belastenden Situation angeboten.

Gleichzeitig haben sich am Dienstag zahlreiche Bürgerinnen und Bürger bei der Stadt gemeldet, die sich ebenso schockiert über den Angriff auf die Lebenshilfe zeigten.

Felix Heinrichs: „Mönchengladbach ist eine offene und tolerante Stadt, eine Stadt in der ganz unterschiedliche Menschen zusammen leben und ihre Stadt gestalten. Die Lebenshilfe mit ihren Einrichtungen ist eine wichtige Stütze für viele und Bestandteil unseres sozialen Zusammenlebens. Alle, die einen Angriff darauf verüben, müssen mit der geschlossenen Gegenreaktion der Mehrheit in Mönchengladbach rechnen. Wir stehen solidarisch zusammen.“

Stadtdirektorin Dörte Schall ergänzt: „Es gibt kein so genanntes ‚unwertes‘ Leben, wie es die Nationalsozialisten in der dunkelsten Zeit unseres Landes vertreten haben. Ganz im Gegenteil: Die Würde des Menschen – aller Menschen – ist unantastbar. Die Lebenshilfe, ihre Beschäftigten, die Bewohner*innen, Klient*innen und deren Familien müssen sich in unserer Stadt sicher fühlen können.“

„Wir rufen alle auf, sich solidarisch an die Seite der Lebenshilfe und aller zu stellen, die für unsere vielfältige Gesellschaft eintreten“, so Heinrichs in einem Appell an die Zivilgesellschaft.

ÖDP: Deutliche Antwort der Politik und der Zivilgesellschaft erforderlich

Voll Abscheu reagierte die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) in Düsseldorf und am Niederrhein auf den Steinwurf auf ein Wohnheim der Lebenshilfe in Mönchengladbach. Der Stein solle die Aufschrift „Euthanasie ist die Lösung“ getragen haben.

Diese Aktion sei nach Auffassung der ÖDP geeignet, die Gesundheit der behinderten Menschen schwer zu gefährden. „Der Stein muss hierzu nicht treffen. Allein die Tatsache, dass ein solcher Stein mit dieser abscheulichen Aufschrift auf das Heim geworfen wurde, ist geeignet, bei den Heimbewohnern und beim Pflegepersonal posttraumatische Störungen auszulösen“, so die ÖDP. Erschwerend käme hinzu, dass es sich ein weiterer Steinwurf am Pfingstmontag auf die Geschäftsstelle der Lebenshilfe ereignet habe. Somit handele es sich nicht um den ersten Steinwurf.

Die ÖDP ist entsetzt über die Verrohung in der Gesellschaft. Diese Aktion nehme durch die Aufschrift eindeutig Bezug zu der Ermordung von 300.000 Behinderten durch die Nationalsozialisten. Hierbei wurden 200.000 durch gezielte Tötungsaktionen in Deutschland und weitere 100.000 in den annektierten und besetzen Gebieten ermordet.

Nach Auffassung der ÖDP sei dies auch das Ergebnis der Diskriminierung von Minderheiten in der öffentlichen Diskussion. „Dem Wort folgen Steine, den Steinen Taten“, befürchtet die ÖDP.

Sie bittet alle Menschen, solchen Tendenzen entgegenzutreten. „Nie wieder“ gelte hier auch zum Schutz aller behinderten Menschen in Deutschland.

Erklärung von DIE LINKE zu dem Anschlag auf die Lebenshilfe Mönchengladbach am 27.05.2024

“Der Anschlag auf die Lebenshilfe in Mönchengladbach, bei dem ein Ziegelstein mit der Aufschrift “Euthanasie ist die Lösung” verwendet wurde, kann nur als Anspielung auf das Mordprogramm der Nationalsozialist:innen, in dessen Rahmen zwischen 200.000 bis 300.000 Menschen, auch Kinder und Jugendliche, getötet worden sind, gewertet werden.

Den menschenverachtenden Vorstellungen einer systematischen Tötung von Menschen, die aufgrund schwerer psychiatrischer, neurologischer oder körperlicher Behinderungen als “lebensunwert” erachtet werden, weil sie sowohl als eine genetische als auch eine finanzielle Belastung für die deutsche Gesellschaft und den Staat empfunden werden, ist sich entschieden entgegen zu stellen, auf’s schärfste zu verurteilen und mit allem zu bekämpfen, was die Zivilgesellschaft und der demokratische Staat aufzubieten hat.

Wir erklären unsere Solidarität mit den Opfern dieser faschistischen Mordrohung und bekräftigen unsere Bereitschaft den Kampf um das gute Leben aller aufzunehmen.”

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