Blick auf die Einsatzstelle (Foto: Feuerwehr Essen)
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Essen. Update 29.09.2024 – 12:59 Uhr: Bischof Overbeck bestürzt über die gelegten Brände im Essener Norden

Bischof Franz-Josef Overbeck (Foto: Nicole Cronauge | Bistum Essen)

Bei zwei von einem 41-jährigen Mann gelegten Feuern in Wohnhäusern im Essener Norden  sind am Samstag, 28. September, 30 Menschen zum Teil schwer verletzt worden, darunter auch zwei Kleinkinder. Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck zeigte sich bestürzt über die Ereignisse im Essener Norden:

„Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei den vielen Verletzten der gezielt gelegten Brände in den Essener Stadtteilen Altenessen und Stoppenberg. Ich bete vor allem für die schwerverletzten Kinder, die gerade um ihr Leben kämpfen. Diese erschreckende Brutalität macht uns alle betroffen. Dankbar bin ich den vielen Einsatzkräften für ihr schnelles und professionelles Handeln.“


Update 29.09.2024 – 12:20 Uhr: Erste Ermittlungen ergaben, dass das Motiv des 41-Jährigen war, dass seine Ehefrau sich von ihm getrennt hatte. Für die Taten habe er sich mit Brandbeschleuniger sowie Stichwaffen bewaffnet und sei gezielt zu Wohnungen und Ladenlokalen in Essen gefahren, in denen Personen wohnen, die seine Ehefrau unterstützen. Dann drang er gewaltsam in die Mehrfamilienhäuser und Geschäfte ein und legte mittels der mitgeführten Brandbeschleuniger vorsätzlich Brände, um die Bewohner zu töten und die Häuser durch den Brand zu zerstören. Zeugen beobachteten die Taten. Die Brände konnten durch die Feuerwehr Essen gelöscht und die Bewohner gerettet werden. Zahlreiche Personen befinden sich noch in stationärer Behandlung in verschiedenen Krankenhäusern.

Auf Grund dessen wird am heutigen Tag (29. September) durch die Staatsanwaltschaft Essen ein Haftbefehl u.a. wegen schwerer Brandstiftung und versuchten Mordes gegen den 41-jährigen Syrer beantragt.

Der 41-Jährige ist bereits wegen Bedrohung und Sachbeschädigung in Erscheinung getreten. Derzeit äußert sich der Tatverdächtige nicht zu dem Sachverhalt. Die Ermittlungen dauern an.


28.09.2024, 17:13 Uhr: Am späten Samstagnachmittag des 28.09.2024 ereigneten sich im Stadtgebiet von Essen zeitgleich zwei Brände in Mehrfamilienhäusern, bei denen eine große Anzahl an Anwohnenden verletzt wurde. Außerdem fuhr in Essen-Katernberg ein Lieferwagen in zwei Geschäfte. Die Polizei konnte einen Verdächtigen in Tatortnähe festnehmen. Es wurden insgesamt 30 Personen verletzt.

Um 17:13 Uhr wurde der Leitstelle der Essener Feuerwehr ein Brand im Treppenraum eines Mehrfamilienhauses an der Kreuzung Altenessener Straße Ecke Pielsticker Straße gemeldet. Die Anrufenden berichteten, dass es im Haus brannte und mehrere Anwohnende in dem Gebäude eingeschlossen waren, da ihnen der Fluchtweg durch den verrauchten Treppenraum abgeschnitten war. Darunter befanden sich mehrere Kinder. Sofort wurden zahlreiche Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes zu der gemeldeten Adresse entsandt. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte bot sich diesen ein dramatisches Bild. Brandrauch drang aus dem Eingang des Gebäudes, auf der Rückseite standen viele Personen in Rauch gehüllt an den Fenstern, die um Hilfe riefen, und Nachbarn hatten bereits Leitern aufgestellt, um den Menschen einen Fluchtweg aus dem Gebäude zu ermöglichen. Diese waren jedoch nicht lang genug, um an die höhergelegenen Geschosse zu gelangen. Die Einsatzleitung der Feuerwehr leitete unverzüglich eine Menschenrettung ein, bei der eine Drehleiter in Stellung gebracht wurde, um die Anwohnenden aus ihren Wohnungen zu retten. Da im Dachgeschoss bereits Kinder aus dem Fenster gehalten wurden, bauten die Einsatzkräfte zusätzlich ein Sprungpolster auf. Dieses kam glücklicherweise nicht zum Einsatz. Parallel dazu wurde ein Trupp unter Atemschutz eingesetzt, der im Eingang des viergeschossigen Gebäudes den Brand mit einem handgeführten Strahlrohr bekämpfte. Das Feuer konnte schnell unter Kontrolle gebracht werden. Aufgrund der großen Anzahl Betroffener forderte die Einsatzleitung zeitnah weitere Rettungskräfte zur Versorgung der Verletzten nach. Ergänzend zu den Essener Einsatzkräften wurden unter anderem zwei Rettungshubschrauber aus Duisburg und Lünen sowie Kräfte aus den angrenzenden Städten nach Essen alarmiert. Der Leitende Notarzt der Stadt Essen übernahm die Koordinierung der Sichtung der Verletzten. Insgesamt wurden bei dem Brand an der Altenessener Straße zwölf Menschen verletzt, unter ihnen acht Kinder. Zwei der Kinder wurden so schwer verletzt, dass sie in Lebensgefahr schweben und durch Rettungskräfte in Spezialkliniken nach Duisburg und Bochum transportiert wurden.

Die Altenessener Straße musste für die Dauer des Einsatzes voll gesperrt werden.

Nur wenige Minuten nach Ausbruch des dramatischen Brandes in Altenessen lief erneut eine große Anzahl von Notrufen bei der Feuerwehr Essen ein. Anrufende berichteten von einem Brand in einem Mehrfamilienhaus an der Zollvereinstraße in Essen-Stoppenberg, bei dem ebenfalls Menschen in dem Gebäude eingeschlossen waren. Von der Leitstelle der Essener Feuerwehr wurden um 17:23 Uhr aufgrund der Meldung viele Einsatzkräfte an diese Adresse entsandt. Ergänzend zum Rettungsdienst der Stadt Essen wurden überörtlich Einsatzkräfte des Rettungsdienstes der angrenzenden Kommunen angefordert. Vor Ort bot sich ein ähnliches Bild wie das der ersten Einsatzstelle. Es brannte im Eingang eines Mehrfamilienhauses, mehrere Personen standen an Fenstern und auf Balkonen des Gebäudes und konnten nicht mehr durch den Treppenraum flüchten. Eine Person war bereits aus dem Fenster gesprungen, um sich in Sicherheit zu bringen. Nach einer ersten Erkundung wurden sofort eine Menschenrettung sowie eine Brandbekämpfung eingeleitet. Nach kürzester Zeit war der Brand unter Kontrolle gebracht und die Anwohnenden konnten durch Einsatzkräfte ins Freie begleitet werden. Die Einsatzleitung der Feuerwehr ließ eine Verletztensammelstelle einrichten, auf der die Betroffenen durch Rettungskräfte gesichtet und anschließend medizinisch versorgt wurden. Bei diesem Brand sind durch das Einatmen von Brandrauch 19 Menschen verletzt und anschließend in Krankenhäuser transportiert worden. Elf der Betroffenen waren schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt.

Für die Dauer der Einsatzmaßnahmen der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und der Polizei war die Zollvereinstraße vollständig gesperrt.

Insgesamt sind bei diesen beiden Brandereignissen 31 Menschen verletzt worden. Zur Bewältigung dieser Lagen war die Feuerwehr Essen im Großeinsatz. Die Berufsfeuerwehr, die Freiwillige Feuerwehr Essen, der Rettungsdienst der Stadt Essen und zahlreiche überörtliche Einsatzkräfte haben an der Abarbeitung mitgewirkt. Die verwaisten Feuerwachen wurden zur Sicherstellung des Grundschutzes durch Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr besetzt. In der Spitze waren rund 160 Einsatzkräfte der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr in die Lagen eingebunden.


Die Feuerwehr Essen möchte nochmal ausdrücklich darauf hinweisen, nicht durch einen verrauchten Treppenraum zu flüchten, wenn sie sich nicht in akuter Gefahr befinden. Bereits wenige Atemzüge in einer verrauchten Umgebung können schwere gesundheitliche Folgen haben. Wenn sie nicht unmittelbar von Feuer und Rauch bedroht sind, bleiben sie in ihrer Wohnung, bis die Feuerwehr eintrifft, und machen sie am Fenster auf sich aufmerksam. Schließen sie die Türen zum Treppenraum und unternehmen sie keine eigenen Löschversuche.

41-jähriger Essener mit syrischer Staatsangehörigkeit festgenommen

Gegen 17:10 Uhr gingen bei der Feuerwehr und der Polizei zahlreiche Notrufe zu einem Brand an der Pielstickerstraße ein. Kurz darauf brannte es in einem Mehrfamilienhaus an der Zollvereinstraße. Einsatzkräfte der Feuerwehr konnten die Brände löschen und mussten Verletzte versorgen. Unter den Verletzten befanden sich 8 schwer verletzte Kinder.

Wenige Minuten darauf fuhr ein Lieferwagen in zwei Geschäfte an der Katernberger Straße und am Meybuschhof. An diesen beiden Tatorten entstanden Sachschäden, es wurden dort keine Personen verletzt.

In unmittelbarer Tatortnähe konnte eine Streifenwagenbesatzung einen Tatverdächtigen festnehmen. Dabei handelt es sich um einen 41-jährigen Essener mit syrischer Staatsangehörigkeit.

Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen und prüft die Zusammenhänge der Taten. Auch die konkrete Motivlage des Festgenommenen ist Gegenstand der Ermittlungen.


Sollten Ihnen Videos der Taten vorliegen, lassen Sie diese bitte der Polizei unkompliziert über das Hinweisportal zukommen. Sie erreichen das Portal über den folgenden Link: https://nrw.hinweisportal.de/

Telefonische Zeugenhinweise nimmt die Polizei unter der Rufnummer 0201/829-0 entgegen. (ots)

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