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Krefeld. Die Energiewende vor Ort schreitet in Krefeld gut voran. Ab sofort erzeugen zwei hochmoderne effiziente Mini-Blockheizkraftwerke (BHKW) im Stadtbad Fischeln und in einem 48-Parteien-Wohnhaus in Königshof Strom und Wärme. Sie wurden im Rahmen des Wettbewerbs „KWK-Modellkommune“ errichtet, gefördert durch das Landesumweltministerium und unterstützt von der Energie Agentur NRW. Alles dreht sich um dezentrale Energieversorgung und die intelligente Nutzung von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Die Stadtverwaltung begrüßt die Umsetzung des KWK-Forschungsprojektes. Krefeld war nach einem entsprechenden Ratsbeschluss der Aufforderung des Landesumweltministeriums gefolgt, das innovative Forschungsprojekt zur Weiterentwicklung der KWK einzureichen. Umweltdezernent Thomas Visser: „An diesem Projekt zeigt sich die gute und enge Zusammenarbeit mit SWK und Hochschule Niederrhein. Die Kraft-Wärme-Kopplung auf kommunaler Ebene weiter zu stärken ist gut für die Stadt, bringt einen positiven Beitrag zur Ökobilanz und stärkt außerdem noch unseren Wohn- und Wirtschaftsstandort.“

In den zwei Versuchsanlagen wurden die Mini-BHKW eingebaut und mit intelligenter Technik für eine wirtschaftlich orientierte Betriebsführung versehen. Zur Inbetriebnahme ließ es sich NRW-Umweltminister Johannes Remmel nicht nehmen, nach Krefeld zu kommen und sich selbst von der Innovation zu überzeugen. „Die Energiewende darf nicht nur eine Stromwende sein, sondern muss auch eine Wärmewende werden. Hocheffiziente und klimafreundliche Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen spielen daher eine wichtige Rolle, um die Energiewende zum Erfolg zu führen. Krefeld leistet mit diesem Projekt auf intelligente und effiziente Weise einen wichtigen Beitrag zur klimafreundlichen Transformation unseres Energiesystems“, erklärte Remmel. 

Bei der SWK will man mit der wirtschaftlich orientierten Betriebsführung der Mini-BHKW auch ein neues Geschäftsmodell vorantreiben: Mit KWK-Anlagen wird nicht nur die benötigte Wärme für ein Mehrfamilienhaus erzeugt, sondern auch Strom für die Mieter des Hauses bereitgestellt. „Die Mieter haben durch die neue Technologie die Möglichkeit, den KWK-Strom, der direkt in ihrem Haus produziert wird, zu beziehen. Es fallen dabei keine Kosten für den Transport des Stroms durch das öffentliche Stromnetz sowie fast keine Steuern und Umlagen an. Diesen Vorteil geben wir an die Mieterstrom-Nutzer weiter – mit einem Strompreis, der deutlich unter dem eines Strombezugs allein aus dem öffentlichen Netz liegt“, sagt Carsten Liedtke, Sprecher des SWK-Vorstands. Für einen typischen Haushalt mit einem Verbrauch von rund 3000 Kilowattstunden bedeutet das eine Ersparnis von etwa 100 Euro im Jahr.  

„Wir freuen uns, mit diesem Mehrfamilienhaus Teil des Forschungsprojekts zu sein und so als einer der ersten in ein neues Zeitalter der Energieversorgung für die Immobilienwirtschaft eingetreten zu sein“, ergänzt Thomas Siegert, Vorstand der Wohnstätte Krefeld. „Nicht nur unsere Mieter haben Vorteile. Mit der SWK haben wir einen Partner an unserer Seite, der diese innovative, intelligente und lokale Energieerzeugung beherrscht und uns einen wirtschaftlich optimierten Betrieb der Anlage bietet“, erläutert Siegert. „Was unser Projekt auszeichnet, ist die selbst entwickelte wirtschaftlich orientierte Betriebsführung des Mini-BHKW“, sagt Andreas Benz, Leiter Energiemanagement der SWK. Die Mini-BHKW werden hierzu gemeinsam über ein virtuelles Kraftwerk gesteuert, um die optimale Fahrweise zu gewährleisten. 

Zusammen profitieren das Mehrfamilienhaus und das Stadtbad Fischeln hierdurch von stabilen Energiekosten und sparen ohne Einschränkungen rund 36 Prozent der CO2-Emmissionen ein. Durch die Betriebsoptimierung werden die Anlagen vorrangig dann Strom erzeugen, wenn Sonne und Wind nicht ausreichend Energie in Deutschland liefern. Mit den 22 kW elektrischer Leistung im Mehrfamilienhaus und den 50 kW elektrischer Leistung im Schwimmbad wird umgerechnet bei ca. 140 Haushalten der Strom aus konventionellen Kohle- und Gaskraftwerken durch hocheffizienten KWK-Strom verdrängt.  

Die Wissenschaftler der Hochschule Niederrhein (HN) haben zunächst eine umfangreiche Analyse des KWK-Ausbaupotenzials im Stadtgebiet durchgeführt und interessante Objekte und Areale identifiziert. „Wir haben nach Analyse der Bausubstanz, der Strombedarfe und Wohnstrukturen die Stadtteile in Krefeld ausfindig gemacht, die besondere geeignet für den KWK-Ausbau sind“, erklärt Janine Bruchmann, Hauptbearbeiterin für die Potenzialanalyse in den Kommunen. Derzeit untersuchen die Wissenschaftler der HN die Übertragung der gewonnenen Kenntnisse auf elf weitere Kommunen in NRW. Im Jahr 2017 folgen mindesten drei weitere Gebäude in Krefeld, die mit der neuen Mini-BHKW-Technologie der SWK ausgestattet werden. „Idealerweise decken wir eine große Spannbreite aus öffentlichen Liegenschaften, Kleingewerbe und großen Wohngebäuden ab, um die hierbei gemessenen Daten und Ergebnisse auch validieren und die Technik optimieren zu können“, erklärt Andreas Benz. „Die so oft zitierte Energiewende muss lokal vor Ort umgesetzt werden. Fossile Großkraftwerke sind in unseren Augen auf Druck der Bundespolitik nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben.  

Carsten Liedtke, Sprecher des SWK-Vorstands: „Dezentrale Stromerzeugung wird in Zukunft immer mehr zu einem Thema. Mit dezentraler Kraft-Wärme-Kopplung nutzt man die eingesetzte Energie doppelt: Es wird Strom genau dort produziert, wo der Kunde ihn benötigt – und die dabei entstehende Wärme bringt gleichzeitig das Haus auf die richtige Temperatur. Das ist hoch-effizient. Wir lassen damit die Energiewende endlich auch bei der großen Zahl der Mieter und damit bei der Mehrheit der Bevölkerung ankommen.“ 

 

  

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