(Foto: privat)
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Wesel. Natur zwischen Klärbecken und Faulturm: Auf der Kläranlage errichtet ASG für die Stadtwerke Blühstreifen. Es gibt viele Stellen auf dem Gelände, die Insekten anlocken können

Es ist nicht nur ein schönes Bild, wenn bunter Blütenwirrwarr am Wegesrand farbige Tupfer in die Landschaft setzt. Denn es geht auch um Insektenschutz, wenn Bienen, Hummeln und Schmetterlinge über den Blühstreifen taumeln und ihre Nahrung suchen. Das ist auch dort möglich, wo Nutzbauten und Gewerbeeinrichtungen Natur nicht vermuten lassen und sonst die Tristesse des Betons vorherrscht. Zum Beispiel auf der Kläranlage in Hafennähe. Die Stadtwerke Wesel betreiben hier das Klärwerk, in dem Weseler und Friedrichsfelder Abwässer gesäubert werden. Zwischen Klärbecken, Faulturm und Laborgebäude gibt es immer wieder kleine Flächen, auf denen es blühen könnte. Klärwerksleiter Jens Kiel und Clemens Blaswich, bei den Stadtwerken für die Liegenschaften zuständig, fanden den Gedanken gut. Ab sofort werden auf dem 43.000 Quadratmeter großen Klärwerksgelände zwischen Hafen- und Fischertorstraße größere und kleine Flächen zu blühender Natur umgewandelt.

ASG hat im Auftrag der Stadtwerke damit begonnen, den Boden aufzubereiten. Am Eingangstor zur Kläranlage ist eine bisher öde Fläche eingeebnet und eingesät worden. Jetzt soll es Stück für Stück weitergehen. Insgesamt 5.000 Quadratmeter auf dem weiträumigen Gelände wurden als potenzielle Fläche festgestellt, davon eignen sich 4.000 Quadratmeter, um sie der Natur zurückzugeben. Die Umwandlung braucht Zeit, in diesem Jahr und Anfang 2020 wird daran gearbeitet. Die Insekten wird es freuen, aber auch die Mitarbeiter, die bald bunte Flecken im vorwiegenden Grau der Anlage erblicken können. Erfreut werden sollen auch die Naturschützer. Paul Schnitzler von der Biologischen Station des Kreises Wesel, bekannt als Fledermaus-Experte, gibt seinen fachlichen Rat.

„Das tut er auch bei anderen Liegenschaften der Stadtwerke, wenn es um Natur geht. Wir arbeiten mit ihm zum Beispiel am Wasserwerk Flüren oder beim naturgeschützten ehemaligen Wassergewinnungsgebiet an der Bagelstraße zusammen“, sagt Clemens Blaswich. Aber nicht alles, was man plant, muss auch funktionieren. „Wir müssen abwarten, wo sich Blühstreifen tatsächlich entwickeln. Klar ist, dass wir keine Schmuckwiesen, sondern Wildwiesen haben wollen“, erläutert Jens Kiel. Deshalb sät ASG auch bunte Blumensaatmischungen aus, die speziell für Insekten zusammengestellt wurden.

Clemens Blaswich jedenfalls entdeckt in munterer Formulierung eine Win-Win-Situation in dem blühenden Projekt – für Insekten, Stadtwerke und ASG gleichermaßen. Das gefällt Stadtwerke-Geschäftsführer Franz Michelbrink. „Wir tun gerne etwas für den Insektenschutz und gerne auch dort, wo es die meisten nicht vermuten wie eben an der Kläranlage. Unser Vorhaben passt zur aktuellen gesellschaftlichen Diskussion“, sagt er.

Fakten 
Flächen: Von 44 Flächen, die ASG für die Stadtwerke auf dem Klärwerksgelände im Hafen pflegt, eignen sich zehn, um sie für die Natur und den Insektenschutz aufzubereiten. Sie liegen nahe des Westglacis, im Bereich des Labors oder am Regenüberlaufbecken. Weitere Flächen sind möglich und müssen noch bewertet werden.

Ausnahmen: Einige vorhandene Grasflächen können sich nicht ungestört entwickeln, weil sie gepflegt werden müssen, um die technischen Abläufe nicht zu beeinträchtigen.

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