Matthias Pasch (stellvertretender Leiter des Fachbereichs Sport und Sportförderung), Kurt Pelzer (Projektleiter der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen), Sport-Dezernent Markus Schön und Rachid Jaghou (Fachbereichsleiter Zentrales Gebäudemanagement, von links) haben das Gutachten zum Badezentrum vorgestellt (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof)
Anzeige

Krefeld. Mitte 2020 soll die Politik eine Entscheidung treffen

Das beauftragte Gutachten zum Bockumer Badezentrum wurde in einer gemeinsamen Sitzung vom Sportausschuss mit dem Ausschuss für Bauen, Wohnen und Mobilität und der Bezirksvertretung Ost vorgestellt. Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen hat es nach einem Auftrag der Stadtverwaltung von vor zwei Jahren erstellt. Das Ergebnis: Das Bad ist deutlich in die Jahre gekommen und nur noch unter erschwerten Bedingungen zu betreiben. Sport-Dezernent Markus Schön: „Heute ist der Tag der Wahrheit und der Beginn eines Prozesses. Dabei wollen wir keine Zeit verlieren, denn es ist bereits fünf nach zwölf.“

Jährlich steckt die Verwaltung mehr als drei Millionen Euro als Betriebskosten in die denkmalgeschützte Schwimm-Oper, die im Jahr 1967 eröffnet worden ist. 1998 erfolgte eine große Sanierung, doch zahlreiche Elemente stammen noch aus den 1960er-Jahren. Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass der Bau insbesondere energetisch mangelhaft sei und in Bezug auf die Rettungswege sowie den Brandschutz nicht mehr den aktuellen Standards entspreche. „Es wäre viel Geld nötig, wenn man sich für eine Sanierung entscheiden würde. Und in unseren Berechnungen ist das Thema Denkmalschutz noch außen vor“, sagt Kurt Pelzer, Projektleiter der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Rund 32 Millionen Euro (23 Millionen Euro für das Hallenbad, neun Millionen für das Freibad) wären nach Sicht der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen für eine Sanierung mindestens nötig. „Und dann wissen wir immer noch nicht, was zwischendurch noch hinzukommt“, so Pelzer. Vor allem aus wirtschaftlicher Sicht rät er von einer Entscheidung für die Sanierung ab. Für einen Neubau gäbe es zwei Varianten: Einen Neubau von Hallenbad und Freibad für knapp 61 Millionen Euro, oder einen Neubau von Hallenbad und eine Sanierung des Freibades für 53,4 Millionen Euro. Alle Summen enthalten bereits Sicherheiten von 20 Prozent (Neubau) beziehungsweise 35 Prozent (Sanierung).

Bevor man sich für eine der Lösungen entscheide, so Pelzer, sei es unbedingt notwendig, den Krefelder Bedarf an Wasserfläche zu kennen. „Wir als Schulträger haben die Pflicht, Schülern Schwimmmöglichkeiten anzubieten. Hinzu kommen die vielen Schwimm- und Wassersportvereine. Die Kür ist dann, auch der Öffentlichkeit ein attraktives Angebot zu unterbreiten“, erklärt Sport-Dezernent Markus Schön. Sein Ziel ist es nun, in der Sport- und Bäderentwicklungsplanung diese Bedarfe zu klären und alle weiteren Fragen zu beantworten, um der Politik Ende des zweiten Quartals 2020 eine Beschlussvorlage zu liefern. Auch für ihn sei eine Sanierung nur schwer vorstellbar, vor allem aus energetischen Gründen: „Wir reden von Klimanotfall und -wandel. Dieses Bad ist rein energetisch aber nicht sinnvoll zu betreiben. Allein die riesige Fensterfront raubt viel Energie, wenn wir das Wasser auf eine Temperatur von 28 Grad und die Lauft auf 30 Grad erwärmen.“

Übrigens: Schon einmal, 1996, stand Krefeld vor der Entscheidung, das Bad zu sanieren oder es neu zu bauen. Der damalige Stadtrat hatte sich für den Umbau des denkmalgeschützten Bockumer Bades entschieden, während sich zahlreiche Bürger für ein neues Spaßbad mit Glasdach und Rutsche aussprachen. Es kam schließlich zu einem Bürgerbegehren „Neubau statt Umbau des Badezentrums“. Dieses demokratische Mittel der Mitbestimmung war erst kurz zuvor eingerichtet worden, es war damit das erste seiner Art in Krefeld. Am 16. April des Folgejahres ließ der Rat das Bürgerbegehren zu, untermauerte aber gleichzeitig, an den Umbauplänen festzuhalten. Nach den gesetzlichen Bestimmungen im Jahr 1997 mussten sich mindestens 25 Prozent der Abstimmungsberechtigten an dem Bürgerentscheid beteiligen, damit dieser überhaupt geltend wurde. Aber nur 21 286 von 176 439 Wahlberechtigten, also 12,5 Prozent, beteiligten sich am Bürgerentscheid am 25. Mai 1997 (heute sind nach einer Novelle übrigens zehn Prozent ausreichend). „Ja zum Neubau“ sagten 16 655 Wahlberechtigte, nur 4555 „Nein“, es gab 76 ungültigen Stimmen. Daher wurde das Anliegen der Bürgerinitiative damals verworfen.

Im Ratsportal ist das Gutachten unter dem Link https://ris.krefeld.de/tops/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZb_gwXtHwxfNfVXRE1TClMw zu finden. Es hat die Vorlagennummer 7224/19.

Beitrag drucken
Anzeige