Auch Meerbeck wurde schwer getroffen am schwarzen 8. November (Foto: Kuhnt)
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Moers. Vor 75 Jahren erlebte Moers den schwersten Luftangriff des 2. Weltkriegs. Am 8. November 1944 luden zwischen 10 und 10.40 Uhr 134 britische Lancaster-Bomber 732 Tonnen Spreng- und Brandbomben ab, davon einen großen Teil auf Moers, Meerbeck und Homberg. Zwar waren die Zeche Rheinpreußen und das Treibstoffwerk das Hauptziel, doch diesmal trifft es auch massiv die Innenstädte. 78 Menschen finden den Tod. Noch immer kommen auch zur Endphase des Krieges an der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Moers weitere Dokumente an. So wurde gerade eine Sammlung von 60 Originalflugblättern abgeliefert, die in der Region von den Alliierten abgeworfen wurden. Und ein Forscher aus Neuss stellte soeben einen wissenschaftlichen Bericht über die „Moerser Töpfe“ zusammen, die auch im dortigen Kreis Neuss so hießen.

Kö und Hopfenstraße verwüstet
Seit Juli 1944 rollten massive alliierte Luftangriffe über das Treibstoffwerk in Meerbeck. Am 25. Oktober hatten 243 Flugzeuge das Werk angegriffen. Fast 50 Todesopfer waren bereits bei diesem bis dahin schwersten Angriff zu beklagen. In Rheinkamp, dem damaligen Repelen-Baerl, erhält der Befehlsbunker am Rathaus einen Volltreffer. Bürgermeister Altwicker und fünf weitere Personen sterben. „Am 8. November“, so der Chronist Dr. Waldemar Martin, „erlitt die Stadt Moers den schwersten Luftangriff des Krieges. Am stärksten waren die Verwüstungen beim völlig zerstörten ‚Königlichen Hof‘ und in der Hopfenstraße. Von öffentlichen Gebäuden wurden aufs Schwerste beschädigt Amtsgericht, Finanzamt, Staatl. Oberschule für Jungen, Städtische Oberschule für Mädchen. Sehr schwere Schäden hat auch die katholische Kirche erlitten.”

Meerbeck in Flammen
An den selben schwarzen Tag in Meerbeck erinnert sich Agnes Arndt: „Geschrei und Weinen auf der Straße um Angehörige, die es getroffen hatte. Verschwunden waren die Häuser an der Bismarckstraße vom Konsum bis zur Ruhrstraße. Brennende Häuser in fast allen Straßen machten die Luft zum Ersticken. Als wir in die Donaustraße gingen, sahen wir, dass die Kirche in Trümmer verwandelt war und das Haus, wo man uns erwartete, lichterloh brannte.“ Auch Professor Friedrich Heinz, der Leiter des Adolfinums, schrieb seine Erinnerungen zum 8. November nieder. „Kurz vor 10 Uhr ertönte der Fliegeralarm… Im Luftschutzraum des Adolfinums befanden sich schätzungsweise 40-50 Personen. Schon bald versagte die Beleuchtung, das Dröhnen und die Erschütterung von Bombeneinschlägen wurden vernehmbar. Die Turnhalle war von vorneherein verloren und bot nur das Bild eines lodernden Flammenmeers. Zahlreiche Brandherde im Dachgeschoss des Hauptgebäudes, insbesondere im Aulaflügel, schlossen sich zu einem Großfeuer zusammen.“

„Zahl der Toten nicht so groß“
Der Zeitungsbericht über den „schwarzen 8. November“ in Moers besteht aus wenigen spärlichen Zeilen. Wieder sind es die „angloamerikanischen Luftbanditen“ und „Luftgangster“, deren „feiger Terrorangriff auch eine Anzahl Opfer unter der Zivilbevölkerung gefordert hat“. Doch ist, so schließt der Artikel beruhigend, „die Zahl der Toten nicht so groß, wie man anfänglich angenommen hat.“

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