Vor einem tiefgreifenden Wandel steht das Kfz-Handwerk in Krefeld, sagt Dietmar Lassek, Obermeister der Kfz-Innung Krefeld (Foto: Kfz-Innung)
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Krefeld. Obermeister Lassek: Kfz-Handwerk vor tiefgreifendem Wandel

Vor einem tiefgreifenden Wandel stehen die Autohäuser und Werkstätten in Krefeld. Dafür werden die Elektromobilität und die Digitalisierung sorgen, meint Dietmar Lassek, Obermeister der Kfz-Innung Krefeld.

Für 2020 erwartet Lassek eine E-Mobilitäts-Offensive und auch in Krefeld einen deutlich höheren Absatz von E-Fahrzeugen und Hybridautos. Hersteller und Importeure hätten bereits zahlreiche neue Modelle angekündigt. Insgesamt werde die Zahl an Hybridfahrzeugen und batteriebetriebenen Pkw in den kommenden Jahren erheblich steigen – derzeit liege der Bestand bundesweit noch deutlich unter einer Million Exemplare.

„Die Autohäuser und Werkstätten investieren viel Geld in die Betriebsinfrastruktur, zum Beispiel in Ladesäulen, und in die Weiterbildung der Beschäftigten“, erklärt Lassek. Es werde spannend sein zu sehen, wie das wachsende Angebot von E-Fahrzeugen von den Autofahrern angenommen werde, sagt der Obermeister weiter.

Seiner Ansicht nach ist die Elektromobilität aber noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Wo etwa lange Strecken oder schwere Lasten zu bewältigen seien, müssten Alternativen her, beispielsweise klimaneutral hergestellte synthetische Kraftstoffe. „Dafür steht sofort der gesamte Bestand von Pkw und Nutzfahrzeugen für den Abbau der CO2-Belastung zur Verfügung“, so Dietmar Lassek. Darüber hinaus sei der mittels Wasserstoff und Brennstoffzelle angetriebene Elektromotor hinsichtlich Gewicht, Reichweite und Betankungsdauer die technologisch überlegene Lösung. Aber auch der Diesel zeige mit den modernen Euro 6d-Temp-Motoren, dass seine Zeit noch längst nicht vorbei sei. „Die ab 2020 verschärften CO2-Grenzwerte sind ohne sparsame Diesel-Motoren kaum zu erreichen“, betont Obermeister Lassek.

Das Kfz-Handwerk werde künftig neben Fahrzeugen mit Verbrennermotoren auch E-Autos, Akkus und mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge warten und reparieren. Und in den Werkstätten werden Ersatzteile demnächst mit Drohnen angeliefert oder direkt aus dem 3D-Drucker kommen. Lassek: „Klingt wie Science-Fiction, wird aber in ein paar Jahren Realität sein.“ Darauf müsse sich das Handwerk einstellen.

Unabhängig von den Diskussionen rund um die sich wandelnde Mobilität sind die Autoberufe laut Dietmar Lassek für junge Menschen unverändert gefragt. Nach wie vor zähle die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker zu den beliebtesten in Deutschland. Das Ansehen des Berufes sei vergleichbar mit dem von Physikern, Bauingenieuren oder Gymnasiallehrern. Das habe eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der TU Braunschweig ergeben. Auch die kaufmännischen Berufe im Automobilgewerbe seien sehr attraktiv, erklärt Lassek. Rund 180 junge Menschen werden derzeit in den rund 100 Mitgliedsbetrieben der Kfz-Innung Krefeld ausgebildet – die Zahl ist in den vergangenen Jahren sogar noch gestiegen. Die Autohäuser und Werkstätten in der Stadt beschäftigen rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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