Der Parkplatz der VVAWEST für ihre Mieter zwischen der Jahn- und Donaustraße (Foto: Christian Voigt/LokalKlick)
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Moers. Am Pfingstsamstag, 30. Mai, kam es gegen 23 Uhr auf einem Anwohnerparkplatz der VIVAWEST in Meerbeck zu einer verabredeten Massenschlägerei mit wahrscheinlich über 50 Personen. Die Schilderungen der verängstigten Anwohner unterscheiden sich von den Erkenntnissen der Polizei. Daher wird die inzwischen zuständige Kreispolizei Wesel am Montag bei gutem Wetter eine Drohne zur Rekonstruktion der Ereignisse über dem Areal zwischen der Jahn- und Donaustraße in der Siedlung Meerbeck fliegen lassen.

Es wurden wieder Unterschriften in der Meerbecker Siedlung gesammelt. Die Anwohner sind sauer, verängstigt, fühlen sich unwohl aufgrund einiger Unfälle und Vorfälle in den letzten drei Jahren. Schon im August 2017 schrieben Anwohner an den Vermieter VIVAWEST: „Bereits seit vielen Monaten entwickelt sich der oben genannte Parkplatz zu einem Treffpunkt von Autofahrern, welche wohl ihre Mittagspause dort verbringen und ihren Müll dann hinterlassen. Wir reden hier nicht von ein paar Papierschnipseln, sondern von z.B. Pizzakartons, Müllbeuteln voller Essensresten und Umverpackungsmüll von Mc Donalds. Außerdem wurden in der Vergangenheit Teppiche, Waschbecken etc. auf den Wiesen entsorgt. Abends wird der Parkplatz dann für lautstarke Autopartys genutzt, wieder wird Müll dabei entsorgt und die Autos werden verschiedensten Tests unterzogen, z.B. ob die Bremsen richtig funktionieren.“ Nach dem Vorfall vom Pfingstsamstag schrieben die Anwohner nicht nur an ihren Vermieter zur Behebung der nicht duldsamen Zustände, sondern auch an Bürgermeister Christoph Fleischhauer: „Täglich treffen sich dort seit Monaten (hauptsächlich) Männer, rasen auf diesem „Privatgrundstück“ mit ihren Autos, verkaufen und konsumieren Drogen, feiern lautstark und vermüllen den gesamten Parkplatz. Die Moerser Polizei wird auch bereits fast täglich darüber informiert. Leider konnte noch nie jemand dingfest gemacht werden. Nun ist es am 30.05.2020 gegen 23 Uhr genau auf diesem Parkplatz zu einer wohl großen Schlägerei gekommen.“ Ein Auto wurde stark beschädigt, der Besitzer vermutet für die Kosten selbst aufkommen zu müssen.

Im letzten Jahr gab es in der Siedlung im Februar nachts aufgrund erhöhter Geschwindigkeit einen schweren Unfall auf der Blücherstraße. Beide Mitfahrer konnten das Fahrzeug verletzt verlassen, während der Fahrzeugführer im Fahrzeug eingeklemmt wurde. Am Ostermontag 2019 gab es ein mutmaßliches Autorennen auf der Bismarckstraße. Bei dem Fahrmanöver war ein Mercedes mit einer unbeteiligten Autofahrerin kollidiert. Die 43-Jährige verstarb einige Tage später im Krankenhaus an ihren Unfallverletzungen. Immer noch sind die Markierungen der Spurensicherung auf der Bismarckstraße sichtbar, ein einsamer türkischer Wimpel hängt noch an dem Baum, an dem die Anwohner eine stille Gedenkfeier abhielten. Der Parkplatz der jetzigen Massenschlägerei liegt direkt hinter der Häuserreihe, wo der tragische Unfall stattfand. Immer wieder teilen Meerbecker ihren Unmut über Rasereien, Rennen, Ruhestörung und laute Auseinandersetzungen im Karree Jahn-, Bismarck-, Römerstraße und Kirschenallee im sozialem Netzwerk Facebook mit. Die Anwohner fühlen sich im Stich gelassen, befürchten, dass sie in einem rechtsfreien Raum wohnen.

Auch aktuell waren die Anwohner verwundert, dass es keine Polizeimeldung und Berichterstattung von den Ereignissen am Pfingstsamstag gab. Dieses lag zunächst daran, dass die Zuständigkeit bei der Kriminalpolizei in Duisburg lag. Bei der auf Instagram verabredeten Schlägerei zwischen Personen aus Duisburg und Moers soll auch ein Messer eine Rolle gespielt haben, daher ging man von einem Kapitaldelikt aus. Da die zwei verletzten Duisburger und drei verletzten Moerser keine Stichverletzungen aufwiesen, wurde die Tat als gefährliche Körperverletzung zurückgestuft und an die Verantwortlichkeit der Kreispolizei zurückgegeben. „Wäre es nicht dadurch zu Verzögerungen gekommen, hätten wir auch über die Tat berichtet“, erklärt Polizeihauptkommissar (PHK) Daniel Freitag von der Pressestelle der Kreispolizeibehörde. Die ansässigen Meerbecker berichteten von 50 bis 60 rivalisierenden Personen, die Polizei konnte nur noch 20 Personen feststellen. Mittels einer Drohne sollen am Montag die Geschehnisse aber auch die Fluchtmöglichkeiten über die Wirtschaftswege zwischen den Gärten rekonstruiert und erfasst werden.

Durch Anwohnerhinweise gebe es nach Informationen von PHK Freitag auch immer wieder Kontrollfahrten in das Quartier Meerbeck, zivile Beamte hätten das Areal schon einige Male ohne Vorkommnisse inspiziert. Ähnlich wäre es auch bei Hinweisen auf Raser. Die Polizei könne leider keine ständige Präsenz vor Ort anbieten, allerdings bittet Daniel Freitag weiterhin möglichst alle Vorkommnisse wie rasende Verkehrsteilnehmer sofort der Polizei zu melden. „Wir sind nur Herr der Lage, wenn wir direkt und nicht erst nach Tagen agieren können“, verbindet Freitag mit der Bitte den Notruf 110 gezielt zu gebrauchen.

Christian Voigt/LokalKlick

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