Mülheim an der Ruhr. ‚Digitalisierung anders Denken‘: Professorin Dr. Sabrina Eimler zeigt Gästen des Netzwerks berufstätiger Frauen Soroptimist International Ansätze des ‚Positive Computing‘ auf
Zu den Feierlichkeiten anlässlich des 100-jährigen Bestehens des weltweit größten Netzwerkes berufstätiger Frauen Soroptimist International (SI) lud auch die HRW Gäste an den Campus Mülheim ein. Die Veranstaltung wurde online an die Teilnehmenden aus dem Senatssaal der HRW übertragen.
Prof. Dr. Oliver Koch, Vizepräsident für Forschung und Transfer an der HRW, begrüßte die Gäste und stellte fest: “Die Ziele von Soroptimist International und der HRW gleichen sich in vielen Punkten. Auch die HRW hat sich zum Ziel gesetzt, Diversität und Geschlechtergerechtigkeit zu leben und ihren Beitrag dazu zu leisten.“
Prof.’in Dr. Sabrina Eimler (Human Factors & Gender Studies) hielt zum Einstieg des Abends die Keynote zum Thema: ‚Digitalisierung anders denken‘. Als Megatrend durchdringt Digitalisierung Gesellschaft und Wirtschaft. Umso wichtiger ist es, dass technologischer Fortschritt nicht rein auf Produktivitätssteigerung ausgerichtet ist, sondern bewusst den Menschen in den Blick nimmt. Eimler beschrieb Forschungs- und Anwendungsbeispiele an der Schnittstelle zwischen Psychologie und Informatik, inspiriert aus dem „Positive Computing“, einem Gestaltungsansatz, der unter anderem die Vereinbarkeit menschlichen Wohlergehens mit Innovation, technischem Fortschritt und Geschlechtergerechtigkeit aufzeigen möchte. Beispielhaft skizzierte sie u.a. Schlaglichter aus dem Forschungsprojekt PARCURA, was sich der partizipativen Einführung von Datenbrillen in der Pflege widmet. Zum Kompetenzaufbau und zur Sensibilisierung für das Zusammenspiel von Geschlechtergerechtigkeit, Vielfalt, Digitalisierung und Wohlergeben entwickeln und nutzen Eimler und ihr Team vielfältige Virtual Reality Räume, die im Vortrag ebenfalls veranschaulicht werden.
Digitalisierung anders denken bedeutet, sie inklusiv, chancengerecht und partizipativ zu gestalten, um sie in den Dienst des Menschen zu stellen. Es geht darum, das Gefühl von Kompetenz, Autonomie und Verbundenheit mit Digitalisierung zu vereinbaren und so Potentiale zu entfalten. „Perspektivisch brauchen wir daher die Vielfalt der Geschlechter auch in der Technologieentwicklung damit wir uns Alle damit Wohlfühlen und an technologischem Fortschritt partizipieren können.“, so Prof.’in Sabrina Eimler.
Im Anschluss an den Vortrag diskutierten interessante Podiumsdiskutant:innen unter der Moderation von Cordula Amrath von Amrath Consulting, Oberhausen, auf dem Podium zum Thema ‚Digitalisierung‘:
- Marc Buchholz, Oberbürgermeister der Stadt Mülheim a. d. R.
- Dagmar Mühlenfeld, Geschäftsführerin Kinder- und Jugenduni JUNI
- Pauline Lau, Mitarbeiterin bei RUBY Demenz
- Carla Hustedt, Leiterin des Bereichs Digitalisierte Gesellschaft Stiftung Mercator
Folgende Thesen und Sichtweisen wurden hier auf den Punkt gebracht:
- Digitalisierung ist nicht nur ein wirtschaftliches, sondern vor allem auch ein gesellschaftliches Thema
- Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit spielen hier eine große Rolle
- KI-Systeme müssen so entwickelt werden, dass Diskriminierung vermieden wird
- Algorithmen müssen transparent und aktiv gestaltet werden: Kein Verstecken mehr hinter der Technik
- Partizipative Entwicklung von digitaler Technologie ist die Zukunft in der Bereitstellung und Entwicklung digitaler Kompetenz
- Bei der Digitalisierung der Verwaltung sollten diverse und geschlechterspezifische Arbeitsweisen berücksichtigt werden, um so Potentiale und ‚Stille Reserven‘ zu heben
- Lebenslanges Lernen wird im Zuge der Digitalisierung immer wichtiger, damit der Anschluss gewahrt werden kann. Digitale Kompetenzen zu entwickeln, ist ein Schlüssel zur Partizipation
- Digitales Lernen erfordert ganz neue didaktische Konzepte und kreative Lernansätze
- Die Entwicklung von Smart Home Devices wird perspektivisch ein immer wichtigeres Thema und Forschungsgebiet werden, z. B. um Menschen mit Demenz zu unterstützen
Digitalisierung lässt sich aus unserem Leben nicht mehr wegdenken und es wird die Herausforderung in Zukunft sein, die Digitalisierung positiv anzunehmen und mitzugestalten, um Partizipation, Kompetenz und Verbundenheit mit der neuen Technik in allen Teilen der Gesellschaft zu gewährleisten. Nur so gelingt ein Wohlbefinden mit dem Thema Digitalisierung und kann einen dauerhaften positiven Beitrag zur gesellschaftlichen Fortentwicklung leisten.