Mülheim an der Ruhr/Leverkusen/Krefeld. Next Generation-Lack: Leverkusenerin entwickelt nachhaltigen, lichthärtenden Nagellack – Zusammenarbeit mit der Hochschule Niederrhein in Krefeld
Was für Männer eher ein Buch mit sieben Siegeln ist, gehört für viele Frauen zum Alltag: Der regelmäßige Gang ins Nagelstudio oder die Maniküre zu Hause. Laut Statistischem Bundesamt beträgt das jährliche Marktvolumen zurzeit knapp 2 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Nagelmodellagen mit Shellac, Gel oder einem herkömmlichen Lack sind Standard und in der Regel mit einer Menge Chemie verbunden. Nachhaltiger will dies Sabine Oberpriller machen, die dafür eine Förderung des Landes NRW nutzt und mit der Hochschule Niederrhein in Krefeld zusammenarbeitet. Die Auszeichnung im Rahmen der Innovationspreisverleihung des Netzwerks ZENIT e.V. erhielt Sabine Oberpriller am 17. Januar 2022 von NRW-Innovationsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart und dem Netzwerkvorsitzenden Thomas Eulenstein.
UV-lichthärtende Nagelmodellagen mit Gel, wie sie in Nagelstudios angeboten werden, haben einen nagelhärtenden bzw. -verlängernden Nutzen und verhindern das weit verbreitete Problem von Nagelbrüchen. Dagegen dienen herkömmliche lufttrocknende Lacke aus der Drogerie eher dem dekorativen Zweck für die Heimanwendung. Beides kommt nicht ohne Chemie und gesundheitsschädliche oder krebserregende Inhaltsstoffe (z.B. Nitrocellulose oder Weichmacher) aus. Auch tierische Stoffe finden sich in vielen Produkten. Beide Welten will Sabine Oberpriller auf eine innovative, nachhaltige Weise zusammenbringen.
Noch führt sie die kleine Werbeagentur Bestseller Marketing in Leverkusen, hat als studierte Designerin ihre Bezüge zum Thema Design und Beauty aber nie ganz aufgegeben. Über die Mitarbeit in einem Start-up, das sich mit dem Thema Licht und Kunststoffe beschäftigt, kam sie auf die Idee, die Produkte für die Nagelmodellage zu verbessern.
Genutzt hat sie dafür 2019 ein vom Land NRW gewährtes Gründerstipendium, mit dem sie einen ersten Forschungsauftrag an die Hochschule Niederrhein in Krefeld vergeben konnte. Herausgekommen ist dabei ein pigmentierter Gellack mit verbesserten Trageeigenschaften.
Gereicht hat ihr dies jedoch nicht, denn das Ziel ist ein schnell trocknender, besser zu verarbeitender, geruchsloser, kratzfester und umweltfreundlicher Nagellack, zu dessen Bestandteilen auch nachhaltige Rohstoffe gehören. Anwendung soll er sowohl in Nagelstudios als auch im Endverbraucherbereich finden.
Auf der Suche nach Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten für die weiteren Entwicklungsschritte stieß sie auf die Gutscheinvariante MID-Analyse aus dem Landes-Programm Mittelstand Innovativ & Digital.
Nach dessen Bewilligung konnte sie Prof. Dr. Bernd Strehmel vom Fachbereich Lackchemie und Neue Materialien an der Hochschule Niederrhein damit beauftragen, weitere Analysen durchzuführen. Im Fokus stehen intelligente Rezepturen mit biogenem Material.
Status quo und Aussichten
Seit September 2021 arbeitet Sabine Oberpriller mit der Hochschule daran, eine kostengünstige Vorrezeptur des Lacks zu entwickeln und anschließend in die Pilotphase mit Praxistests zu gehen. Nach der Auswertung der Ergebnisse, Produktoptimierungen und dem Übergang zur Marktreife werden die Themen Werbung und Vertrieb auf dem Programm stehen. In die Hand nehmen wird sie das mit ihrer Werbeagentur Bestseller Marketing.
Das Resultat der Kooperation hat die Erwartungen bislang übertroffen: Zwei der fünf größten Inhaltsstoffe konnten bereits durch nachhaltige bio-basierte Alternativen ersetzt werden. Alle im Versuchsprodukt eingesetzten Stoffe sind darüber hinaus Made in Europe, zertifiziert, ungiftig, lösemittelfrei und kommen ohne Tierversuche aus.
Da das Marktpotenzial für einen hochwertigen, anwendungs- und umweltfreundlichen Nagellack hoch ist, sieht die Leverkusenerin große Potenziale, um ein neues Geschäftsfeld aufzubauen, was auch die Gründung eines neuen Unternehmens einschließt. Einen Namen für Produkt und Firma hat sie bereits: alpha laboratories.
Anwendungsmöglichkeiten sieht die Unternehmerin auch für den Einsatz als Nagelschutzlack in handwerklichen Berufen oder außerhalb des Nagelthemas im Bereich der Haarverlängerung für die Friseurbranche. Die Rezeptur berge großes Potenzial, sich mit der Naturhaarstruktur zu vertragen und sei eine wärmelose, haarschonende alternative Verbindungsmethode.
Auch die Produktverpackung soll ganz im Sinne der Nachhaltigkeit gestaltet werden: Die Fläschchen werden so designt, dass sie wiederauffüllbar sind. „Die Einsatzorte sind vielfältig. Überall dort, wo Kunststoffe mit Licht ausgehärtet werden müssen und wo eine gesunde und umweltfreundliche Anwendung zunehmend an Bedeutung gewinnt, kann die Rezeptur eingesetzt werden“, fasst Sabine Oberpriller die Anwendungspotenziale zusammen.
Weitere Informationen zum innovativen Nagellack http://www.alpha-laboratories.com/