Visualisierung: ARGE Goertz & Windeck / LANKES KOENGETER Architekten mit hermanns landschaftsarchitektur/umweltplanung
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Grefrath. Der Architekturwettbewerb für das neue Rathaus der Gemeinde Grefrath ist entschieden: Unter dem Vorsitz von Jun.-Prof. Dr. Jutta Albus hat sich das Preisgericht, das sich unter anderem aus zahlreichen Fachpreisrichter/innen, Bürgermeister Stefan Schumeckers sowie Vertreter/innen aller im Gemeinderat vertretenen Fraktionen zusammensetzte, in seiner zweiten und abschließenden Sitzung am Mittwoch, 15. Juni 2022, nach eingehender Beratung einstimmig für die städtebaulich und architektonisch überzeugendste Lösung ausgesprochen und damit die Arbeit der Arbeitsgemeinschaft Goertz & Windeck aus Brüggen mit LANKES KOENGETER Architekten aus Berlin in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekturbüro hermanns landschaftsarchitektur/umweltplanung aus Schwalmtal mit dem 1. Preis prämiert.

Das Urteil der Jury lautet wie folgt: „Solitär und Vermittler“ sind die Schlagworte, mit denen die Architekten die städtebauliche Haltung ihres Entwurfs betiteln: Der ehemals freistehenden Villa Berger wird viel Freiraum gewährt, und der Neubau vermittelt elegant zwischen der Ausrichtung der Bahnstraße auf der einen Seite und den Gebäuden am Rathausplatz auf der anderen Seite. Die Freiraumgestaltung ist sehr schön und differenziert ausgearbeitet. Die Wege leiten eindeutig zum zentral gelegenen neuen Haupteingang, am Ratssaal wird eine attraktive Freifläche angeboten, die Freianlagen des Jugendzentrums werden mit zusätzlichen Sport- und Spielangeboten ausgestattet, ein Hochzeitspavillon ist geplant, und auch die Stellplätze sind angemessen gestaltet. Alle erhaltenswerten Bäume sowie weitere, nicht klassifizierte Bäume werden ebenfalls integriert. Sowohl die äußere Anmutung wie auch die innere Struktur vermitteln das Bild des „offenen Rathauses“. Die leicht gebogene Fassade nach Süden heißt Ankommende willkommen und schafft mit dem vorgelagerten Balkon im ersten Obergeschoss ein zusätzliches Angebot für Besucher/innen und Mitarbeiter/innen. Im Erdgeschoss befinden sich ein großzügiges Foyer mit Empfang und Bürgerservice, und nach Osten schließt direkt der Ratssaal an. Dieser lässt sich zur Rathausterrasse hin öffnen und bietet somit zusätzlich zu den eigentlichen Sitzungen viele Nutzungsmöglichkeiten für die ganze Gemeinde. Das Gebäude ist als Split Level organisiert. Nach Süden zum Altbau sind zwei höhere Geschosse gelegen, nach Norden drei etwas niedrigere mit der Mehrzahl der Büros. Dadurch verbleibt der Neubau zum Rathausplatz respektvoll unter der Traufe der ehemaligen Villa Berger. Im Inneren ergibt sich durch die zueinander versetzten Geschosse und den in der Mitte gelegenen Luftraum eine offene und kommunikative Struktur zwischen den einzelnen Ebenen. Insgesamt bietet der Entwurf somit eine sehr gute und stimmige Grundlage für die weitere Planung eines bürgerfreundlichen Rathauses mit einer zukunftsgewandten Arbeitsatmosphäre.

„In dem Wettbewerbsverfahren konnte eine hervorragende Entwurfslösung für die anspruchsvolle Aufgabe, die wir den teilnehmenden Teams gestellt hatten, gefunden werden“, freut sich Bürgermeister Stefan Schumeckers. Gleichzeitig dankt er allen teilnehmenden Büros für die insgesamt sehr beeindruckenden Ergebnisse sowie auch der Jury für ihr großes Engagement.

Der 2. Preis geht an das Team arabzadeh.schneider.wirth architekten mit faiss landschaftsarchitektur aus Nürtingen. Ein 3. Preis wurde nicht vergeben. Alle teilnehmenden Teams erhalten jedoch eine Aufwandsentschädigung.

Zum Hintergrund: Die Verwaltung der Sport- und Freizeitgemeinde Grefrath teilt sich seit dem Zusammenschluss der Gemeinden Grefrath und Oedt im Jahre 1970 auf zwei Standorte auf: Im Ortsteil Grefrath sind das Hauptamt, der Bürgerservice, das Ordnungsamt, das Sozialamt sowie die Kämmerei der Gemeinde Grefrath ansässig. Im drei Kilometer entfernten Rathaus in Oedt befinden sich das Bauamt sowie der Ratssaal. Beide Gebäude sind in einem sanierungsbedürftigen Zustand und sowohl für die Mitarbeitenden als auch für Besucherinnen und Besucher kaum noch zumutbar. Zudem sind die vorhandenen Grundrisse unzeitgemäß und genügen nicht mehr den Anfor­derungen zukunftsfähiger und bürgerfreundlicher Verwaltungsarbeit.

Aus diesen Gründen und gepaart mit dem Wunsch nach einem gemeinsamen Rathaus-Standort für die Gemeindeverwaltung Grefrath startete Anfang des Jahres ein zweiphasiger hochbaulich-freiraum-planerischer Realisierungswettbewerb mit zehn Teams aus Architektur- und Landschaftsplanungsbüros, um für das Plangebiet am Ratshausplatz in Grefrath eine ansprechende und angemessene bauliche Lösung zu finden. Aufgabe war es, das alte Rathaus, die historische Villa Berger, zu erhalten und mit einem Neubau zu ergänzen, der dem aktuell notwendigen Raumbedarf der Gemeinde­verwaltung gerecht wird und der gleichzeitig genügend Flexibilität und Multifunktionalität aufweist, um sich auch stetig verändernden Arbeitswelten zukünftig anzupassen.

Aus den in der ersten Phase eingereichten Entwürfen, in denen sich die abzugebende Leistung zunächst auf die Darstellung eines grundsätzlichen Lösungsansatzes in Form eines Lageplanes mit Freiflächengestaltung, systematischen Grundrissen und einem Nachhaltigkeitskonzept beschränkte, wurden in der ersten Sitzung der Wettbewerbsjury am 18. März 2022 fünf Arbeiten für die zweite Phase ausgewählt. Alle fünf Teams, die sich für diese zweite Phase qualifiziert hatten, haben seither ihre Entwürfe intensiv weiterbearbeitet und umfangreiche Pläne, Berechnungen sowie ein Modell fristgerecht abgegeben. Für den Wettbewerb wurde ein detailliertes Raumprogramm für alle Fachbereiche sowie den Ratssaal und den Bürgerservice vorgegeben. Gleichzeitig sollten für den Vorbereich am Rathausplatz und die angrenzenden Freiflächen (insgesamt ca. 3.600 m²) Lösungsvorschläge gemacht werden. Als erweitertes Plangebiet wurden von den Teams auch die Areale bis zur ehemaligen Bahntrasse und der Außenbereich am Jugendheim Dingens mitbetrachtet.

Alle fünf Arbeiten können vom 22. bis 26. Juni täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr im Eingangsgebäude des Niederrheinischen Freilichtmuseums des Kreises Viersen (Naviga­tionsadresse: Stadionstraße 145, 47929 Grefrath) besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

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