Beeindruckt von der umgebauten Lebenskirche der Caritas zeigten sich die beiden CDU-Landtagsabordneten Vanessa Odermatt (2. v. r.) und Jochen Klenner (Mitte). Caritas-Vorsitzender Dr. Christof Wellens (r.), Geschäftsführer Frank Polixa und Tagespflege-Leiterin Linda Kruzik stellten das neue Seniorenzentrum vor (Foto: privat)
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Mönchengladbach. Die CDU-Landtagsabgeordneten Vanessa Odermatt und Jochen Klenner sehen Handlungsbedarf beim geförderten Servicewohnen von älteren Menschen und im sozialen Wohnungsbau. Das erklärten sie bei einem Besuch der vom Caritasverband umgebauten Lebenskirche in Rheydt.

Caritas-Vorsitzender Dr. Christof Wellens und Geschäftsführer Frank Polixa stellten den beiden Politikern die im vergangenen Jahr eröffnete Lebenskirche an der Urftstraße vor. In der 2015 entwidmeten Kirche ist ein Seniorenzentrum mit einer Tagespflege und 23 Servicewohnungen entstanden, von denen 14 im sozialen Wohnungsbau für ältere Menschen mit Wohnberechtigungsschein errichtet wurden. Die Kaltmiete beträgt 5,70 Euro pro Quadratmeter.

Kostendeckend sei das bei weitem nicht, betonten Wellens und Polixa: „Aufgrund der extremen Baukostensteigerung müssen wir jedes Jahr einen fünfstelligen Betrag zuschießen.“ Bei den Caritas-Wohnungen mit Wohnberechtigungsschein seien rund 1.700 Euro pro Quadratmeter gefördert worden. Die tatsächlichen Baukosten hätten jedoch etwa 2.000 Euro darüber gelegen. „Da muss ein Investor schon ein sehr hohes Engagement zeigen, um sich darauf einzulassen“, monierten die Caritas-Verantwortlichen.

Neben den angesichts der Baukostensteigerungen der letzten Jahre längst nicht mehr zeitgemäßen Fördersätzen seien die bürokratischen Verfahren ein echtes Problem. Die Darlehen würden erst mit erheblicher Verzögerung ausgezahlt – die letzten 80.000 Euro habe der Caritasverband immer noch nicht erhalten. „Sozialer Wohnungsbau kann so nicht funktionieren“, sagte Frank Polixa.

Beim Servicewohnen steht den älteren Mietern eine Ansprechpartnerin der Caritas zur Verfügung, die sie bei der Bewältigung des Alltags unterstützt und bei Fragen oder Problemen berät. Im sozialen Wohnungsbau erhält der Caritasverband monatlich 35 Euro für den Service. „Das war auch schon vor 20 Jahren so. Was soll man heute noch für diesen Betrag anbieten können? Die Pauschale ist nicht auf die Senioren zugeschnitten“, erklärte Polixa. Dabei trage die Betreuung dazu bei, älteren Menschen ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Wohnung zu ermöglichen. Polixa: „Ein Platz im Altenheim kostet ungleich mehr.“

Jochen Klenner konnte die Kritik nachvollziehen. „Solche Angebote wie das der Lebenskirche sollten auf jeden Fall gefördert werden, und hierbei muss dann natürlich auch das Thema ,Service‘ mitgedacht werden“, sagte er. Klenner sprach sich dafür aus, die Pauschale von 35 Euro pro Wohnung und Monat zu überdenken. Für die Zukunft kann sich der Landtagsabgeordnete vorstellen: „Wenn man mehr als den festgelegten Standard für Servicewohnen anbietet, kann man auch mehr verlangen.“

Auch Vanessa Odermatt sieht Handlungsbedarf angesichts der Entwicklung, dass es in Mönchengladbach zurzeit kaum Projekte im Sozialen Wohnungsbau gibt. „Wir müssen uns die Frage stellen: Wie bekommen wir das Bauen beschleunigt? Wir stehen uns rein bürokratisch oft selbst im Weg“, erklärte sie. Mit einem neuen 9-Milliarden-Euro Wohnraum-Programm und verbesserten Konditionen wolle das Land bis 2027 in die öffentliche Wohnraum-Förderung investieren. „Wir müssen uns dafür aber auch in Mönchengladbach breiter aufstellen und dem Bau geförderter Wohnungen in der Stadt hohe Priorität geben“, sagte Odermatt, und Klenner fügte hinzu: „Auch der Bund ist gefordert, weil immer mehr baupolitische Vorgaben des Bundes und der Förderstopp für energieeffiziente Gebäude auch in Mönchengladbach Bremsspuren hinterlassen haben.“

Beeindruckt zeigten sich die Landtagsabgeordneten von der fertigen Lebenskirche und der Tagespflege, die ihnen Leiterin Linda Kruzik vorstellte. Abschließend stattete die Gruppe einem Mieter einen Besuch ab: Pfarrer Michael Schicks, der viele Jahre in der jetzt umgebauten Kirche St. Johannes die Messe zelebriert hat, hat eine (frei finanzierte) Wohnung in der dritten Etage der Lebenskirche bezogen. Besonders schön fanden die Besucher im Gebäude die Lichtkuppel im Dach, die über alle Etagen natürliches Licht in die Flure wirft, sowie in der Wohnung das geräumige barrierefreie Badezimmer und den großen Balkon.

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