Rainer Borsch, Vorstand des Caritasverbandes Kleve (Foto: Markus van Offern)
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Kreis Kleve. Erst im Ausschuss für Familie, Kinder und Jugend am 23. März verkündete Josefine Paul, die Arbeit der 1491 Sprach-Kitas im Land nahtlos weiter zu unterstützen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechten: Träger wie die Caritas haben darüber immer noch keinen offiziellen Bescheid, auch soll die Finanzierung nur bis Ende 2023 gesichert sein.

Juliane Hasselaar, Fachberatung Sprach-Kita bei der Caritas Kleve, weiß nicht, ob sie lachen oder weinen soll. Erst vor kurzem, auf einer Podiumsdiskussion in Kamen zur Zukunft der Sprach-Kitas in NRW und wenig später auch im Bericht von Josefine Paul für den Ausschuss für Familie, Kinder und Jugend am 23. März, hat sie erfahren, dass das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen die Arbeit der 1491 Sprach-Kitas im Land zum 1. Juli 2023 nahtlos weiter unterstützen wird. Auf der gleichen Veranstaltung wurde durch einen Vertreter des Ministeriums aber auch bekannt, dass die Finanzierungszusage wohl nicht über das Jahr 2023 hinausgeht. „Wieder nur ein halbes Jahr“, sagt Juliane Hasselaar fast schon resigniert. Denn wie auch schon im vergangenen Herbst, müsste sie sich jetzt eigentlich arbeitssuchend melden.

„So geht man nicht mit Fachkräften um“, sagt auch Rainer Borsch, Vorstand der Caritas Kleve. Fachkräfte wie Manuela Paufler, die seit Jahren gute Arbeit leisten und sich unerbittlich für den Erhalt des Programms einsetzen. Mit Blick auf den bundesweiten Mangel ärgert sich Rainer Borsch, dass die Träger der Sprach-Kitas immer noch keinen offiziellen Bescheid vom Land Nordrhein-Westfalen erhalten haben. Man könne nur hoffen und bangen. „Für feste Zusagen sind uns leider die Hände gebunden.“

Das Ganze – angefangen mit der Verkündigung des plötzlichen Aus des Bundesprogramms im Juli 2022 bis hin zur zögerlichen Kommunikation des Landes jetzt – hat natürlich Auswirkungen. Betreuten die Fachberatungen der Caritas Kleve im vergangenen Jahr noch 21 Einrichtungen in den Kreisen Kleve und Borken, so sind es heute nur noch 16 von zehn verschiedenen Trägern. „Und bei diesen Aussichten ist davon auszugehen, dass NRW-weit auch noch weitere Sprach-Kitas abspringen werden“, sagt Kristina Timmer, ebenfalls Fachberatung Sprach-Kita bei der Caritas Kleve. Dabei sei wissenschaftlich erwiesen, dass die Sprachbildung ein Kernelement der Chancengerechtigkeit ist. „Aber nicht nur Kinder, deren Eltern keine oder nur eingeschränkte Deutschkenntnisse haben, profitieren vom Programm, das so viel mehr als nur Sprache ist.“

Nicht anders sieht es bei den Fachkräften aus. Auch bei der Caritas Kleve bat eine Mitarbeiterin um die Auflösung ihres Vertrages. „Und wer bewirbt sich heutzutage schon auf eine Stelle, die nur ein halbes Jahr befristet ist“, fragt Vorstand Rainer Borsch. Wie die Vertreter der Wohlfahrtsverbände in Kamen fordert er verlässliche Rahmenbedingungen vom Land. „Die Finanzierungslücke bis zum Ende des Kindergartenjahres im August 2024 muss geschlossen werden. Und auch danach muss dauerhaft geklärt sein, wie es mit den Sprach-Kitas weitergeht.“

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