Bischof Overbeck
Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck (Foto: Nicole Cronauge | Bistum Essen)
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Bottrop/Bistum Essen. Karfreitags-Botschaft von Bischof Overbeck

Bischof Franz-Josef Overbeck stellt seine Predigt beim traditionellen Karfreitags-Kreuzweg auf der Bottroper Halde Haniel ganz ins Zeichen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und wirbt für eine „widerständige Menschlichkeit”, um sich Gewalt und Leid entgegenzusetzen.

Als einen „wirklichen Karfreitag unserer Kultur“ bezeichnet Bischof Franz-Josef Overbeck den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Seine Predigt beim traditionellen Karfreitags-Kreuzweg auf der Bottroper Halde Haniel stellt der Ruhrbischof in diesem Jahr ganz ins Zeichen dieses nun schon mehr als ein Jahr währenden Kriegs: „Die Ströme von Blut, die fließen, und das Leid so unsäglich vieler gemarterter Menschen, schreien zum Himmel.“ Overbeck stellt den 24. Februar 2022 – den Beginn des russischen Überfalls – in Verbindung zum 11. September 2001: Zwei Daten der jüngeren Geschichte, die vielen Menschen immer wieder ins Gedächtnis kämen, „weil in beiden Fällen das Maß an Gewalt und die Art der Überfälle das Vorstellbare bei weitem überschritten hätten“.

Der Ukraine-Krieg hat dabei für den Bischof nicht nur eine politische, sondern auch eine kirchliche Dimension: „Das unsägliche Verhalten des russischen Patriarchen und nicht weniger in der russisch-orthodoxen Kirche, die diesen Krieg scheinbar vorbehaltlos unterstützen und ihn für ihre Zwecke als einen Krieg gegen die so genannte westliche Verkommenheit auszunutzen versuchen, machen mich sprachlos“, so Overbeck. Zugleich gehe es bei dem russischen Angriff „um einen Krieg der Ideen, über die Art und Weise wie wir leben wollen“: In einem demokratischen Rechtsstaat mit der Zusicherung der Freiheit des Menschen als Person – oder in einem gewaltsamen, nicht von Gewaltenteilung bestimmten politischen Modell.

Overbeck lädt dazu ein, „in ökumenischer Verbundenheit mit allen Christinnen und Christen an diesem Karfreitag für die Bekehrung aller zu einem Leben ohne Gewalt zu beten, zu einem Leben in Solidarität und in Verbundenheit und Mitgefühl miteinander“. Er plädiert für eine „widerständige Menschlichkeit”, für Mitgefühl, Achtsamkeit für einander, Nächstenliebe und Demut, die sich mit einer tatkräftigen Widerständigkeit verbinden, „wenn unsägliches Leid geschieht und die Menschenwürde mit Füßen getreten wird”, so Overbeck. „Dann zeigt sich eine Wahrheit, die fast körperlich spüren lässt: Dieses Leid darf nicht sein. Dieses Leid ist unter keinen Umständen zu rechtfertigen.” Es brauche Widerstand, um gegen jene Kräfte und Mächte anzugehen, die ein solches Leid verursachten. „Darum müssen wir immer wieder ,Ja’ sagen zu widerständiger Menschlichkeit, die dem Recht des Stärkeren widersteht und zur Stärke des Rechts beiträgt.” Sowohl die vielfältige, sehr konkrete Unterstützung, die aus der Rhein-Ruhr-Region in Richtung Ukraine transportiert worden sei und noch werde, als auch die Aufnahme der vielen aus der Ukraine geflüchteten Menschen im Ruhrgebiet seien starke Zeichen dieser widerständigen Menschlichkeit, für die er sehr dankbar sei, so Overbeck.

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