Mauerfunde in der Annastraße (Foto: © archaeologie.de)
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Kevelaer. Vergangene Woche wurden im ersten Bauabschnitt des Peter-Plümpe-Platzes im Bereich der Annastraße alte Mauerreste im Untergrund gefunden. Daraufhin hieß es im betroffenen Bereich zunächst: Baustopp.

Denn die archäologischen Funde mussten zunächst untersucht werden. Dafür wurde die Firma archaeologie.de aus Moers von den Stadtwerken beauftragt. Bei Tiefbauarbeiten wie auch am Kapellenplatz ist es üblich, dass Archäologen die Bauarbeiten begleiten und bei unterirdischen Funden eingesetzt werden. Seit Ende letzter Woche wurden die Mauerfunde von einem Archäologen-Team untersucht.

Die Mauerfunde wurden zunächst freigelegt und der darin verarbeitete Mörtel und die Ziegel untersucht. Basierend auf seinen Untersuchungen und historischem Kartenmaterial wie der Tranchot-Karte (1801-1828) kommt Archäologe Sascha Müller M.A. zu dem Schluss, dass es sich bei den Gemäuern um eine alte Hausfassade handelt, die um 1800 herum erbaut wurde. Damals war die Häuserflucht an der heutigen Annastraße weiter vorne.

Die Mauerfunde wurden vom Ausgrabungsteam sauber freigeputzt, vermessen, fotografiert und alles wurde entsprechend dokumentiert. Anschließend wurden sie mit einem Geovlies abgedeckt. „Das ist ein ganz normales Vorgehen. Bevor die Bauarbeiten bei so einem Fund weitergehen können, müssen wir alles zunächst untersuchen und dokumentieren. In der Regel können die Bauarbeiten innerhalb von wenigen Tagen wiederaufgenommen werden“, so Sascha Müller weiter. Er und sein Team haben die Arbeiten nun soweit abgeschlossen und die Kanalarbeiten können weitergehen.

Exkurs: Tranchot-Karten
Aufschluss auf die alte Häuserfront gab eine Tranchot-Karte von 1801 bis 1828. Eine Tranchot-Karte ist eine historische Landkarte, die im frühen 19. Jahrhundert in der Zeit der Französischen Revolution und des napoleonischen Kaiserreichs erstellt wurde. Sie ist nach dem französischen Generalmajor Jean Joseph Tranchot benannt, der für die Kartierung großer Teile Europas verantwortlich war. Die Karten wurden zwischen 1802 und 1820 erstellt und decken viele Gebiete in Deutschland, Belgien, den Niederlanden sowie angrenzenden Regionen ab. Heute sind sie wichtige historische Quellen, die Einblicke in die geografischen Verhältnisse während dieser Zeit bieten.

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