Oberbürgermeister Felix Heinrichs, Hans-Jürgen Schnaß (Geschäftsführer der mags) und Andreas Ungar (Vorsitzender des VDK Mönchengladbach) enthüllen die Gedenktafel (Foto: © Stadt MG)
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Mönchengladbach. Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof an der Viersener Straße/ OB Felix Heinrichs: „Wir alle tragen eine besondere Verantwortung. Eine Verantwortung, die sich in zwei Worten zusammenfassen lässt: Nie wieder“.

73 Minuten: So lange dauerte der verheerende Bombenangriff in der Nacht vom 30. auf den 31. August 1943 auf Mönchengladbach und Rheydt. Gegen Mitternacht starteten in Mittel- und Südengland 660 Flugzeuge, die weite Teile der Stadt in Schutt und Asche legten. 556 Menschen wurden getötet, 7945 Menschen wurden laut amtlicher Statistik durch Rauch oder Auswirkungen der Phosphorbomben vergiftet, 9584 Personen erlitten Augenschäden durch Rauch. In Erinnerung an die zahlreichen Opfer der Bombennacht fand heute (31. August) auf dem Hauptfriedhof an der Viersener Straße eine Gedenkfeier mit Kranzniederlegung und interreligiösem Friedensgebet statt, zu dem Oberbürgermeister Felix Heinrichs eingeladen hatte. An dem interreligiösen Friedensgebet nahmen Fatih Gönülal vom Verband der Islamischen Kulturzentren Mönchengladbach, Stephan Dedring von der evangelischen Kirche Rheydt sowie Dr. Leah Floh, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, teil.

Im Rahmen der Gedenkfeier enthüllte OB Felix Heinrichs gemeinsam mit Andreas Ungar, Vorsitzender des VDK Mönchengladbach, und Hans-Jürgen Schnaß, Geschäftsführer der unter anderem für die Friedhöfe zuständigen städtischen Gesellschaft mags, eine Informationstafel, die in Wort und Bild an die Geschehnisse der Bombennacht und zahlreichen Opfer und erinnert, unter denen sich auch zahlreiche Täter befanden. „Heute ist ein Tag des schwierigen Erinnerns. Als in der Nacht auf den 31. August 1943 Bomben auf das Gebiet unserer heutigen Stadt Mönchengladbach fielen, wurden Menschen zu Opfern. Unter diesen Menschen waren Anhänger des nationalsozialistischen Unrechtsregimes. Es waren Nachbarn, die weggesehen haben. Es waren Kollegen, die nicht nachgefragt haben. Es waren Lehrer, die geschwiegen haben. Es wurden Mitläufer zu Opfern. Es wurden Täter zu Opfern“, so Oberbürgermeister Felix Heinrichs in seiner Ansprache. „Auch wenn es ein schwieriges Erinnern ist, so ist es aus meiner Sicht ein notwendiges Erinnern. Denn unter den Opfern waren ebenso Zivilisten. Menschen, die keine glühenden Nationalsozialisten gewesen sind. Kinder und Jugendliche, die zweifelsohne keinen Anteil an dem Terror des Regimes gehabt haben. Ihnen allen gedenken wir heute“, führte er weiter aus.

Unter den Teilnehmern der Gedenkfeier begrüßte Oberbürgermeister Felix Heinrichs auch seinen niederländischen Amtskollegen Onno Hoes aus Roermond, jene Stadt, in der am 10. Mai 1940 der erste Schuss fiel, mit dem der Krieg begann. „Angesichts der Terrors, des Todes und der Zerstörung, mit denen Deutschland Europa und die Welt überzog, ist es geradezu ein Wunder, dass wir heute hier Seite an Seite mit unseren Freunden aus den Niederlanden stehen. Roermond und Mönchengladbach verbindet weitaus mehr als die nun 51 Jahre andauernde Städtepartnerschaft“, so Oberbürgermeister Felix Heinrichs weiter, der in seiner Ansprache einen Bogen zum aktuellen Kriegsgeschehen in der Ukraine zog: „Szenen wie in jener schrecklichen Nacht sind es, die wir seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert in Deutschland so nicht mehr miterleben mussten. Szenen, die die Menschen in der Ukraine aber nun schon seit Februar 2022 tagtäglich fürchten müssen. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat ein Kriegsgeschehen wieder nach Europa gebracht und lässt die Bilder vergangener Kriege, nicht nur an Tagen wie heute, präsenter denn je erscheinen. Daher muss es unser aller Bestreben sein, dass dieser Krieg endet. Dass sich solche Angriffe, wie der, dem wir heute gedenken, nicht wiederholen.  Wir alle müssen die Vision einer friedlichen Zukunft teilen und aktiv dafür sorgen, dass sie Realität wird. Nicht nur für die Ukraine, sondern für die Menschen in allen Ländern dieser Welt, die unter militärischen Konflikten derzeit leiden müssen. Wir alle tragen eine besondere Verantwortung. Eine Verantwortung, die sich in zwei Worten zusammenfassen lässt: Nie wieder.“

An die Geschehnisse der Bombennacht erinnert auch eine Ausstellung in der Citykirche, die am kommenden Sonntag, 3. September, um 19 Uhr eröffnet wird. Dort werden Originaldokumente, Bilder und Gegenstände von der Bombardierung der Hauptpfarrkirche, die vor 80 Jahren völlig ausbrannte, gezeigt.  Die Ausstellung ist bis zum 27. September dienstags bis samstags von 10 bis 18 Uhr zu sehen.

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