Mitglieder der jüdischen Familie Mayer aus Oberkassel (Foto: Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf)
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Düsseldorf. Die Ereignisse des Novemberpogroms 1938 jähren sich in diesem Jahr zum 85. Mal. In Düsseldorf allein gab es mehr als 450 brutale Überfälle auf Menschen, die als Jüdinnen und Juden verfolgt worden sind. Mindestens 70 Menschen erlitten Verletzungen und 13 Menschen starben während oder an den Folgen des Pogroms.

Auf den Spuren der Familie Mayer

Während der diesjährigen Gedenkveranstaltungen stehen die Eheleute Otto und Paula Mayer, geborene Blum, im Mittelpunkt. Das Ehepaar Mayer gehörte zu den wenigen Menschen, die während des Novemberpogroms 1938 im Düsseldorfer Stadtteil Oberkassel von den gewaltsamen Übergriffen verschont blieben. Dies ist auf den zufälligen Umstand zurückzuführen, dass der verantwortliche NSDAP-Funktionär zu diesem Zeitpunkt auf einer privaten Feier weilte und die für die Übergriffe vorbereiteten Adresslisten sicher in seinem Schreibtisch verwahrt waren. Dennoch waren viele ihrer Freunde und Bekannten unmittelbar von den Auswirkungen des Pogroms betroffen und erlebten die Zerstörung und Plünderung ihrer Wohnungen, Brandstiftung und direkte Gewalt. Während ihre erwachsenen Söhne, Erich und Kurt, die Möglichkeit zur Emigration ergreifen konnten, blieb Otto und Paula Mayer die Flucht ins sichere Ausland verwehrt. Einzig durch Briefkorrespondenz konnten sie den Kontakt zu ihren Kindern aufrechterhalten. Am 20. Juli 1942 wurden Otto und Paula Mayer vom Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie haben nicht überlebt. Thomas Mayer, der Enkel von Otto und Paula Mayer und Sohn von Erich und Brunhilde Mayer-Schneider, bewahrte diesen Briefwechsel viele Jahre auf und übergab ihn schließlich dem Archiv der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf.

Anlässlich des Gedenkens an die Ereignisse des Novemberpogroms 1938 laden der Evangelische Kirchenkreis Düsseldorf, die Katholische Kirche in Düsseldorf, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Düsseldorf e.V. und die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf zu zwei Gedenkveranstaltungen ein:

„Im Dialog – Im Gespräch mit Thomas Mayer“

Am Donnerstag, 2. November 2023, findet um 18:30 Uhr in der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf ein öffentliches Podiumsgespräch statt. Thomas Mayer wird mit der stellvertretenden Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte, Hildegard Jakobs, über die Geschichte seiner Familie sprechen und dabei schildern, wie die nationalsozialistische Zeit, der Verlust seiner Großeltern und die Herausforderungen der Emigration seine Familie prägten.

Gedenkgang und Ökumenischer Gedenkgottesdienst

Am Mittwoch, 8. November 2023, wird in Oberkassel um 18 Uhr ein Gedenkgang gemeinsam mit den Schüler:innen der Carl-Benz-Realschule stattfinden. Dabei wird Otto und Paula Mayer gedacht, die bis März 1939 in Oberkassel lebten. Kurz nach dem Novemberpogrom 1938 wurde dem Ehepaar ihre Wohnung gekündigt, wodurch sie gezwungen waren, in eine kleinere Wohnung in der Erasmusstraße umzuziehen. An vier Stationen werden die Schüler:innen während des Gedenkganges über das Leben der Familie Mayer berichten und die Aussagen aus dem umfangreichen Briefnachlass dieser Familie schildern. In diesen ergreifenden Briefen berichtet die Familie Mayer von ihrer schmerzhaften Ausgrenzung, Verfolgung, ihren tiefen Ängsten und ihrer unerschütterlichen Hoffnung.

Treffpunkt für den Gedenkgang ist die Ecke Luegallee/Cheruskerstraße. Im Anschluss findet um 19 Uhr in der St. Antonius-Kirche, Luegallee 61, ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt, zu dem alle eingeladen sind. Pfarrer Stephan Scharf wird die Predigt halten und dabei die Impulse des Gedenkgangs aufnehmen. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes liegt in den Händen von Markus Hinz, Kirchenmusiker und Komponist aus Düsseldorf.

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