Ein Blick auf die eigenen Finanzen kann zur Herausforderung werden (Foto: Pixabay @ blickpixel CCO Public Domain)
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Rhein-Ruhr. Eigentlich reicht das Geld gerade noch für den Rest des Monats und ausgerechnet dann geht die Waschmaschine kaputt. Jetzt braucht es schnelle Hilfe, die meist in Form einer Finanzierung oder Ratenkaufs zur Verfügung steht. Die Summe ist damit nicht aus der Welt, sondern muss Stück für Stück in den kommenden Monaten abgezahlt werden. Funktioniert die Rückzahlung, sind die Schulden bald getilgt und die finanzielle Situation entspannt sich. Wer zu häufig auf Ratenkäufe und Co. zurückgreift, riskiert allerdings eine stärkere Verschuldung. Ab diesem Moment ist es wichtig, mit einem soliden Plan in den grünen Bereich zurückzukommen.

Der Schuldencheck – die Wahrheit auf Papier betrachten

Hier eine Ratenzahlung, dort eine Finanzierung und am Ende ist nicht mehr klar, wo das ganze Geld eigentlich hinfließt. Der erste Schritt zum Abbau der Schulden besteht darin, einen klaren Blick über die Finanzsituation zu bekommen. Hierfür eignet sich eine Liste, die sämtliche Einnahmen enthält, darüber hinaus aber auch alle Ausgaben und die Höhe der noch vorhandenen Schulden.

An dieser Stelle sollte ein zweiter Blick auf die vorhandenen Kredite und Finanzierungen geworfen werden, denn diese sind nicht immer wirtschaftlich. Ist der Zinssatz beispielsweise zu hoch, zahlt der Verbraucher mehr Geld zurück als nötig. Für viele Schuldner lässt sich zusätzlich Geld sparen durch eine Umschuldung, die alle ausstehenden Beträge an einer zentralen Stelle bündelt. Hinzu kommt, dass ein besserer Überblick vorhanden ist, wenn Zahlungen nur an einen Gläubiger geleistet werden.

Sobald der Schuldenstand klar ist, wird er den monatlichen Einnahmen gegenübergestellt. Wer sich übernommen hat, erkennt schnell, dass mehr Geld herausfließt, als eingenommen wird. Ein Punkt, an dem ein schneller Schuldenschnitt nötig ist. An dieser Stelle dürfen keine weiteren Schulden mehr hinzukommen und die Planung der nächsten Monate richten sich ausschließlich auf Tilgung. Das ist nur dann möglich, wenn eine optimierte Finanzverwaltung in den Alltag integriert wird.

Wer seine Schulden abzahlt, hat am Ende wieder mehr Geld zur Verfügung (Foto: Pixabay @ niekverlaan CCO Public Domain)

Das Haushaltsbuch zum Schuldenabbau – spießig, aber wirklich hilfreich

Oma führte ein Haushaltsbuch und notierte hier peinlich genau jede einzelne Ausgabe und war sie auch noch so klein. In der damaligen Zeit blieben keine anderen Lösungsmöglichkeiten, um den eigenen Haushalt so effizient wie möglich zu bewirtschaften. Obwohl wir heute an jeder Ecke Kredite und Finanzierungen erhalten, ist Übersicht das A und O für ein optimales Money-Management. Selbst die Verbraucherzentrale rät zur Führung eines Haushaltsbuchs, um unsinnige Ausgaben zu vermeiden und effizienter zu wirtschaften. Was schon im Alltag praktisch ist, wird beim Abbau von Schulden unverzichtbar. Wenn es auch nur die drei Euro am Morgen für den Kaffee beim Bäcker sind, jedes Sparpotenzial baut Schulden schneller ab.

Ausgaben reduzieren – Geld an Gläubiger zahlen, für schnellere Schuldenfreiheit

In den letzten Jahren waren im Median etwas mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland verschuldet, Tendenz glücklicherweise sinkend. Trotz aller Vorsicht kann es beim falschen Umgang mit Geld passieren, dass die Schuldenlast nicht mehr zu bewältigen ist. Zur Überschuldung kann es aus vielen Gründen kommen, Achtlosigkeit ist längst nicht die Hauptursache. Hier nur einige Beispiele, wie Menschen sukzessive in die Schuldenfalle schlittern:

  • Lange Krankheit oder Unfall, der mit Berufsunfähigkeit einhergeht.
  • Schicksalsschläge, die hohe Kosten mitbringen.
  • Kaufsucht, die oft das Resultat psychischer Erkrankungen ist.
  • Arbeitsplatzverlust oder Umstieg in Kurzarbeit.
  • Ehescheidung oder Trennung vom Partner.
  • Inflationen bei gleichbleibendem Einkommen.

Einer der Topgründe für Verschuldungen ist der Verlust des Arbeitsplatzes. Der Mensch gewöhnt sich im Lauf seines Lebens an seinen Lebensstandard. Wenn plötzlich deutlich weniger Einkommen zur Verfügung steht, die Lebensunterhaltskosten aber auf dem gewohnten Niveau bleiben, schleichen sich unmerklich Schulden ein. Das Geld reicht gerade noch für Miete, Ernährung, Auto, Internet und Versicherung, die Rückführung bereits bestehender Schulden bleibt auf der Strecke. Der Teufelskreis beginnt. Am Anfang sind die Mahnungen, die bei weiterer Nichtbeachtung zum Inkasso- und schließlich Gerichtsverfahren führen. Spätestens nachdem der erste Vollstreckungsbescheid im Briefkasten gelandet ist, hat sich das Leben des Schuldners vollkommen verändert und jetzt kommt es auf entscheidende Hilfe an.

Schuldnerberatung im Akutfall – wenn es keine realistische Rückzahlmöglichkeit mehr gibt

Ist zumindest noch ein wenig Einkommen vorhanden und überschreiten die Schulden keine fünfstellige Summe, ist eine Rückzahlung in vielen Fällen noch aus eigener Kraft möglich. Um Klarheit und Struktur in den Zahlungsalltag zu bringen, braucht es die oben erwähnte Auflistung aller Schulden und aller Einkünfte. Bei der Gegenüberstellung wird klar, wie viel Geld monatlich an die Gläubiger abgeführt werden kann.

Auf Basis dieses Ergebnisses ist es hilfreich, Kontakt zu allen Gläubigern aufzunehmen und offen über die aktuelle Situation zu sprechen. Wer beispielsweise 200 Euro im Monat übrig hat, davon aber zehn Gläubiger bedienen muss, wird sie nicht alle gleichzeitig zufriedenstellen. Jetzt kommt es auf einen Schuldenbereinigungsplan an, der alle Begünstigen einbezieht. Je offener und transparenter der Schuldner agiert, desto höher die Wahrscheinlichkeit des Entgegenkommens. Verschiedene Lösungsansätze stehen zur Verfügung:

  • Stundung: Wer seine Schulden Step-by-Step bei verschiedenen Gläubigern abzahlen möchte, kann eine Stundung bei allen anderen beantragen. Wichtig ist dabei, dass die Schuldsumme festgeschrieben wird, da sie sich sonst jeden Monat um Zinsen erhöht, die zu Buche schlagen.
  • Ratenzahlung: Reicht das übrige Geld für Raten an die Gläubiger aus, ist eine Ratenzahlungsvereinbarung sinnvoll. Auch hier ist eine Schuldfestschreibung wünschenswert, da Kleinstraten ansonsten nicht einmal reichen, um die Zinsen jeden Monat zu decken.
  • Vergleiche: Durchlaufen Schulden Inkasso- und Gerichtsverfahren, erhöht sich die Gesamtsumme rapide. Aus 1000 Euro Ursprungsschuld werden mit Gebühren und Zinsen schnell 1.500 Euro. Um die Last zu reduzieren, ist es möglich, Gläubigern einen Vergleich anzubieten. Hierbei wird ein Teil der Schuldsumme erlassen, dafür wird der Rest vom Schuldner direkt (oder in Raten) abgezahlt. Manchmal ist eine Anzahlung erforderlich, um die eigene Zahlungsbereitschaft zu simulieren.
  • Schuldenerlass: Obwohl es auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, erlassen gerade private Gläubiger Schulden nicht selten vollständig. Die Gründe dürfen hier aber weder verschwenderischer noch habgieriger Natur sein. Kam es durch einen Arbeitsplatzverlust oder Krankheit zur Verschuldung, lassen viele Gläubiger mit sich reden.

5 goldene Regeln im Umgang mit Schulden – nur so funktioniert es

Wer verschuldet ist, möchte davon oft im Alltag gar nichts wissen. Die Probleme werden vor Freunden verheimlicht, die Ausgaben bleiben auf hohem Niveau. Dadurch verschlimmert sich die Situation deutlich und es braucht länger, bis die Schulden getilgt sind. Die folgenden fünf goldenen Regeln helfen Menschen mit Schulden und Überschuldung dabei, sich von der drückenden Last zu befreien.

  • Keine neuen Schulden mehr: Wer bereits Miese auf dem Konto hat, sollte weitere Schulden tunlichst vermeiden. Läuft sogar ein Insolvenzverfahren, ist es dem Schuldner verboten weiterhin „auf Pump“ zu kaufen oder Geld zu leihen. Jeder übrige Euro gehört während der Abzahlungsphase zu den Gläubigern. Wer seine Zahlungsbereitschaft zeigt, hat oft die Chance, dass ein Teil der Schulden sogar ohne Insolvenz erlassen wird.
  • Ehrlichkeit im persönlichen Umfeld: Wenn eine Person plötzlich nicht mehr mit ins Restaurant geht und beim Konzert der Lieblingsband lieber verzichtet, wirkt das auf Außenstehende seltsam. Bohrende Fragen, drängendes Betteln – all das macht es Schuldnern nicht leichter, den Lebenswandel umzustellen. Im engsten Familien- und Freundeskreis ist daher Transparenz angesagt. So verstehen nahestehende Menschen die Gründe, warum plötzlich alle kostenintensiven Veranstaltungen abgesagt werden und fühlen sich nicht benachteiligt.
  • Hilfe im Notfall: Manchmal sind die Schulden so hoch, dass es ohne Hilfe nicht mehr funktioniert. Es ist keine Schande, eine kostenlose Schuldnerberatung um Hilfe zu bitten, sondern ein Schritt in die richtige Richtung. Diakonische Werte und andere gemeinnützige Einrichtungen helfen dabei, wieder eine klare Sicht zu bekommen. Viele Schuldner öffnen ihre Post über Monate nicht mehr und irgendwann steht der Gerichtsvollzieher vor der Tür. Spätestens jetzt muss eine Lösung her und die bieten Schuldnerberatungen.
  • Rechtzeitig Hilfe suchen: Bevor die Schuldenfalle endgültig zuschnappt, sind Schwierigkeiten bei der Tilgung von Raten oft ein Problem. An der Stelle kann eine Umschuldung in vielen Fällen noch helfen. Anstatt an zehn Gläubiger zu zahlen und jeweils die Zinsen zu entrichten, lässt sich die Gesamtschuld damit bündeln. Bevor es also zum Ausfall einzelner Ratenzahlungen kommt, ist eine Rücksprache mit der Bank wegen einer Umschuldung sinnvoll. Dadurch lassen sich die monatlichen Gesamtkosten reduzieren und die Alltagsführung wird erleichtert.
  • Nicht auf Kredithaie hereinfallen: Sie wirken wie der Rettungsanker in der Not – Kredithaie, die jede Summe für horrende Zinsen versprechen. Wer komplett verschuldet ist, muss wissen, dass er keinen Kredit bei einem seriösen Kreditgeber bekommt. Gleiches gilt für Menschen, die finanziell von Sozialleistungen wie Bürgergeld abhängig sind. Bei jeder Kreditvergabe ist es Aufgabe der Bank, das Risiko für beide Seiten so gering wie möglich zu halten. Wer als komplett verschuldeter Mensch einen Kredithai-Kredit aufnimmt, bringt sich damit in eine noch schwierigere Lage.

Fazit: Raus aus den Schulden – der erste Schritt ist schnell gemacht

So drückend die Schuldenlast ist, so befreiend ist die Abzahlung. Manchmal dauert es Monate oder gar Jahre, bis alle Raten getilgt ist und die betroffene Person schuldenfrei ist. Es lohnt sich, den Weg zu gehen. Manchmal hilft es, kleine Etappenziele zu stecken, um die Lust an der harten Arbeit der Schuldentilgung nicht zu verlieren. Selbst wenn es nur Kleinstraten sind, ist es hilfreich, Stück für Stück jeden Gläubiger zu befriedigen. Wichtigstes Fazit: Wer Hilfe braucht, sollte rechtzeitig handeln – Umschuldungen, Schuldnerberatungen und vieles mehr reichen die Hand.

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