Das ehemalige Kreiswehrersatzamt an der Kreuzung Hofstraße/Theodor-Heuss-Straße wird seit Mitte Februar als Flüchtlingsunterkunft genutzt (Foto: Stadt MG)
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Mönchengladbach. An der Hofstraße 54 sind im ehemaligen Kreiswehrersatzamt die ersten 39 Geflüchteten eingezogen. Rund ein Jahr lang hatte das Gebäudemanagement der Stadt (gmmg) das Gebäude zur Geflüchtetenunterkunft umgebaut. Inzwischen sind die Bauarbeiten abgeschlossen und die Räume möbliert. Insgesamt bietet die neue Unterkunft Platz für bis zu 129 Menschen, die auf den Ausgang ihres Asylverfahren warten.

Bei einer Vor-Ort-Besichtigung zeigte sich Oberbürgermeister Felix Heinrichs zufrieden: „Wir haben hier zügig und innerhalb des geplanten Kostenrahmens eine wichtige und gute Lösung zur Unterbringung von Geflüchteten geschaffen. Gleichzeitig haben wir damit einen langjährigen innerstädtischen Leerstand wieder mit Leben gefüllt. Ein tolles Beispiel dafür, wie handlungsfähig Verwaltung ist, um Menschen in Notsituationen zu helfen“, so der OB.

Stadtdirektorin Dörte Schall ergänzt: „Unser Ziel ist es, uns auf künftige Entwicklungen vorzubereiten und auch im Fall steigender Geflüchteten-Zahlen kurzfristig handlungsfähig zu sein, ohne direkt auf Notunterkünfte wie Turnhallen oder andere Behelfslösungen ausweichen zu müssen. Die Fluchtsituation ist erfahrungsgemäß dynamisch und bauliche Maßnahmen brauchen Vorlaufzeiten. Deswegen bin ich sehr froh, dass wir in einer tollen bereichsübergreifenden Zusammenarbeit das ehemalige Kreiswehrersatzamt in kurzer Zeit herrichten und so unsere Kapazitäten erfolgreich ausbauen konnten. Darauf wollen wir aufbauen und kurz- bis mittelfristig zwei weitere Einrichtungen mit bis zu 200 Plätzen schaffen.“

Unterbringungsmöglichkeiten für Einzelpersonen, Paare und Familien

45 ehemalige Büroräume wurden während der Arbeiten als Unterkunftsräume hergerichtet. Je nach Größe des Zimmers finden hier zwischen zwei und acht Betten Platz, sodass sich geeignete Unterbringungsmöglichkeiten für Einzelpersonen, Paare, aber auch für Familien unterschiedlicher Größe ergeben. Ein weiteres Plus für Familien ist der kleine Spielplatz, den das gmmg für die Bewohnenden am östlichen Grundstückrand gebaut hat.

Die frisch renovierten Unterkunftsräume wirken aufgeräumt und sind funktional ausgestattet: Stählerne Doppelbetten, ein Spint pro Bewohner, dazu ein Tisch mit Stühlen und ein Kühlschrank. Gekocht wird in den Unterkunftsräumen nicht. Dazu gibt es im vierten Obergeschoss einen Gemeinschaftsraum mit zwölf Kochstellen. Eine davon ist niedrig und unterfahrbar, sodass hier Speisen barrierefrei zubereitet werden können.

Ihren Alltag organisieren die Bewohnerinnen und Bewohner in Eigenregie. Ein Hausmeister ist rund um die Uhr vor Ort, sieht nach dem Rechten und erledigt anfallende Reparaturen. Einkaufen, Kochen, Putzen und sonstige Alltagsaufgaben sind Sache der Bewohnenden. Dazu zählt auch, dass alle daran mitwirken, die Gemeinschaftsflächen nach einem Putzplan sauber zu halten. Unterstützung rund um alle anfallenden Herausforderungen des Alltags erhalten die Bewohnerinnen und Bewohner durch eine Sozialarbeiterin, die einmal wöchentlich zur Sprechstunde und zusätzlich bei Bedarf vor Ort ist. Für Angebote wie Kinderbetreuung und Deutschkurse, die die Stadt gemeinsam mit Ehrenamtlichen schaffen möchte, wurde im Gebäude ein Sozialraum hergerichtet.

Um das ehemalige Bundeswehrgebäude als Unterkunft nutzen zu können, mussten zusätzliche Sanitäranlagen eingebaut werden. Zwar werden die vorhandenen WCs weitergenutzt, darüber hinaus gibt es im Erdgeschoss nun aber auch barrierefreie Toiletten, Duschen und Wickelmöglichkeiten. In den Etagen zwei und drei wurden ebenfalls Duschräume neu geschaffen und zusätzliche WCs installiert. Im Erdgeschoss wurde der ehemalige Wartebereich für die Musterung der Wehrpflichtigen zum Waschraum umgebaut.

Einen wichtigen Aspekt bei der baulichen Ertüchtigung spielte das Thema Brandschutz. So mussten etwa einzelne Türen und Wandöffnungen aus Brandschutzgründen zugemauert und eine neue Fluchttüre gebaut werden. Im Ernstfall schlägt nun eine moderne Brandmeldeanlage mit direkter Aufschaltung zur Feuerwehr Alarm. Auch die Elektrik im Gebäude wurde komplett erneuert. Am Gebäudeäußeren sind die Flachdächer dank neuer Abdichtung vor eindringendem Regen geschützt. Die Fassade ist erhalten geblieben, wurde aber gereinigt und von den Verschmutzungen der letzten Jahrzehnte befreit.

Bund überlässt der Stadt das Gebäude kostenfrei

Eigentümerin des Gebäudes mit rund 2.500 Quadratmetern Nutzfläche ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Für die Geflüchtetenunterbringung überlässt die BImA der Stadt das Gebäude mietzinsfrei für mindestens 7 Jahre. Von den mehr als 2,2 Millionen Euro Baukosten kann die Stadt voraussichtlich knapp 1,7 Millionen Euro aus Bundesfördermitteln erstatten lassen.

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