(Foto: Kurzfilmtage/daniel@gasenzer.photography)
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Oberhausen. Die 70. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen zeigen vom 1. bis 6. Mai 2024 ein dreiteiliges Themenprogramm mit historischen Sportfilmen von 1926 bis ins 21. Jahrhundert. Unter dem Titel „Sport im Film“ präsentieren sie eine Wiederentdeckung der Sportfilmtage Oberhausen in fünf Programmen. Ergänzend dazu zeigt das Festival unter dem Titel „Leibeserziehung“ Sportlehrfilme aus den 1930er bis 1950er Jahren sowie ein historisches Programm von Sportfilmen aus dem Ruhrgebiet aus den Archiven der Kinemathek im Ruhrgebiet.

Sport im Film

„Sport und Film haben ein wesentliches Grundelement gemeinsam: Die Bewegung“, schrieb Hilmar Hoffmann im Katalog der ersten Sportfilmtage 1968. Bis 1977 fanden diese alle zwei Jahre in Oberhausen statt – 1968, 1970, 1973, 1975 und 1977. Das „Internationale Film- und Fernseh-Festival“ zeigte und prämierte internationale Sportfilme aller Art – locker definiert als „Filme, die sich mit sportlichen Themen auseinandersetzen“. Die Veranstaltung war unabhängig, doch eng verbunden mit den Kurzfilmtagen, zahlreiche Preisträger und andere Filmkopien wurden im Archiv der Kurzfilmtage gesammelt. Nun präsentieren die Kurzfilmtage eine Wiederentdeckung dieses Festivals mit einer Filmauswahl in fünf Programmen, kuratiert von Dietrich Leder.

Die Programme der Sportfilmtage waren breit angelegt, sie reichten von legendären Filmen wie Werner Herzogs Die große Ekstase des Bildschnitzers Steiner (1974), über weitgehend unbekannte Filme von Regisseuren wie Jacques Doillon, Elem Klimov, Marcel Łoziński oder Michael Pfleghaar bis hin zu Lehrfilmen wie Neue Wege zum Wedeln. Die Kurzfilmtage zeigen in fünf Programmen eine Auswahl von rund 25 Filmen. Der größte Teil stammt aus dem Archiv des Festivals, eingestreut sind einige aktuellere Arbeiten aus den Programmen der Kurzfilmtage. Dabei geht es nicht um eine chronologische Abbildung; die Arbeiten wurden nach Themen zusammengestellt: Es geht um „Körperbewegung“, „Emanzipation des Frauensports“, „Zuschauer und andere Randständige“, „Heroen in postheroischen Zeiten“ und „Sport als soziales Handeln“. Wasserpolo, Tischtennis, Motorradrennen und Eishockey sind ebenso Thema wie Tennis, Skispringen oder Leichtathletik – und natürlich Fußball, in Form von Spielern, Fußballfans, Schiedsrichtern und sogar von Aberglauben im Fußball.

Das Programm wird vorbereitet und ergänzt durch mehrere Aktivitäten im Internet. So wird es im Kurzfilmtage Channel vor dem Festival eine Reihe mit Sportfilmen geben, die mit ihrer Länge das Programm gesprengt hätten. Dazu kommt ein Podcast, in dem Menschen, die eine besondere Beziehung zum Thema haben, zu Wort kommen. Dazu wird ein Journal in den Wochen vor den Kurzfilmtagen täglich auf Fundstücke im Netz, seien sie literarischer oder filmischer Art, hinweisen. Zusammengenommen entsteht ein reichhaltiges und facettenreiches Bild dessen, was Sport und Film gemeinsam haben oder eben auch trennt.

Der Kurator:

Dietrich Leder, geb. 1954 in Essen, nach dem Studium der Germanistik und Theaterwissenschaften in Köln Autor medienkritischer und -wissenschaftlicher Publikationen (zuletzt mit Daniela Schaaf und Jörg-Uwe Nieland “Die Erfindung des Mediensports”) und von 1994 bis 2021 Professur für Fernsehkultur an der Kunsthochschule für Medien Köln.

Leibeserziehung. Deutsche Sport-Lehrfilme vor und nach 1945

Ergänzt wird „Sport im Film“ durch eine Auswahl von Lehrfilmen, die zur vergleichenden Betrachtung von Sport- und Körperbildern zwischen 1936 und 1956 einlädt. Als zentrales „Medieninstitut der Länder der BRD“ setzte das 1950 gegründete Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU) im Nachkriegsdeutschland die Arbeit seiner vom NS-Staat installierten Vorgängerin RWU (Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht) fort. Die Kuratoren Tobias Hering und Peter Hoffmann interessierten sich bei der Filmauswahl für Sportlehrfilme als Zeugnisse einer Mentalitätsgeschichte, die Hinweise auf unterschiedliche ideologische Besetzungen des Körpers geben und gleichzeitig verblüffende Kontinuitäten in den Unterrichtsmethoden der Kriegs- und der Nachkriegszeit freilegen.

Sport im Ruhrgebiet

Noch weiter in die Vergangenheit führt „Sport im Ruhrgebiet in Filmdokumenten“: Paul Hofmann zeigt Arbeiten aus den Beständen der Kinemathek im Ruhrgebiet, die ältesten darunter stammen aus dem Jahr 1926 mit einem Film über ein städtisches Sportfest in Essen.

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