Die Strukturen in der ambulanten Hospiz-Arbeit müssen vielfältiger und umfassender werden, sind sich Prof. Roland Besser (Vorsitzender Hospiz Stiftung Krefeld, li.), die Koordinatorinnen Sabine Lucht, Claudia Strachowitz und Michaela Colmie (Teamleitung) sowie Hospiz-Leiter Alexander Henes einig (Foto: Hospiz Stiftung Krefeld / Nadia Joppen)
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Krefeld. „Wir brauchen künftig in Krefeld deutlich mehr und vielfältigere ambulante Strukturen in der Hospiz-Arbeit, damit wir den Menschen ihren Wunsch erfüllen können, zuhause in Würde sterben zu dürfen“. Mit diesem Ziel hat Michaela Colmie kürzlich ihre Position als Leitende Koordinatorin im ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst der Hospiz Stiftung auf der Carl-Wilhelm-Straße 27 in Krefeld angetreten.

Aus Mayen/Eifel stammend, lebt sie mit ihrer Familie seit 1991 in Krefeld. Sie besuchte das Gymnasium Calvarienberg in Ahrweiler und legte als Internatsschülerin bei den Ursulinen 1984 das Abitur ab. Nach ihrem Studium war die Volljuristin überwiegend in verschiedenen Führungspositionen im Versicherungswesen tätig. Ihr Fokus lag dabei auf dem Menschen: „Orientierung geben, Persönlichkeiten entwickeln und mit ihnen gemeinsam Ziele erreichen“.

Die Idee, sich hauptamtlich in der Hospizarbeit zu engagieren, reifte schrittweise. „Ich wollte in meiner Tätigkeit einen anderen Sinn finden und wollte einen sozialen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Mehrere mir nahestehende Menschen hatte ich an schweren Erkrankungen verloren. Manche wurden z.T. durch Familienmitglieder oder Freunde, zum Teil durch Ehrenamtliche begleitet. Dabei habe ich erfahren und gespürt, wie außerordentlich bereichernd dies für sie war“, erzählt sie. So lag es auf der Hand, anstelle von Geschenken zum runden Geburtstag um Spenden für das Hospiz am Blumenplatz zu bitten. Vor drei Jahren entstand der erste persönliche Kontakt zu Hospiz-Leiter Alexander Henes – und weiteres Engagement für die Hospiz-Arbeit: Parallel zu ihrer anderthalbjährigen Ausbildung zur Seelsorgerin besuchte Colmie den „Befähigungskurs für die ehrenamtliche Mitarbeit im Hospiz“ und absolvierte u.a. Fortbildungen in „Palliativ Care“ sowie in der Koordination. Die Begleitung von Menschen in ihrer letzten Lebensphase, „das war eine wertvolle und zentrale Erfahrung für mich“, sagt sie. „Und als sich die Möglichkeit ergab, Hospiz-Arbeit im Hauptamt zu leisten, war ich begeistert und sehr dankbar für diese großartige Möglichkeit, meinen Wunsch umsetzen zu können.“ Alexander Henes (Gesamtleiter Hospiz) ist froh über die Verstärkung im ambulanten Bereich: „Wir haben den Standort im Zentrum Krefelds bewusst gewählt, um eine leichtere Erreichbarkeit zu ermöglichen. So können sich betroffene Menschen und ihre Angehörigen frühzeitig informieren, um bedarfsgerecht Unterstützung zu erhalten“.

Breites Aufgabenspektrum

Die Leitung des ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes bringt ein breites Spektrum an Aufgaben hervor. Gemeinsam mit den Koordinatorinnen Sabine Lucht und Claudia Strachowitz werden die Begleitungen von schwerstkranken und sterbenden Menschen durch die rund 60 ambulant tätigen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter koordiniert. „Mir ist es wichtig, dass wir alle an einem Strang ziehen. In unserem Koordinatorinnen-Team können wir uns bestens ergänzen. Meine beiden Kolleginnen bringen die mir fehlende Erfahrung und pflegerischen Fachkenntnisse mit. Unsere Ehrenamtler/-innen sind mit Leib und Seele dabei. Sie bilden eine bunte Gemeinschaft mit unterschiedlichen Berufen, Fähigkeiten und Kenntnissen, religiösen Hintergründen und einer Fülle aus Erfahrungen. Hand in Hand können wir den Menschen helfen. Keiner ist besser oder schlechter als der andere, jeder ist unterschiedlich. Das gilt für die Koordinatorinnen untereinander, wie auch für die Menschen und Angehörigen, die wir betreuen“, sagt Colmie.

Plädoyer für das Ehrenamt

Sie wird daher nicht müde, für das Ehrenamt im ambulanten Hospiz zu plädieren: „Die Unterstützung durch Ehrenamtler/-innen ist für unsere Arbeit elementar. Deshalb ist es enorm wichtig, mehr Menschen für diese bedeutende und notwendige Arbeit zu gewinnen. Je mehr Ehrenamtliche uns hier unterstützen, desto mehr Menschen können wir ihren letzten Wunsch erfüllen, in der letzten Phase des Lebens zu Hause bleiben zu können. Die Begleitung ist auf diese Art wertvoll für beide Seiten. Es ist nicht nur traurig, sondern es gibt auch viel Freude“.  Als Voraussetzung für die Ausübung des Ehrenamtes brauche es nicht viel, Aufgeschlossenheit und Empathie seien oft schon ausreichend. Alter, Geschlecht, Religion oder Beruf spielen gar keine Rolle. „Ein bisschen Zeit und sich zurücknehmen können, das reicht vollkommen aus“.

Zukunft entwickeln

Was ebenfalls zu Colmies Aufgaben gehört, sind die Weiterentwicklung der ambulanten Hospiz- und Beratungsarbeit, die Öffentlichkeitsarbeit und die Zusammenarbeit im Palliativnetzwerk Krefeld. Dabei geht es auch um den Ausbau der kultursensiblen Palliativ-Pflege. Dazu habe es vor wenigen Wochen eine gemeinschaftliche Veranstaltung der VHS, der Türkischen Union und der Hospiz Stiftung Krefeld gegeben, auf der sich zukünftig eine gute und enge Zusammenarbeit aufbauen lasse, so Colmie.


Das Büro des ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes der Hospiz Stiftung Krefeld befindet sich im Zentrum Krefelds, an der Carl-Wilhelm-Straße 27 (nahe Rathaus). Die ehrenamtliche Begleitung umfasst Punkte wie Dasein und Zuhören, Zeit für Gespräche, Hilfe bei Überwindung von Kommunikationsschwierigkeiten in Familie und Partnerschaft, Unterstützung bei Verarbeitungsprozessen, Hilfe bei der Organisation von letzten Dingen, Spirituelle Begleitung oder Unterstützung bei Freizeitaktivitäten. Die Begleitung ist für die Betroffenen kostenlos.
Für Interessierte findet am 12. April (16 bis 20 Uhr) und am 22. Juni 2024 (10 bis 14 Uhr) jeweils eine „Informations- und Orientierungsveranstaltung über die ehrenamtliche ambulante Hospizarbeit“ statt. Eine Anmeldung wird erbeten unter koordination@hospiz-krefeld.de. Der nächste Befähigungskurs für Ehrenamtliche startet nach den Sommerferien.
InfoKlick: www.hospiz-krefeld.de
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