
Krefeld. Im Jugendzentrum Fischeln rascheln die Spielbausteine. Alex baut daraus ein Klettergerüst im Miniaturformat. Am Nebentisch malt Sophie eine Seilbahn auf ein großes Blatt Papier. Die Kinder treffen sich schon am dritten Tag hintereinander, um den neuen Spielplatz an der Molanusstraße zu entwerfen. Das Kinder- und Familienbüro der Stadt Krefeld hat eigens hierfür ein breit angelegtes Teilhabeverfahren initiiert. „Diese Beteiligung ist uns ein großes Anliegen. Im neuen Spielplatz sollen sich schließlich genau die Kinder wiederfinden, die ihn täglich benutzen. Außerdem haben Kinder noch einmal ganz andere Ideen und Denkansätze als Erwachsene”, sagt Arne Timpe, Leiter des Kinder- und Familienbüros.
Früherer Abenteuerspielplatz soll reaktiviert werden
Das Kinder- und Familienbüro entwickelt Spielplatzideen und ermittelt die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen. Der Kommunalbetrieb Krefeld plant, baut und unterhält die rund 170 Flächen in Krefeld. Der 3.200 Quadratmeter große Spielplatz an der Molanusstraße ist sichtbar gealtert. Das verraten auch Fotoabzüge von der Eröffnung vor rund 35 Jahren, die im Jugendzentrum Fischeln ausliegen. Sie zeigen ein Spiel-Eldorado mit riesigem Klettergerüst, mehreren Rutschen, einem Basketball- und Fußballplatz. Der Glanz des einstigen Abenteuerspielplatzes soll nun auferweckt werden.
Beim Teilhabeverfahren ist die Stadt systematisch vorgegangen: Zu einem Spielplatzplanungstreffen Anfang März hat sie jene Kinder postalisch eingeladen, die im Umkreis des Spielplatzes wohnen. 307 Anschreiben hat das Kinder- und Familienbüro verschickt, dabei 153 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren sowie 154 Kinder zwischen elf und 15 Jahren kontaktiert. Die Altersspanne ist so gesetzt worden, da im Sozialraum rund um den Spielplatz nur sehr wenige Kleinkinder unter sechs Jahren leben.
Zum Planungstreffen sind 30 Kinder und ebenso viele Elternteile gekommen. Auch deren Anregungen haben Stadt und KBK aufmerksam notiert. Einerseits war das rund zweistündige Vor-Ort-Verfahren gänzlich offen angelegt. „Die Kinder sollten in diesem ersten Schritt jegliche Wünsche und wilde Ideen in einem kreativen Freiraum und ohne Bewertungen anbringen können”, erklärt Siegrid Linz-Kaminski vom Kinder- und Familienbüro. Andererseits haben die Organisatoren verschiedene Verfahrensformate eingebracht, um die Wünsche zielgenau aufzuspüren.
Priorisierungen, Fragebögen und Adhoc-Bewertungen
So konnten die Kinder mehrere Kategorien wie beispielsweise Klettern, Schaukeln oder Sport mit je drei verfügbaren Punkten priorisieren. Auch brachten die Beteiligten vor Ort mit umfänglichen Fragebögen ihre Vorstellungen des zukünftigen Spielplatzes ein. Im Kreativbereich konnten sie ihre Ideen freiheraus aufzeichnen oder -schreiben. Außerdem gingen die Kinder verschiedene Stellen des Spielplatzes ab. Hier baten die Organisatoren jeweils um eine Adhoc-Bewertung, die die Kinder mit einer roten oder grünen Karte abgeben konnten.
Aus dem Planungstreffen ergaben sich mehrere Wünsche: Gerne hätten die Kinder ein großes Klettergerüst, einen modernisierten Fußballplatz und eine Seilbahn. Darüber hinaus ist die hügelige Umrandung bereits jetzt eine überaus beliebte Mountainbike-Strecke, die aber eher behelfsweise entstanden ist. Hier favorisieren die Kinder eine ausgefertigte Rennstrecke. Ohnehin, so der einhellige Wunsch von Eltern und Kindern, soll der naturnahe Charakter des Spielplatzes an der Molanusstraße erhalten bleiben.
Die Erstergebnisse des Planungstreffens flossen anschließend in die nachmittäglichen Workshops im Jugendzentrum Fischeln ein. Rund zehn Kinder präzisierten die Grundlage in dieser Ideenwerkstatt und überführten sie aus der Theorie in eine plastische Vorlage. Dazu bauten sie den Modell-Prototypen ihres neuen Spielplatzes mit Holz, Papier oder Spielbausteinen. Nun finalisiert das Kinder- und Familienbüro all die Ergebnisse des partizipativen Verfahrens zu einer Dokumentation, die sie im nächsten Schritt dem Kommunalbetrieb übergibt.