Pflegefachkräfte Anumol und Anjumol Punchakuzhiyil Sukumaran sowie Anja Müller, Leiterin des Elisabeth-Hauses in Nieukerk (Foto: Caritasverband Geldern-Kevelaer)
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Kreis Kleve. „Das Eis ist hier so lecker, nicht so süß wie bei uns“, antwortet Anumol auf die Frage, welche Speisen ihr in Deutschland besonders zusagen. „Bei uns“ heißt in diesem Fall aber nichts anderes als Indien. Indien ist das Heimatland der 28-Jährigen. Seit Oktober letzten Jahres verstärkt sie gemeinsam mit ihrer Schwester Anjumol das Pflegeteam im Elisabeth-Haus in Nieukerk. Und das nicht ohne Grund: Denn der Mangel an Pflegekräften ist inzwischen überall zu spüren. „Wir sind froh, dass die beiden zum Team gehören. Eine echte Bereicherung“, sagt Anja Müller, Leiterin des Senioren-Hauses.

Auch die beiden Inderinnen fühlen sich gut angekommen – und angenommen. Beide hatten zuvor einige Zeit in Bayern gearbeitet. Obwohl beide sehr gut deutsch sprechen, lief es dort nicht richtig rund. „Das war nicht so einfach dort. Die meisten Senioren sprachen nur bayrischen Dialekt, was eine Verständigung nur schwer möglich machte.“ Auch der Teamgeist unter den Kolleginnen sei nicht sehr ausgeprägt gewesen. Fehlende Sozialkontakte ließen zudem Einsamkeit aufkommen.

Doch dann kam Kaplan Francis von der Kirchengemeinde in Straelen auf die beiden zu. Francis kannte die beiden noch von der gemeinsamen Zeit der Sprachkurse am Goethe-Institut in Indien. Er fragte die Geschwister, ob sie nicht Lust hätten an den Niederrhein zu kommen, um bei der Caritas zu arbeiten. Hatten sie – und fühlen sich inzwischen richtig wohl. In Kürze ziehen noch die Ehemänner der Geschwister nach. Auch sie haben als Ingenieur und Mechaniker gute Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt.

Und es bleibt nicht bei den beiden indischen Pflegekräften. Während Anumol und Anjumol bereits fertig ausgebildet nach Deutschland kamen, erhalten künftig rund zehn junge Menschen aus Indien ihre Ausbildung als Pflegekräfte in den Einrichtungen des Caritasverbands Geldern-Kevelaer. Der Caritasverband ist damit Teil eines Projekts der Caritas in der Diözese Münster und der Caritas Indien, das Schulabgängern aus Indien Ausbildungsplätze in der Altenpflege anbieten will.

„Wir möchten so dem Fachkräftemangel wirksam begegnen“, erläutert Karl Döring, Vorstand des Caritasverbands Geldern-Kevelaer. „Gleichzeitig erhalten die indischen Auszubildenden eine Chance auf eine gute Ausbildung mit der Perspektive einer Weiterbeschäftigung, mit der sie auch ihre Familien zuhause unterstützen könnten.“ In Indien sei es zudem für junge Menschen Teil der Kultur, einen Lebensabschnitt im Ausland zu verbringen.

„Wichtig war uns aber auch, dass dem indischen Arbeitsmarkt keine Kräfte entzogen werden“, betont Döring. Diese Sorge scheint jedoch unbegründet, da gerade unter jungen Inderinnen und Indern eine hohe Arbeitslosigkeit im Heimatland herrscht. Die Auszubildenden werden ab Oktober in den verschiedenen Senioren-Häusern und in der ambulanten Pflege in Weeze, Kevelaer, Geldern und Nieukerk eingesetzt.

„Für einige unserer kommenden Auszubildenden suchen wir noch Wohnraum – im Idealfall in Orten an der Bahnlinie gelegen“, so Döring. Wohnungsanbieter können sich daher gerne an den Caritasverband unter 02831 939588 wenden. Anumol und Anjumol haben inzwischen in Nieukerk eine schöne kleine Wohnung bezogen. Für sie besonders schön: „Viele unserer deutschen Kolleginnen und Kollegen haben kräftig bei der Renovierung und dem Aufbau der Küche geholfen. Ein toller Zusammenhalt unter der Mitarbeiterschaft.“

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