Stadt und Feuerwehr haben das Notrufsystem aufgebaut (v.l.): Jörg Brandenburg (Fachbereichsleiter Technik), Jürgen Jendrian (Leiter der Feuerwehr), Elena Küppers (Zivil- und Katastrophenschutz), Martin Götzke (Leiter der Stabsstelle Zivil- und Katastrophenschutz), Thomas Wagner (Zivil- und Katastrophenschutz), Oberbürgermeister Daniel Schranz und der zuständige Beigeordnete Michel Jehn (Foto: Stadt Oberhausen/Tom Thöne)
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Oberhausen. Was passiert, wenn der Strom länger ausfällt? Wie bekommt man Informationen, wenn Internet, Fernseher und Radios ohne Strom nicht mehr funktionieren? Und wie kann man im Notfall Rettungskräfte rufen, wenn das Telefon nicht mehr funktioniert? Mit möglichen Ausnahmesituationen, vor allem mit einem länger dauernden „Blackout“, hat sich die Stadt Oberhausen mit der Feuerwehr in den vergangenen Monaten beschäftigt – und veröffentlicht jetzt den Krisenratgeber, der im Notfall weiterhilft.

„Der Krisenratgeber macht nach außen sichtbar, welche Arbeit die Fachleute von Feuerwehr, Katastrophenschutz und Stadtverwaltung in den vergangenen Monaten im Hintergrund geleistet haben. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Oberbürgermeister Daniel Schranz. „Dass wir uns auf den engagierten Einsatz von Feuerwehr und Hilfsorganisationen, aber auch auf die große Solidarität in der Stadtgesellschaft verlassen können, haben wir in den vielen Krisen in den vergangenen Jahren immer wieder erleben dürfen“, betont der Oberbürgermeister, und appelliert an die Oberhausenerinnen und Oberhausener: „Informieren Sie sich bitte – und hinterlegen Sie unseren Krisenratgeber irgendwo zentral, um ihn im Ernstfall griffbereit zu haben.“

Was ist ein „Blackout“?

Mit dem englischen Wort „Blackout“ (Verdunklung) werden länger andauernde, großflächige Stromausfälle bezeichnet – weil eben die meisten Lichter ausgehen. Nicht gemeint sind kurzfristige und auf eher kleine Gebiete begrenzte Stromausfälle. Dass in einem solchen Fall Kühlschrank und Durchlauferhitzer, E-Herd und Lampen nicht mehr funktionieren, kann das Leben schon ordentlich durcheinanderbringen.

Eines der größten Probleme bei einem längeren, großflächigen Stromausfall ist allerdings der Ausfall von Kommunikationsmöglichkeiten: Festnetztelefone brauchen Strom, um überhaupt zu funktionieren, Mobiltelefone müssen irgendwann geladen werden, und auch Funktürme für den mobilen Datenfluss brauchen Strom, um zu funktionieren.

Krisenratgeber listet Notruf- und Informationspunkte auf

Um auf einen solchen Fall vorbereitet zu sein, hat die Stadt Oberhausen 14 sogenannte Notruf- und Informationspunkte (NIP) im gesamten Stadtgebiet festgelegt: Wo sie genau liegen, ist in dem knappen Krisenratgeber festgehalten, den die Stadtverwaltung in den kommenden Wochen an jeden Oberhausener Haushalt verschickt. Den ganzen Ratgeber und weiterführende Informationen gibt es digital und zum Ausdrucken auch unter oberhausen.de/krisenratgeber. Auf der städtischen Webseite finden sich außerdem Übersetzungen des Krisenratgebers auf Englisch und Französisch, Türkisch, Arabisch und Ukrainisch.

Zehn der Notruf- und Informationspunkte werden im Ernstfall im Freien aufgebaut: Dort werden sie durch Blaulicht an Einsatzfahrzeugen und auffällige Fahnen gut zu erkennen und leicht zu finden sein. Sie dienen der Kommunikationsgrundversorgung: Einsatzkräfte nehmen Notrufe entgegen und verbreiten aktuelle amtliche Meldungen zur Lage.

Vier der NIP werden in festen Gebäuden eingerichtet, und zwar gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilt in Alt-Oberhausen, Osterfeld, Sterkrade und Sterkrade Nord. Dauert der großflächige Stromausfall länger als vier Stunden an, werden diese vier Punkte zu sogenannten „Leuchttürmen“ ausgebaut. Über die Informationsgrundversorgung hinaus nehmen sie etwa Vermisstenmeldungen entgegen oder leisten erste medizinische Hilfe, dort sollen aber Bürgerinnen und Bürger im Notfall auch ihre Mobiltelefone aufladen können.

Stadt Oberhausen erarbeitet Katastrophenschutz-Bedarfsplan

„Dieses Konzept für den Fall eines großflächigen, lang andauernden Stromausfalls ist Teil des Katastrophenschutz-Bedarfsplans, an dem wir arbeiten“, erklärt der zuständige städtische Beigeordnete und Krisenstabsleiter Michael Jehn. Erprobt ist es auch schon: Bei einer Großübung mit mehr als 100 Kräften konnten die Einsatzkräfte eine reibungslose Kommunikation aller Notruf- und Informationspunkte auch ohne Stromnetz sicherstellen. Die NIP werden mit großen roten Schildern gekennzeichnet; sie sind so festgelegt, dass jeder und jede im Stadtgebiet nicht weiter als 2000 Meter gehen muss, um einen Notrufpunkt zu erreichen.

Im Krisenratgeber findet sich auch eine Checkliste, was Bürgerinnen und Bürger tun und anschaffen sollten, um sich auf einen Blackout vorzubereiten. Darüber hinaus gibt es einen Hinweis auf die weiterführenden Informationen und Listen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. „Auch das sind sehr wichtige Informationen, denn im Ernstfall werden die Rettungskräfte und Hilfsdienste zwar retten und helfen können – aber die Stadtverwaltung wird nicht alle Bürgerinnen und Bürger versorgen können. Es ist wichtig, dass sich alle auch selbst gut vorbereiten“, betont Martin Götzke, der bei der Stadt Oberhausen den Zivil- und Katastrophenschutz koordiniert.

Feuerwehren Oberhausen und Mülheim kooperieren beim Notfallinformationsradio

Eine Anschaffung – neben einem Vorrat an Trinkwasser, notwendigen Medikamenten und haltbaren Lebensmitteln, die nicht unbedingt gegart werden müssen – sollte ein Radio sein, dass unabhängig vom Stromnetz funktioniert, etwa ein Kurbel-, ein Solar- oder ein batteriebetriebenes Radio. Denn Informationen übers Radio wird es im Katastrophenfall in Oberhausen geben: „Wir haben in einem Pilotprojekt mit den Kollegen und Kolleginnen der Feuerwehr Mülheim ein Studio eingerichtet, das unabhängig vom regulären Stromnetz arbeiten kann“, berichtet Jürgen Jendrian, Leiter der Feuerwehr Oberhausen: „Auf 106,2, der Welle von Radio Oberhausen, werden im Katastrophenfall Notfallinformationen gesendet werden.“

Weitere Informationen zum Krisenratgeber gibt es auch telefonisch unter 0208 – 825-1.

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